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Der Pathologe

Der Pathologe

Titel: Der Pathologe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Zeit?«
    »Die ganze Nacht.«
    »Ich war nicht zu Hause.«
    »Das weiß ich, Doc. Sie sind gegen vier Uhr morgens nach Hause gekommen. Das ist spät für Sie.«
    »Lassen Sie mich beschatten?«
    »Hab ich das gesagt?«
    »Nein«, entgegnete Jeremy. »Natürlich nicht. Dumme Frage. Wenn Sie mich beschatten ließen, wüssten Sie, dass ich nichts damit zu tun habe.«
    Genauso wenig wie Dirgrove, der es sich in dem Zimmer auf der anderen Seite des Innenhofs gemütlich gemacht hatte.
    Was hatte er falsch gemacht?
    »Fangen Sie an«, sagte Doresh.
    »Ich habe das Krankenhaus kurz nach acht verlassen und mir etwa eine halbe Stunde später in einem Motel in der Nähe des Flughafens ein Zimmer genommen. Das Hide- away am Airport Boulevard. Ich habe bar bezahlt, aber der Mann an der Rezeption erinnert sich vielleicht an mich, weil nicht viel Betrieb war. Ein junger Typ mit dunklen Haaren. Fettigen dunklen Haaren. Gestern Abend hat er ein grün-weiß gestreiftes Hemd angehabt. Ich habe für einen halben Tag bezahlt. Vierundvierzig Dollar.«
    »Ein Motel.«
    »Das ist richtig.«
    »Mit wem waren Sie dort?«
    »Mit niemandem.«
    Doreshs buschige Augenbrauen gingen in die Höhe. Er verlagerte sein Gewicht, und die Bank knarrte. »Sie haben sich allein ein Zimmer in einem Motel genommen?«
    »Zimmer 15. Ich bin dort bis etwa zwanzig vor vier geblieben und war, wie Sie wissen, um kurz vor vier wieder zu Hause.«
    Falls Doresh oder ein anderer Cop ihn nicht gesehen hatte, wer dann? Es musste jemand aus der Nachbarschaft sein, und da fiel ihm nur Mrs. Bekanescu ein. Sie war von Natur aus eine Schnüfflerin und hatte ihn nie gemocht, und er hatte lange vor Sonnenaufgang Licht in ihrem Haus gesehen. Manchmal stellte sie Futter für streunende Katzen vor die Tür, so dass ihr Miauen die nähere Umgebung erfüllte, während es draußen noch dunkel war. Sie war jedenfalls auf gewesen, hatte seine Scheinwerfer bemerkt, und als Doresh mit seinen Fragen zu ihr gekommen war, war sie mehr als glücklich gewesen, es ihm zu erzählen.
    Mit wie vielen Nachbarn hatte Doresh gesprochen? Glaubten sie alle, dass er ein gefährlicher Mann war? War das der Grund dafür – und nicht die Tatsache, dass sie die Häuser nur für kurze Zeit gemietet hatten –, dass niemand mit ihm sprach?
    Doresh starrte ihn an und sagte kein Wort.
    »Wo und wann ist es passiert?«, fragte Jeremy.
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Dass ich es wissen will? Ja.«
    »Dass Sie allein in einem Stundenmotel eingecheckt haben.«
    »Ich hatte das Bedürfnis nach Einsamkeit.«
    »Und das Bedürfnis haben Sie in einem Stundenmotel befriedigt?«
    »Ja.«
    »Jemand wie Sie, der alleine lebt, warum befriedigen Sie dieses Bedürfnis nicht in Ihrem eigenen Haus?« Er lächelte. »Sie haben jetzt
jede Menge
Einsamkeit.«
    Doreshs Ton forderte Jeremy heraus.
Los doch, du Klugscheißer, verlier die Fassung.
    Jeremy zuckte mit den Achseln. »Manchmal hilft ein Szenenwechsel.«
    »Wobei?«
    »Dabei, meinen Seelenfrieden zu erlangen.«
    Doreshs Gesicht nahm die Farbe rohen Rindfleischs an. »Sie täten gut daran, mich nicht auf den Arm zu nehmen.«
    »Fragen Sie den Mann im Motel. Fragen Sie das Zimmermädchen, das Zimmer 15 sauber gemacht hat, ob jemand in dem Bett geschlafen hat.«
    »Sie haben dort nicht geschlafen? Was zum Teufel haben Sie dann getan?«
    »Auf einem Stuhl gesessen. Nachgedacht. Ferngesehen – hauptsächlich religiöse Shows. Die, an die ich mich am besten erinnere, ist mit einem Prediger aus Nebraska. Thadd Bromley. Geschwätziger Bursche. Hatte einen blauen Pullover mit V-Ausschnitt an – sah aus wie ein Junge vom College und redete wie ein Cowboy. Nach den Zusagen zu urteilen, die reingekommen sind, kann er sich nicht beklagen. Es hat mir Spaß gemacht, ihn sagen zu hören, wie ich mein Leben führen soll.« Jeremy ließ seinen Blick durch die Kapelle schweifen.
    »Sie sind religiös«, sagte Doresh.
    »Ich wär’s gerne.«
    »Warum?«
    »Religion wäre ein Trost. Ich würde gern glauben.«
    »Was hindert Sie daran?«
    »Zu viele Ablenkungen. Wer war sie? Wo ist es passiert?«
    Doresh ignorierte ihn. Er wandte sich ab, und Licht, das durch ein farbiges Plastikfenster fiel, warf einen Regenbogen auf sein Gesicht.
    »Noch eine Humpty-Dumpty-Situation?«, fragte Jeremy.
    Immer noch keine Antwort.
    »Gibt es sonst noch was, Detective?«
    Doresh schlug die Beine übereinander. »Sie wollen mir erzählen, dass Sie von halb neun bis zwanzig vor vier mutterseelenallein in einer

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