Der Pathologe
Fickbude waren und die frohe Botschaft gehört haben? Das ist ja ’ne tolle Geschichte.«
»Warum sollte ich so etwas erfinden?«
»Die Sache ist die, Doc, vielleicht kann der Mann am Empfang ja bestätigen, dass Sie eingecheckt haben. Aber ich nehme an, dass Sie sich nicht von ihm verabschiedet haben, als Sie gegangen sind. Wie zum Teufel soll ich also wissen, dass Sie die ganze Nacht dort gewesen sind? Sie hätten jederzeit auschecken können.«
»Thadd Bromley«, sagte Jeremy. »Er hatte einen späten Sendetermin. Er hat aus der Apostelgeschichte zitiert. Er hat ein Mädchen auf Krücken geheilt. Und es gab noch andere. Ich kann mich wahrscheinlich an einige ihrer Predigten erinnern. Ich bin kurz eingenickt, aber die meiste Zeit war ich wach.«
»Religiöse Shows.«
»Das Hideaway bietet keine große Auswahl an Sendern. Der Empfang war zum größten Teil verschwommen. Ich nehme an, die religiösen Kanäle senden mit größerer Reichweite.«
»Haben Sie Fickvideos ausgeliehen?«
»Nein.«
»Diese Absteigen haben eine große Auswahl an Fickfilmen, nicht wahr? Gerade darum geht es bei diesen Läden doch. Allerdings haben die Leute in der Regel einen Partner dabei.«
Der Detective schaute ihn verächtlich an.
»Keine Fickfilme«, sagte Jeremy. »Überprüfen Sie die Pay-per-View-Eintragungen.«
»Blödsinn«, knurrte Doresh. »Was Sie mir hier erzählen, ist Blödsinn.«
»Falls ich gewusst hätte, dass ich ein Alibi brauche, hätte ich eins vorbereitet.«
»Wie reizend. Wie überaus logisch Sie sein können.«
»Wer ist getötet worden?«
»Eine Frau.« Doresh stellte die Füße wieder nebeneinander.
»Gehen Sie meinetwegen mit einem Staubsauger durch meinen Wagen«, sagte Jeremy. »Beschlagnahmen Sie meine Kleidung – kommen Sie mit zu meinem Haus und sprühen Sie es mit diesem Luminol ein. Suchen Sie nach Fasern, nach Flüssigkeiten, was immer Sie wollen. Sie brauchen auch keinen Durchsuchungsbefehl mitzubringen, das ist mir völlig egal.«
»Wie wär’s mit einem Lügendetektor?«
»Klar, kein Problem.«
»Ohne Bedingungen?«
»Beschränken Sie Ihre Fragen auf meine angebliche Verwicklung in einen Mord.«
»Was?«, sagte Doresh. »Wir dürfen Sie nicht zum Thema Religion befragen?«
»Gibt es sonst noch was, Detective?«
»Ein Lügendetektor«, sagte Doresh. »Allerdings weiß ein Typ wie Sie, der große Meisterhypnotiseur und so, wahrscheinlich, wie man den Lügendetektor überlistet.«
»Es gibt keine Tricks«, erwiderte Jeremy. »Um den Lügendetektor zu täuschen, muss man entweder eine abnorm kalte Persönlichkeit sein oder längere Zeit mit dem Apparat geübt haben. Keins von beidem trifft auf mich zu. Ach ja, Beruhigungsmittel helfen auch. Wenn Sie mich vorher einem Drogentest unterziehen wollen, bitte sehr.«
»Kalte Persönlichkeit, wie? Ich würde sagen, Sie sind ein ziemlich cooler Bursche, Dr. Carrier. Selbst direkt nachdem Ms. Banks abgeschlachtet worden war, als wir Sie aufs Revier geschleppt haben, waren Sie verdammt cool. Mein Partner und ich waren beeindruckt. Die Freundin von dem Typ ist zerstückelt worden, und er schwebt nur so durch das Verhör.«
Jeremy erinnerte sich an diese Zeit als einen nicht endenwollenden Albtraum. Er lachte, um den Mistkerl nicht schlagen zu müssen.
»Irgendwas lustig, Doc?«
»Wie weit Sie danebenliegen, ist lustig. Falls Sie sich über Tricks Gedanken machen, können wir den Lügendetektor vergessen.«
Doresh griff sich seinen Mantel, stand auf und kam auf ihn zu. Sein Grübchen im Kinn pulsierte, und sein gewölbter Brustkorb drohte Jeremys Oberkörper zu berühren. »Nein, ziehen wir’s durch – vielleicht morgen. Oder übermorgen.«
»Rufen Sie mich an«, sagte Jeremy. »Ich schaue in meinem Terminkalender nach und trage Sie ein.«
»Keine Tricks, wie?«, sagte Doresh.
»Ich hab keine auf Lager. Auch keine chirurgischen Fähigkeiten, Detective. Und ich war noch nie in England.«
Doresh blinzelte. »Und warum sollte ich mit einer dieser Informationen was anfangen können?«
Jeremy zuckte mit den Achseln und wollte um den Detective herumgehen. Doresh verstellte ihm den Weg. Täuschte mit dem Kopf einen Schlag an – das Manöver eines Kampfhahns. Jeremy wich reflexartig zurück, verlor das Gleichgewicht und hielt sich an einer Bank fest.
Doresh lachte und verließ die Kapelle.
48
Jeremy wartete, bis er sicher war, dass Doresh nicht zurückkam, bevor er die Tür der Kapelle verschloss, sich in die letzte Bank sinken ließ
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