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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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Während ich zuhörte, fiel mir auf, wie attraktiv dieser Sadhu Anand Prasad war. Seine Haut war von einem schimmernden Schokoladenbraun, das sich leuchtend vom Weiß seines Gewandes abhob, und obwohl er mindestens fünfzig war, fiel ihm sein langes dunkles Haar in eine faltenlose Stirn. Er hatte einen ganz leichten südlichen Akzent - einen so gutaussehenden Tamilen hatte ich mein Lebtag nicht zu Gesicht bekommen. Sein Sekretär war ein sehr großer Niederländer, blond und mit einem so markanten Gesicht, daß er hätte Schauspieler werden können. Der Sekretär stellte sich hinter Anand Prasads Stuhl, und zusammen wirkten sie in diesem luftigen Büro voller seidenbezogener Möbel wie eine Reklame für Guru-jis Methoden.
    Nikhil drängte auf ein Treffen mit Guru-ji. Er erklärte Anand Prasad, sein Verein habe Millionen zu vergeben, die über die ganze Welt verteilten Mitglieder seien Geschäftsleute, Computerprogrammierer, Ärzte und alle gern bereit, zu spenden. Doch sie seien Anhänger Guru-jis, und Voraussetzung für ihre Spende sei eine Begegnung mit ihm. Wenn schon nicht persönlich, dann vielleicht in einer Videokonferenz? Oder zumindest in einem Telefonat.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Anand Prasad. »Aber Guru-ji hat sich zur Einkehr zurückgezogen. Und bevor er gegangen ist, hat er strikte Anweisungen erteilt. Er will nicht gestört werden, nicht einmal im Notfall. Selbst ich darf keinen Kontakt mit ihm aufnehmen. Ich weiß weder, wo er ist, noch, wie ich mich mit ihm in Verbindung setzen könnte.«
    »Das heißt, er ruft Sie an?«
    Anand Prasads Achselzucken war von tänzerischer Eleganz. »Nein, nein«, sagte er. »Er ist wirklich fort.« Er gestikulierte wie ein Zauberer mit beiden Händen. »Man könnte sagen, er ist verschwunden. Er kommt erst zurück, wenn er es will.«
    »Er würde nicht einmal für eine Million Dollar wiederkommen?« fragte Nikhil. »Für arme Kinder? Verhungernde Frauen?«
    Er gab sich alle Mühe, aber es war sinnlos. Anand Prasad wußte nichts, und was er wußte, würde er nicht verraten. »Vergiß es«, sagte ich zu Nikhil. »Dieser Maderchod ist nur ein Lakai. Er weiß nichts.«
    Anand Prasad war schockiert. Er war ganz von seiner Heiligkeit und seinem blendenden Aussehen erfüllt, und so hatte noch nie jemand mit ihm geredet. »Was?« sagte er. »Wer sind Sie?«
    Ich ging zwei Schritte auf seinen Schreibtisch zu. Neben einem kunstvoll gearbeiteten Stifteköcher und drei Telefonen stand ein goldener kleiner Altar in der Form eines Adlers, etwa zwei Hände breit. Ich griff danach. Er war wundervoll detailgetreu, bis hin zu den Ziegeln und der zur Verbrennung bereitgestellten Samagri im Innern. Und er lag schwer in meiner Hand, besaß eine beeindruckende Dichte. Der Rauch des Opfers stieg mir in die Nase, jener Duft, der Leben wie Tod verheißt. Eine erdrückende Sehnsucht überkam mich, ja, sie überschwemmte mich regelrecht. Wo war Guru-ji? Warum wollte er nicht mit mir reden? Was hatte ich falsch gemacht?
    »Woraus ist der?« fragte ich. »Gold?«
    »Jetzt hören Sie mal zu«, sagte Anand Prasad.
    Er plusterte sich auf und erhob sich, selbstgerecht und indigniert. Ich tat noch einen Schritt vor, und im Zuge dieser Bewegung hob ich den Altar hoch und ließ ihn auf seinen Kopf niedersausen. »Nein«, sagte ich. »Hören Sie mal zu.« Das Metall tönte wie eine Glocke, und ein Blutspritzer erschien auf der sauberen Fensterscheibe. »Das Ding ist hart«, stellte ich zufrieden fest. »Das ist kein Gold.« Anand Prasad lag zappelnd auf dem Boden neben seinem Stuhl, das Gewand bis zu den Hüften hochgeschoben. Ich hockte mich rittlings auf den Dreckskerl, packte ihn an der Schulter und riß ihn hoch, und dann machte ich mich wieder mit dem Altar ans Werk. Mit dem Zuschlagen zog Ruhe in mich ein, eine Konzentration, die in mich hineinströmte wie klares Wasser. Die Hiebe kamen in einem stetigen Rhythmus, mit meinem Atem, als meditierte ich. Ich ging ganz in der Erleichterung dieser Bewegung auf, in der Befriedigung, zu der sich all die Nächte voller Angst und Zorn plötzlich auflösten. Dann war der Altar blutverschmiert und Anand Prasad tot.
    Ich ließ ihn los, und sein Schädel plumpste auf den Marmorboden. Die Jungs sahen mir mit großen Augen zu. Nikhil hielt seine Ghoda auf den Niederländer gerichtet, der in einer Ecke kauerte. »Nein«, sagte ich. »Nicht schießen. Wir wollen hier eine Botschaft hinterlassen. Macht es wie bei dem hier.« Ich ließ den Altar fallen.
    Der

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