Der Partner
attraktiven Frau einen langen, bewundernden Blick zuzuwerfen, aber soweit Karl wusste, war er Trudy während der Zeit seiner Ehe immer treu gewesen. Einmal, es war auf einem Jagdausflug hatten sie Vergleiche zwischen ihren Ehefrauen angestellt. Patrick hatte zugegeben, dass es eine Herausforderung war Trudy auf Dauer zu befriedigen.
Eine lange Pause folgte, und Karl spürte, dass Patrick nicht der Sinn nach Reden stand. Die Minuten verrannen Karl war gern gekommen, sogar glücklich, seinen Freund wiederzusehen, aber er konnte nicht ewig in einem dunklen Zimmer sitzen und die Wände anstarren.
»Hören Sie, Patrick, da ich Ihren Fall nicht verhandeln werde, bin ich nicht als Ihr Richter hier. Ich bin auch nicht Ihr Anwalt. Ich bin Ihr Freund. Sie können also offen mit mir sprechen.«
Patrick griff nach einer Dose Orangensaft mit einem Strohhalm darin. »Möchten Sie etwas zu trinken?«
»Nein.«
Er trank einen Schluck und stellte die Dose wieder auf den Tisch. »Es muss entsetzlich kitschig klingen, der Traum, ganz einfach wegzugehen, ganz einfach in die Nacht zu verschwinden, um mit dem neuen Tag als neuer Mensch zurückzukehren. Alle Probleme bleiben hinter einem zurück - die tägliche Schinderei, das Elend einer schlechten Ehe, der Druck, immer wohlhabender zu werden.
Träumen Sie nicht auch davon, Karl?«
»Ich glaube, irgendwann einmal in seinem Leben tut das jeder. Wie lange haben Sie es geplant?«
»Zu lange. Viel zu lange. Ich hatte ernsthafte Zweifel, dass das Kind von mir war. Ich beschloss …«
»Wie bitte?«
»Ja, es ist wahr, Karl. Ich bin nicht der Vater. Trudy hatte während meiner ganzen Ehe einen Geliebten. Ich liebte das Kind so gut ich konnte, aber es machte mir trotz alledem schwer zu schaffen.
Ich sammelte Beweismaterial und nahm mir vor, Trudy zur Rede zu stellen, aber es war auf eine so merkwürdig beruhigende Art leicht, diese Aussprache aufzuschieben. Seltsamerweise gewöhnte ich mich allmählich an den Gedanken, dass sie einen Liebhaber hatte. Ich fasste mein Verschwinden ins Auge, wusste aber schlicht und ergreifend nicht, wie ich es anstellen sollte. Also las ich ein paar Leitfäden für den freundlichen Kriminellen von nebenan, in denen stand, wie man seine Identität wechselt und sich neue Papiere verschafft. Alles war erstaunlich einfach. Es gehört nur ein bisschen Nachdenken und Planung dazu.«
»Also ließen Sie sich einen Bart wachsen und nahmen fünfundzwanzig Kilo zu.«
»Ja. Ich war verblüfft, wie sehr der Bart mein Aussehen veränderte. Das muss ungefähr um die Zeit gewesen sein, als ich Partner wurde. Ich war damals schon ausgebrannt. Ich war mit einer Frau verheiratet, die mir nicht treu war, spielte mit einem Kind, das nicht von mir stammte, arbeitete mit Leuten zusammen, die ich nicht ausstehen konnte. Etwas hier oben machte Klick, Karl. Eines Tages war ich auf dem Highway 90 unterwegs zu irgendeinem wichtigen Termin, war aber im Verkehr steckengeblieben und schaute wie zufällig hinaus auf den Golf. Ich bemerkte ein einzelnes kleines Segelboot am Horizont, das sich kaum bewegte. Mit einem Mal sprang es mich an, ich wünschte mir nichts sehnlicher, als da draußen auf dem Boot zu sein und die Freiheit zu haben, dorthin zu segeln, wo ich für alle nur noch ein Niemand war. Ich saß in meinem Wagen, gefangen in diesem Stau, betrachtete das Boot und wünscht mir verzweifelt, zu ihm hinausschwimmen zu können. Ich war so erschüttert, dass ich geweint habe, Karl. Können Sie sich das vorstellen?«
»Wir alle haben solche Tage.«
»Nur, dass ich dort, mit diesem Blick, ein anderer Mensch geworden bin. Ich wusste, ich würde verschwinden.«
»Wie lange hat es gedauert?«
»Ich musste Geduld haben. Die meisten Leute handeln überstürzt, sobald sie sich zum Verschwinden entschlossen haben, und machen Fehler. Ich hatte Zeit. Ich war nicht pleite oder auf der Flucht vor Gläubigern. Ich schloss eine Lebensversicherung über zwei Millionen Dollar ab, was alles in allem drei Monate in Anspruch nahm. Ich wusste, dass ich Trudy und das Kind nicht mittellos zurücklassen durfte. Ich fing an zuzunehmen, indem ich Unmengen aß. Ich änderte mein Testament. Ich überzeugte Trudy, dass wir Vorkehrungen für unseren Tod und unsere Beisetzung treffen sollten, und ich tat es, ohne Argwohn zu erregen.«
»Die Einäscherung war ein gelungener Schachzug.«
»Danke. Ich kann ihn nur weiterempfehlen.«
»Macht es unmöglich, die Identität eines Toten, dessen Todesursache und
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