Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pathologe

Der Pathologe

Titel: Der Pathologe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
verborgen. Kaufte sich am Kiosk eine Zeitung, um normal auszusehen, und ging denselben Weg zurück. Das wiederholte er dreimal. Dirgrove hob den Blick nicht von seiner Lasagne.
    Der Chirurg saß da und langweilte sich. Die gesamte lächelnde Konversation spielte sich zwischen Brandon, Sonja und Mom ab.
    Patty kümmerte sich um die Kinder, half dem Mädchen, mit der Gabel Spaghetti aufzurollen. Als Jeremy zum letzten Mal vorbeiging, sah er, wie sie ihrem Mann einen Blick zuwarf. Ted bemerkte es nicht; er starrte auf die Espressomaschine.
    Ein Familienabend.
    Wann würde er die Bequemlichkeit von Haus und Herd verlassen und das tun, worauf er wirklich abfuhr?
    Es geschah in der vierten Nacht.
    Ein Tag voller Überraschungen; an diesem Morgen erhielt Jeremy eine Postkarte aus Rio.
    Schöne Körper auf einem weißen brasilianischen Sandstrand.
    Er kam sich schlau vor.
      
Lieber Dr. C …
    Auf jeder Reise lerne ich dazu.
    A.C.
    Ich ebenfalls, mein Freund.
    Als wäre das nicht genug gewesen, rief ihn um 18 Uhr Edgar Marquis an, als er gerade zu seiner nächtlichen Observierung aufbrechen wollte.
    »Dr. Carrier«, sagte der alte Diplomat. »Ich übermittle eine Nachricht von Arthur.«
    »Ach ja?«
    »Ja, ich soll Ihnen von ihm ausrichten, dass er seinen Urlaub genießt – er findet ihn ziemlich lehrreich. Er hofft, es geht Ihnen gut.«
    »Vielen Dank, Sir«, erwiderte Jeremy. »Mir geht’s gut, und ich habe viel zu tun.«
    »Ah«, sagte Marquis. »Das ist schön.«
    »Das denke ich mir, Sir.«
    Marquis räusperte sich. »Nun ja, das wäre schon alles. Guten Abend.«
    »Von wo hat er angerufen, Mr. Marquis?«
    »Das hat er nicht gesagt.«
    Jeremy lachte. »Sie wollen mir nicht das Geringste verraten, nicht wahr? Nicht mal jetzt.«
    »Jetzt?«
    »Ich bin am Ball, Mr. Marquis.«
    Keine Reaktion.
    »Gönnen Sie mir nur ein kleines Detail«, sagte Jeremy. »›CCC‹. Wofür steht das? Wie hat es angefangen – was hat Sie zusammengeführt?«
    »Gutes Essen und guter Wein, Dr. Carrier.«
    »Richtig«, sagte Jeremy.
    Schweigen.
    »Worin bestand Ihr Martyrium, Mr. Marquis? Was hat das Feuer in Ihrem Bauch erzeugt?«
    Nach einem winzigen Zögern: »Chilischoten.«
    Jeremy wartete auf mehr.
    »Die indonesische Küche«, erklärte Marquis, »kann ziemlich pikant sein. Ich bin dort erzogen worden, sowohl in Fragen des Geschmacks als auch der Vernunft.«
    »So«, sagte Jeremy. »So soll es also weitergehen.«
    Der alte Mann antwortete nicht.
    »Mr. Marquis, ich nehme an, Sie würden mir nicht sagen, wann Arthur zurückkommt.«
    »Arthur hat seinen eigenen Zeitplan.«
    »Das hat er bestimmt. Auf Wiederhören, Sir.«
    »Dr. Carrier? Hinsichtlich des Ursprungs unserer kleinen Gruppe erübrigt es sich zu sagen, dass Ihre Mitwirkung in mehr als einer Hinsicht als … harmonisch betrachtet würde.«
    »Tatsächlich?«
    »Oh ja. Betrachten Sie es als offenkundige Tatsache.«
    »Inwiefern offenkundig?«
    »Offenkundig«, wiederholte Marquis. »In Stein graviert.«
    Als Jeremy die Treppe zum Hintereingang hinunterging, versuchte er zu verdauen, was Marquis ihm gesagt hatte.
    Scharfes Essen in Indonesien.
Ich bin dort erzogen worden.
    Marquis’ Feuertaufe durch einen Verlust hatte in diesem Inselstaat stattgefunden. Eines Tages würde Jeremy, falls er neugierig genug wäre, es herauszufinden versuchen. Im Moment hatte er seinen Observierungsjob.
    Als er zum Hintereingang kam, fand er ihn verschlossen vor. War ihm jemand auf die Schliche gekommen? Oder war es nur ein Anfall von Kompetenz auf Seiten des Sicherheitsdienstes?
    Er ging zurück zur Eingangshalle des Krankenhauses, legte eine Pause am Automaten mit den Süßigkeiten ein, wo er Bob Doresh entdeckt hatte, und kaufte sich einen mit Schokolade überzogenen Kokosriegel.
    Er hatte Süßigkeiten nie richtig gemocht; selbst als Kind war er nie in Versuchung gewesen. Jetzt sehnte er sich nach Zucker. Glücklich kauend näherte er sich dem Haupteingang des Krankenhauses. Kam an der Marmorwand der Stifter vorbei.
    In Stein graviert.
Und da stand es.
    Mr. und Mrs. Robert Balleron.
Stifterspende, vor zehn Jahren. Darunter ein Beitrag, der nicht so lange zurücklag, vor vier Jahren:
    Richterin Tina F. Balleron, in liebendem Gedenken an Robert Balleron.
    Die Stifterliste war nicht alphabetisch geordnet, und das machte es ein bisschen zeitraubender für Jeremy, aber er fand sie alle. Als er den letzten Kokoskrümel hinuntergeschluckt hatte, wusste er Bescheid.
    Professor Norbert Levy, in

Weitere Kostenlose Bücher