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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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war an jedem Tag und in jeder Nacht meiner Hochzeitsreise impotent. Während unter uns der Boden schwankte, kauerte ich über meiner Frau, bearbeitete mich selbst, verfluchte sie, verfluchte das Meer, diese miese Hure, doch trotz all meiner Bemühungen blieb ich so unleugbar wie unbegreiflich schlaff. Wir waren auf einem Boot namens Peshwa unterwegs und steuerten Goa an. Meine Jungs hatten mich gezwungen, auf Hochzeitsreise zu gehen. Nach Paritosh Shahs Tod hatten wir in einer direkten Vergeltungsmaßnahme sieben von Suleiman Isas Männern umgebracht, darunter auch Phul Singh, einen ihrer besten Scharfschützen, den sie aus dem fernen Uttar Pradesh rekrutiert hatten. Sie hatten daraufhin zwei unserer Jungs erledigt, schienen jedoch nicht mit voller Kraft zu reagieren, und ich war mir sicher, daß da etwas im Busch war. Unterdessen wuchs mit jedem Tag, der nach meiner Heirat verstrich, Chhota Badriyas Entsetzen über mein Desinteresse an einer Hochzeitsreise.
    »Wie können Sie denn in Ihrer Suhaag-Raat 606 und an Ihrem allerschönsten Morgen hier in diesem Dreckloch bleiben? Sie müssen irgendwohin, wo es schön ist. Alles muß in Schönheit beginnen. Fahren Sie in die Schweiz!« Er wiederholte diese Leier mit der Schweiz, bis ich ihm androhte, ihm seine Golis 238 in die Schweiz vorauszuschicken. Es war Wahnsinn, mitten in einem Krieg wegzufahren. Und doch blieb Chhota Badriyas tägliches Werben für rosenübersäte Nächte und traumhafte Tage nicht ohne Wirkung. Wir leben doch in modernen Zeiten, sagte er, Sie können telefonisch Kontakt halten. Schließlich leitet sogar Suleiman Isa seine Operationen quasi per Fernbedienung von Dubai aus, und Sie werden nur ein paar Tage lang weg sein. Außerdem war Paritosh Shah ein Mann der Bräuche und Rituale gewesen, der fand, daß alles so gemacht werden müsse wie gestern und vorgestern, er hatte sämtliche Riten gekannt, die die Entwicklung eines Menschen von seiner Empfängnis bis zu den Festmahlen nach seinem Tode markierten. Nach Paritosh Shahs Tod hatten wir die landläufigen Vorschriften bis ins kleinste Detail befolgt, hatten hundert Brahmanen bewirtet, wo es auch ein Dutzend getan hätten, und jetzt erklärte Chhota Badriya, wenn ich für Paritosh Shah geheiratet hätte, dann solle ich gefälligst auch für Paritosh Shah auf Hochzeitsreise gehen. Er versuchte mich mit dem Flugzeug nach Singapur zu schicken, und ich ließ mich schließlich auf eine Schiffahrt nach Goa ein. Sehr romantisch, sagte er, auf einem Schiff statt in einem langweiligen Hotel und so. Ja, ja, sagte ich. Diesen Plan konnte ich am ehesten akzeptieren, weil die Reise kurz war und ich jederzeit würde an Land gehen und in Windeseile zurückfahren können, falls ich gebraucht wurde. Drei Tage dort, zwei Tage in Fort Aguada, drei Tage zurück, Hochzeitsreise abgehakt -so würde es funktionieren.
    Nur ich funktionierte nicht.
    Mit den Jungs in der Nachbarkajüte konnte ich nicht darüber reden, natürlich nicht. In der zweiten Nacht wurde erneut klar, daß nichts geschehen würde. Mochte ich noch so sehr an mir herumrubbeln und jede Frau, jedes Mädchen, jede Hure, die ich je gevögelt hatte, in der schwankenden Kajüte heraufbeschwören, mir noch so verzweifelt all die Filmstars vorstellen, die ich im Geiste schon entblättert hatte - nichts davon würde die kleinste Regung in meinem leblosen Lauda hervorrufen. Er krümmte sich verschämt an meinen Oberschenkel, ganz wund von all dem Reiben. Und ich krümmte mich an die Kajütenwand. Schließlich stieß ich hervor: »Das ist mir noch nie passiert. Es muß am Boot liegen, an diesem Hoch und Runter und Hin und Her, wie bei diesen Dingern auf dem Jahrmarkt, das macht mich ganz krank.«
    Sie schwieg. Sie lag mit dem Rücken zu mir, die Schulter vor dem vom Sternenhimmel ausgefüllten Bullauge hochgezogen. Sie hieß Subhadra. Soviel wußte ich von ihr. Ich betrachtete ihren Arm, ihre knochige schmale Schulter und war mir sicher, in ihrer Abgewandtheit Verachtung und Belustigung zu erkennen. Ich setzte mich auf, und mein Brustkorb schmerzte von dem tiefen Atemzug, den ich tat, der ungemeinen Wut, die ich herunterschluckte. Als ich den Kopf ganz zu ihr drehte, mußte ich meine vor Zorn verkrampften Muskeln regelrecht bezwingen. Am liebsten hätte ich gesagt: Es liegt an dir, du dürre Chut, spitze Rippen hast du wie eine halbverhungerte Hündin. Ich hätte sie gern am Hals gepackt und geschüttelt, bis ihr Kopf knackend vornüber fiel, hätte geschrien: Wer

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