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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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ausschließlich aus Sicherheitsgründen, mein verehrter Condottiere!«
    »Steckt Euch den Verehrten sonst wohin!«, bellte der Söldnerführer. »Denkt lieber daran, dass Ihr nachher, in der Sitzung des Geheimen Senates, meine Forderungen mit Nachdruck unterstützt!« Mit klirrenden Sporen stiefelte er aus dem Zimmer.
     
    Simonetta dachte jedoch nicht daran, dem Condottiere beizustehen. Er ließ ihn leer ausgehen, indem er vorher einige wichtige Senatsmitglieder, die er auf seiner Seite wusste, auf Sanseverinos Forderungen vorbereitete. Dabei betonte er immer wieder, dass der Geheime Senat sich einer derart maßlosen und unverschämten Forderung nicht beugen dürfe. Und dieser Meinung schloss sich dann auch die Mehrheit an.
    Sanseverino empörte sich über die Verweigerung und wurde einmal mehr seinem Ruf als Grobian und Rüpel gerecht. Sein Auftritt vor dem Geheimen Senat verlief denn auch laut und hitzig. Aber es fruchtete nichts. Die Senatoren blieben hart.
    Mit hochrotem Kopf gab Sanseverino schließlich auf. »Ich denke nicht daran, meine Zeit mit solch lächerlichem Debattieren zu vertrödeln!«, brüllte er und stürmte zur Tür. »Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen! Ich werde mir holen, was mir zusteht!« Mit dieser Drohung stürzte er aus dem Raum und warf die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zu.
     
    Zurück in seinen Gemächern, rief Simonetta seinen ältesten Sohn Gian Giacomo zu sich, der ihm als Sekretär diente. Es gab viel zu tun, um die Räder in seinem Sinne rollen zu lassen. Der Streit mit Roberto da Sanseverino musste aus der Welt geschafft werden, weil der Condottiere ein guter Freund der Medici war. »Treib irgendwo vier Falken von edler Zucht auf, egal, zu welchem Preis. Die möchte ich schnellstmöglich an Lorenzo de’ Medici schicken, natürlich mit einem bewegenden Treuebrief.« Er lächelte spöttisch. »Und besorg auch ein ähnlich kostbares Geschenk für Montefeltro. Du weißt, auf einem Bein steht man schlecht.«
    »Ich werde mich sofort darum kümmern, Vater.« Als Simonetta wieder allein war, wich die heitere Miene von seinem Gesicht. Zwar hatte er im Geheimen Senat über den Condottiere gesiegt, aber dessen Drohung durfte er nicht auf die leichte Schulter nehmen. Er besaß eine feine Witterung für Gefahren, und wenn sie ihn auch diesmal nicht täuschte, dann lag schon wieder ein Mord in der Luft.

12
    M it gemischten Gefühlen machte sich Fiora am vereinbarten Sonntag zur mittäglichen Stunde auf den Weg in den im Osten gelegenen Stadtteil San Pier Scheraggio, wo ihre Schwester wohnte. Dass ihr Besuch bei Costanza und deren Mann keine übermäßig vergnügliche Angelegenheit sein würde, wusste sie von vornherein. Ganz abgesehen davon, dass sie sich im Palazzo der Sabatelli stets wie die arme Verwandte behandelt fühlte, der man dann und wann mit einer üppigen Mahlzeit huldvoll etwas Gutes angedeihen ließ, gab es bei Tisch nur einen, der das Wort führte, und das war ihr Schwager. Filippo Sabatelli hörte sich gern selbst reden, mit Vorliebe über seine erfolgreichen Geschäfte und seine einflussreichen Freunde.
    Deshalb würde sie auch diesmal wieder seine selbstgefälligen Monologe über sich ergehen lassen müssen, zu denen Costanza hin und wieder ein affektiert erstauntes »Oh, was Ihr nicht sagt!« oder ein bewunderndes »Wie trefflich Ihr das durchdacht habt, Filippo!« beisteuern würde.
    Nein, ein Vergnügen erwartete sie ganz und gar nicht. Aber dass Costanzas Einladung diesmal nicht aus einer Laune gnädigen Wohlwollens oder aus dem plötzlich erwachten Wunsch nach schwesterlicher Gesellschaft heraus erfolgt war, lag für Fiora auf der Hand. Sie wollte irgendetwas damit bezwecken, das hatten ihr die teuren Geschenke verraten. Und es interessierte sie brennend, worum es sich dabei handeln mochte.
    Als sie über den Kornmarkt bei Or San Michele ging, hörte sie im Vorbeigehen, wie ein städtischer Herold die Beschreibung eines entlaufenen Sklaven und die auf seine Ergreifung ausgesetzte Belohnung verlas.
    Solche Vorfälle ereigneten sich nicht oft in der Stadt, denn Sklaven waren zumeist deutlich an ihren Narben zu erkennen, die sie an Händen oder Armen trugen, manchmal auch im Gesicht. Die Sklavenhändler in Genua und Venedig, die in Italien das einträgliche Geschäft mit Tscherkessen, Griechen, Türken und Schwarzafrikanern beherrschten, kennzeichneten ihre menschliche Ware vor dem Verkauf mit Brandzeichen oder Schnittmarkierungen. Wer seinem Herrn

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