Der Pate von Florenz
lassen würde, Pazzi zur Teilnahme an der Verschwörung zu bewegen.
Deshalb versuchte er mit Nachdruck, dem Bankherrn die Beweggründe darzulegen, warum es einen gewaltsamen Umsturz geben musste. Dabei versäumte er es auch nicht zu betonen, dass dies der ausdrückliche Wunsch Seiner Heiligkeit sei und dass dieser große Hoffnung in ihren Plan und in ihn, Jacopo de’ Pazzi, setze. Sein Name und sein Ansehen im Volk seien von ausschlaggebender Bedeutung für einen erfolgreichen Umsturz.
Pazzi furchte die Stirn. »Das also sagt der Heilige Vater?«, knurrte er skeptisch.
»Warum hätte er mich sonst zu Euch schicken sollen, Signore?«, fragte Montesecco überflüssigerweise zurück. »Er will diesen Machtwechsel und er baut dabei auf Euch!«
Dass Papst Sixtus gemeinsame Sache machte mit den Verschwörern, änderte für Jacopo de’ Pazzi die Situation von Grund auf. Immerhin waren sie, die Pazzi, die päpstlichen Depositare. Verweigerte er sich einer Teilnahme an der Verschwörung, musste er damit rechnen, dass ihm dieses gewinnbringende Geschäft entzogen wurde. Und nicht nur das stand zu befürchten. Wenn der Sturz und die Ermordung der beiden Medici ohne seine Beteiligung gelangen, würde man ihm sein Zaudern und seine Zurückweisung mit Sicherheit bitter vergelten. Von der reichen Beute, die dann durch die Beschlagnahmung des gesamten Grundbesitzes und aller anderen Vermögenswerte der Medici den Anführern der Verschwörung zufiel, und von den neu zu verteilenden höchsten Staatsämtern würde er nichts abbekommen. Möglicherweise würden die neuen Machthaber es in ihrem Zorn noch schlimmer mit ihm treiben, als es Lorenzo und seine Parteigänger bislang schon taten.
»Da Ihr Euch nun mal auf den langen Weg gemacht habt, soll mich doch der Teufel holen, wenn ich mir nicht wenigstens anhöre, wie der Umsturz vonstatten gehen soll. Also sprecht! Wie habt Ihr es Euch gedacht?«, forderte Pazzi. Auf einmal konnte er nun gar nicht genug Einzelheiten über die militärischen Pläne erfahren und mit wessen Rückendeckung außerdem noch zu rechnen war.
Seine Zustimmung erteilte Jacopo de’ Pazzi an diesem Abend jedoch noch nicht. Aber er vereinbarte mit Montesecco ein zweites Geheimtreffen. Damit stand für den Grafen fest, dass der Bankherr seine Entscheidung insgeheim schon getroffen hatte. Und so hegte er nicht den geringsten Zweifel, dass er mit der von allen Verschwörern erhofften Nachricht nach Rom zurückkehren würde.
33
W enn sie doch nur mit irgendjemandem über alles hätte reden können! Ganz im Vertrauen! Aber die Mädchen, mit denen sie aufgewachsen und befreundet gewesen war, hatten alle längst Ehemänner und Kinder. Sie lebten in anderen Stadtvierteln und waren damit beschäftigt, sich unter den scharfen Augen ihrer Schwiegermütter im Haushalt zu bewähren. Und wenn man sich auf dem Markt oder beim Kirchgang traf, dann gingen die kurzen Gespräche nicht über einen kleinen Schwatz hinaus.
Aber selbst wenn ihr eine gute Freundin geblieben wäre, hätte sie es nicht wagen können, ihr zu erzählen, dass Giuliano de’ Medici ihr seit Wochen schöne Augen machte, dass er sich immer wieder mit ihr treffen wollte und dass sie einfach nicht mehr ein noch aus wusste, wie sie im Wettstreit ihrer zwiespältigen Gefühle einen klaren Kopf behalten sollte.
War sie an einem Tag entschlossen, Giuliano nicht noch einmal heimlich wiederzusehen und fortan seinem Drängen gegenüber standhaft zu bleiben, weil es ja doch zu nichts führen konnte und auch nicht durfte, wurde sie am nächsten Tag schon wieder wankelmütig. Dann erlag sie wieder einmal seinem Werben und dem Zauber, dass sich ein Mann wie er um sie, die Tochter eines einfachen Goldschmiedes, bemühte. Da half es auch nicht, dass sie sich hinterher immer wieder vor Augen führte, wie gefährlich ihr Spiel mit dem Feuer war und wie schmerzhaft sie sich daran verbrennen konnte.
Aber niemandem durfte sie sich anvertrauen, schon gar nicht ihrem Vater oder Tante Piccarda. Sie würden entsetzt sein, dass sie dem Werben des Medici nicht sofort Einhalt geboten hatte, als er sich ihr im Klostergarten von San Marco erklärt hatte. Denn es war unschicklich und unentschuldbar, dass sie sich mit dem Bruder von Lorenzo de’ Medici heimlich traf und dass sie sich von ihm den Hof machen ließ. Wenn es herauskam, dann war nicht nur ihr guter Ruf ruiniert, es drohten womöglich noch viel schlimmere Folgen für sie und ihren Vater.
Was soll nur werden? Heilige
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