Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Partner

Der Partner

Titel: Der Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
Coke, sagte Patrick höflich.
    Patrick ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zielstrebig bis ans Ende des Korridors, von wo man durch große Fenster auf den Parkplatz hinausschauen konnte. Sie ließen sich auf einer mit Vinyl bezogenen Bank nieder und behielten den Korridor mit den in einiger Entfernung stehenden Deputies im Auge.
    Patrick trug eine OP-Hose, keine Socken, Ledersandalen. »Haben Sie die Fotos von der Unfallstelle gesehen?« fragte er sehr leise.
    »Ja.«
    »Ich habe mich für diese Stelle am Tag davor entschieden. Die Schlucht geht dort ziemlich steil nach unten, ideal für den Unfall, der mir vorschwebte. Sonntag Abend habe ich bis gegen zehn gewartet und dann die Jagdhütte verlassen. Bei einem kleinen Laden an der County-Grenze machte ich Halt.«
    »Verhall’s.«
    »Richtig, Verhall’s. Dort habe ich aufgetankt.«
    »Fünfzig Liter, vierzehn Dollar und einundzwanzig Cents laut Kreditkartenbeleg.«
    »Hört sich für mich korrekt an. Ich unterhielt mich kurz mit Mrs. Verhall, dann fuhr ich weiter. Es war kaum Verkehr auf der Straße. Zwei Meilen später bog ich in einen Schotterweg ein und fuhr eine knappe Meile bis zu einer Stelle, die so abgeschieden lag, dass ein Überrascht- oder Beobachtetwerden eigentlich ausgeschlossen war. Ich hiel an, öffnete den Kofferraum und zog mich um. Ich hart eine komplette Ausrüstung dabei, wie Sie sie von Moto-Cross-Fahrern her kennen -
    Sturzhelm, Schulterpolster Hand- und Knieschützer, einfach alles eben. Ich streifte es über meine Kleidung, alles bis auf den Helm natürlich dann kehrte ich auf den Highway zurück und fuhr weiter in Richtung Süden. Den ersten Versuch musste ich abbrechen, weil ein Wagen hinter mir auftauchte.
    Beim zweiten Mal sah ich einen Wagen, der mir in einiger Entfernung entgegenkam. Ich zog trotzdem die Geschichte mit der Vollbremsung durch, um die Ihnen bekannten Schleuderspuren zu produzieren.
    Beim dritten Mal war die Bahn endlich frei. Ich setzte den Helm auf, holte tief Luft und ließ den Dingen ihren Lauf. Ich hatte eine Heidenangst, Karl.«

    Karl vermutete, dass sich zu diesem Zeitpunkt noch jemand anders in dem Wagen befand, entweder tot oder lebendig, aber er hielt es für klüger, nicht zu fragen. Jedenfalls jetzt noch nicht.
    »Ich verließ mit knapp dreißig Meilen auf dem Tacho die Straße. Aber diese dreißig fühlten sich an wie neunzig. Ich flog durch die Luft. Die Bäume sausten an mir vorbei; ich prallte gegen kleine Bäume, die mit lautem Knall abbrachen. Die Windschutzscheibe zersplitterte. Ich steuerte nach rechts und nach links, wich Hindernissen aus, so gut ich konnte, aber trotzdem erwischte eine große Kiefer den Wagen vorne links. Der Airbag explodierte, und ich verlor für kurze Zeit das Bewusstsein. Das Gefühl, ins Bodenlose zu stürzen, und dann war alles still. Ich öffnete die Augen und spürte sofort einen scharfen, stechenden Schmerz in meiner linken Schulter. Kein Blut. Ich hing unnatürlich verdreht im Sicherheitsgurt, und dann begriff ich, dass der Blazer auf der rechten Seite lag. Ich befreite mich und und kroch nach draußen. Als ich aus dem verdammten Ding heraus war, begriff ich mit einem Mal, was für ein unglaubliches Glück ich gehabt hatte. Meine Schulter war nicht gebrochen, sondern nur geprellt. Ich ging um den Blazer herum und staunte, zu welch gutem Wrack ich ihn gemacht hatte. Das Dach war genau über der Fahrerseite eingedrückt. Fünfzehn Zentimeter tiefer, und ich wäre nicht mehr heil herausgekommen.«
    »Das hört sich alles ja unglaublich gefährlich an. Sie hätten ums Leben kommen oder schwer verletzt werden können. Weshalb haben Sie den Wagen nicht einfach den Abhang hinuntergeschoben?«
    »Das hätte nicht überzeugend genug gewirkt. Es musste alles echt aussehen, Karl. Der Abhang war nicht steil genug. Schließlich, erinnern Sie sich, ist das dort eine ziemlich flache Gegend.«
    »Weshalb haben Sie keinen Ziegelstein aufs Gaspedal gelegt und sind dann rechtzeitig abgesprungen?«
    »Ziegelsteine brennen nicht. Wenn Ted und seine Leute einen Ziegelstein im Wagen gefunden hätten, hätten sie unter Umständen Verdacht geschöpft. Ich habe alle nur denkbaren Varianten durchgespielt.
    Ich musste in die Bäume fahren und mit heiler Haut davonkommen. Ich hatte einen Sicherheitsgurt, einen Airbag, einen Sturzhelm. Es gab keine andere, ähnlich erfolgversprechende Möglichkeit.«
    »Evel Knievel persönlich.«
    Die Schwester brachte die beiden Coke und wollte einen Moment

Weitere Kostenlose Bücher