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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Aber du Dummkopf musstest ausgerechnet mit der Tochter meines Pisaner Geschäftspartners ins Bett steigen, und dann auch noch unter seinem Dach!«, donnerte der Vater. »Allmächtiger, er hat Vincanos Tochter verführt!«, flüsterte Alessio fassungslos. »Kein Wunder, dass Vater außer sich ist.«
    Marcello nickte nur. Solch ein Fehltritt war unverzeihlich. Silvio sollte das ehrenwerte Haus Fontana in Pisa vertreten und er war dort gewiss mit dem nötigen Respekt und Wohlwollen in die Familie von Luigi Vincano aufgenommen worden.
    »Aber es ist doch nicht von mir ausgegangen, sondern von ihr«, versuchte Silvio, sich zu verteidigen. Seine Stimme klang inzwischen ziemlich kläglich. »Giulia hat doch als Erste …«
    »Zum Teufel, spar dir deine lächerlichen Einwände!«, schnitt der Vater ihm barsch das Wort ab. »Es tut überhaupt nichts zur Sache, ob sie von einfältigem Gemüt ist oder raffiniert darauf aus war, dich einzufangen! Selbst wenn sie sich zehn Mal nackt in dein Bett gelegt hätte, hättest du sie nicht anrühren dürfen! Du bist ein Fontana! Ich habe von dir erwarten können, dass du dich auch wie ein solcher benimmst und deinem Namen Ehre machst! Zumal ich dir mit dem Geschäft in Pisa eine ausgezeichnete Möglichkeit gegeben hatte, dich zu beweisen. Jeder andere hätte mir die Füße geküsst und sich ehrenvoll ins Zeug gelegt, um mir zu zeigen, dass ich recht damit getan habe, ihm dieses Vertrauen zu schenken! Aber nicht du! Du hast mir das Vertrauen mit Schande vergolten, Silvio! Und als ob es nicht schon schlimm genug wäre, dass du ihr die Jungfernschaft geraubt hast! Nein, du musstest die Kleine auch noch schwängern!«
    Marcello sog scharf die Luft ein.
    »Du kannst mir auf Knien danken, dass ich dafür gesorgt habe, dass du mit heiler Haut aus Pisa herausgekommen bist!«, fuhr der Vater wutentbrannt fort.
    »Ich weiß, dass ich …«, setzte Silvio zaghaft an.
    »Gar nichts weißt du!«, schnitt der Vater ihm das Wort ab. »Es hat mich meinen Anteil an dem Geschäft gekostet, dass Luigi Vincano darauf verzichtet hat, dich vor den Magistrat zu zerren und die Sache mit seiner Tochter an die große Glocke zu hängen! Ich habe ihm meine sechzig Prozent überschrieben und ihm darüber hinaus noch vierhundert Florin zugesagt, damit er seine schwangere Tochter rasch mit einer üppigen Mitgift verheiraten kann. Dein schändliches und hirnloses Liebesabenteuer hat mich tausendsechshundert Goldstücke gekostet!«
    »Um Himmels willen!«, stieß Alessio ungläubig hervor. »Hast du das gehört? Tausendsechshundert Florin! Von unserem Geld!«
    Marcello nickte nur. Es hätte ohnehin nichts genutzt, seinen Bruder darauf hinzuweisen, dass es nicht ihr Geld war, sondern noch immer das ihres Vaters.
    Silvio murmelte zerknirscht irgendeine Entschuldigung. »… irgendwie wieder … wiedergutmachen, das verspreche ich Euch hoch und heilig!«
    »Oh ja, das wirst du!«, versicherte ihm der Vater grimmig. »Dafür werde ich schon sorgen, Silvio! Und zwar wirst du so lange Ziegel brennen, bis du die Summe wieder eingearbeitet hast!«
    Schon hörten Alessio und Marcello, wie sich Stiefelschritte der Bodenluke näherten.
    »Los, nichts wie weg!«, flüsterte Marcello und eilte, so schnell er konnte, die Stufen hinunter, dicht gefolgt von seinem Bruder. Sie verzogen sich in die hintere Kontorstube, in der Alessio sein Schreibpult hatte. Seit Silvios Weggang nach Pisa war er für die Buchhaltung der Bottega zuständig. Eine Arbeit, die ihm zuwider war und die er so schnell wie möglich loszuwerden hoffte.
    Mit großem Gepolter kam ihr Vater die Treppe herunter.
    Alessio lugte hinter dem Türrahmen hervor und sah, wie er im Kontor von Gonzo Spinelli verschwand. Als die Tür hinter ihm zufiel, raunte er Marcello zu: »Die Luft ist rein! Komm, lass uns zu Silvio gehen. Der hat uns noch eine ganze Menge Fragen zu beantworten.«
    Sie fanden Silvio, zusammengesunken auf einem dreibeinigen Schemel sitzend wie ein Häufchen Elend, den Kopf in beide Hände gestützt, als hätte ein Schwächeanfall ihn übermannt. Langsam hob er den Kopf. Sein Gesicht war so bleich wie ein Leichentuch und auf seinen Zügen lag eine seltsame Mischung aus schamvoller Verlegenheit und gequälter Ratlosigkeit.
    »Da hast du dich und unsere Familie ja prächtig in die Scheiße geritten, du feiner Frauenheld!«, sagte Alessio. Nicht nur Abscheu, sondern auch Genugtuung lag in seiner Stimme.
    Silvio schien es nicht zu hören. Ihn beschäftigte etwas

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