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Der Pathologe

Der Pathologe

Titel: Der Pathologe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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dem, was mit uns geschehen ist … wir sind uns in dieser kurzen Zeit so nah gekommen … dass du mir genug Vertrauen entgegenbringen könntest, um nicht einen Zaun zwischen uns zu errichten?«
    Jeremy brummte der Kopf. Er wollte sie in die Arme nehmen, sie küssen, mit ihr wegfahren. »Es geht nicht darum, zuzumachen«, sagte er sanft. »Es gibt nur einfach nichts, worüber wir reden könnten. Und jetzt ist nicht die Zeit dafür.«
    »Nichts«, sagte sie. »Du machst so etwas durch … und dann nichts?«
    Jeremy antwortete nicht.
    »Dabei soll es also bleiben, ja?«, fragte sie.
    »Im Moment schon.«
    »Okay«, sagte sie. »Du bist der Fachmann, was menschliche Emotionen betrifft – ich muss jetzt los. Du hast mich zur Seite gezogen, als wir auf dem Weg zu einer Besprechung mit dem Chef waren. Tropische Lungenkrankheiten. Vielleicht gehe ich ja mal für ein Jahr in eine Dschungelklinik.«
    In Jeremys Kopf wimmelte es von sich windenden Insekten.
    »Der Dschungel«, sagte er, »ist ein interessanter Ort.«
    Sie starrte ihn an, als sei er verrückt, ging um ihn herum, wobei sie vermied, ihn zu berühren, und als sie an der Tür stand, drehte sie den Knauf heftig herum.
    »Wann hast du Zeit?«, fragte er.
    »Das wird noch dauern«, sagte sie, ohne sich umzudrehen. »Du weißt, wie es ist. Der Dienstplan.«
    Er machte seine Krankenblätter fertig, redete mit Ramirez über Doug Vilardi und ließ Angela von einem Telefon auf Fünf West aus ausrufen. Keine Antwort. Er ging in sein Büro zurück und ließ sie erneut ausrufen. Sein Pieper blieb still. Er versuchte es mit der Schwesternstation der Brustmedizin, dem Umkleideraum der Assistenzärztinnen, dem Personalbüro. Nichts.
    Zwei Stunden waren vergangen, seitdem er sie erzürnt hatte, und er stellte fest, dass er sie vermisste.
    Allein zu sein war jetzt etwas anderes. Nicht mehr ein Teil von ihm, ein Phantomglied.
    Man konnte niemanden nach zwei Stunden vermissen. Das war albern.
    Und selbst wenn Angela ihn eine Zeit lang ausschloss, es war zu ihrem Besten. Solange sie auf ihn hörte und sich von Dirgrove fern hielt.
    Er glaubte, dass sie das tun würde, sie war eine äußerst kluge, nachdenkliche Frau.
    Er dachte an die zwanghaften Rituale, zu denen sie sich bekannt hatte.
    Eine getriebene Frau. Umso besser. Am Ende würde ihre Vernunft sich durchsetzen, und daran würde sie sich halten.
    Außerdem musste
er
eine Weile allein sein.
    Er hatte einiges zu erledigen.

42
    Nachts.
    Jeremy verhielt sich unauffällig, indem er zu unregelmäßigen Stunden kam und ging und das Krankenhaus durch einen abgelegenen Hintereingang betrat – einen im Untergeschoss, der zu einer Ladebucht führte. Einer dieser vergessenen Orte, die bei einem so alten und weit verzweigten Gebäude wie dem City Central unvermeidlich waren. Dasselbe Geschoss wie Pathologie und Leichenhalle, aber im gegenüberliegenden Flügel. Hier kam er an der Waschküche, den Kesselräumen, elektrischen Innereien und Lagerräumen für nicht mehr aktuelle Krankenakten vorbei.
    Die Eingeweide. Das gefiel ihm.
    Er hielt sich an einen Dienstplan: besuchte Doug und seine anderen Patienten zu den vereinbarten Zeiten, verließ die Stationen aber über die Treppe statt mit dem Aufzug.
    Kein Kaffee und kein Essen im Speisesaal der Ärzte oder der Cafeteria. Wenn er Hunger bekam – was selten der Fall war –, holte er sich etwas an einem Imbissstand. Seine Haut wurde fettig, aber das war der Preis, den man zahlen musste.
    Als er sich einmal Pommes einverleibte, ohne sie zu schmecken, dachte er:
Etwas ganz anderes als
foie gras. Fastfood lag ihm schwer im Magen. Vielleicht war ihm gar nichts Besseres zugedacht.
    Er achtete darauf, am Ende des Tages seine Post durchzugehen, aber er bekam keine Karten mehr von Arthur und keine Überraschungen mit der Hauspost.
    Sie wissen Bescheid: Ich bin hinreichend informiert.
    Wenn er das Krankenhaus verließ, verbannte er es aus seinen Gedanken. Konzentrierte sich auf die Nachtarbeit. Und fuhr.
    Rollte durch die abfallübersäten Gassen von Iron Mount, vorbei an den Pfandleihen, Rettungsstationen und Billigläden, von denen der Slum voll war. Zweimal fuhr er zum Saugatuck Finger, wo er trotz der beißenden Kälte seine Schuhe auszog und barfußüber den harten, nassen Sand ging. Am Tatort waren keine Spuren zurückgeblieben, nur Strand, See, Möwen und verschrammte Picknicktische. Hinter der Landzunge ragten im Hintergrund große Bäume auf, die dem Mörder gute Deckung geboten

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