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Der Pathologe

Der Pathologe

Titel: Der Pathologe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Und es stellte sich heraus, dass der alte Mistkerl draußen auf dem platten Land zur Miete lebte, wo er von Fast-Food-Läden umgeben war.
    Das erste Mal in dem Antiquariat hatte er angenommen, dass Arthur in einem Buch über Schmetterlinge las, und es stellte sich heraus, dass er sich über strategische Kriegsführung schlau gemacht hatte.
    Wo ist der Krieg, alter Mann?
    Zumindest hatte er mit dem Haus in Queen’s Arms Recht gehabt. Jahrzehnte daneben, aber technisch gesehen korrekt.
    Eine schwache Rechtfertigung. Er verwandelte sich in Wrong Man, den Mann, der immer Unrecht hatte. Er
brauchte
seine Intuition. Wo wäre er ohne sie?
    Arthur hatte ihn eindeutig an der Nase herumgeführt.
    Spätes Abendessen, guter Wein,
haute cuisine
, die alten Exzentriker, die sich ihre greisen Bäuche voll schlagen.
    All die gute Laune, dann eine knappe Verabschiedung.
    Und jetzt das hier. Postkarten.
    Die alten Exzentriker …
    Hatte Arthur einen von
ihnen
damit beauftragt, ihm die Artikel zu schicken? Einem seiner Kumpel einen Stapel von HNO-Umschlägen übergeben und Anweisungen hinterlassen, wie man sie Jeremy in seiner Abwesenheit zuschicken solle?
    Warum nicht? Die Artikel waren nicht mit der normalen Post aufgegeben worden, sondern einfach in die Röhren der Krankenhauspost geworfen worden. Jeder konnte sich Zugang zu dem System verschaffen. Einfach durch die Eingangshalle marschieren, einen Briefeinwurf finden und
wuusch
.
    Wie funktionierte dieses Röhrensystem eigentlich? Er blätterte sein Telefonbuch vom Krankenhaus durch, bis er die Nummer der Poststelle gefunden hatte. Unten im Kellergeschoss, ein Stockwerk unter der Pathologie.
    Ein Mann mit einer tiefen Stimme kam an den Apparat. »Poststelle, hier ist Ernest Washington.«
    »Mr. Washington, hier ist Dr. Carrier. Ich hab mich gerade gefragt, wie die Post von den Röhren in die einzelnen Abteilungen kommt.«
    »Dr. – wie war der Name?«
    »Carrier.«
    »Carrier«, wiederholte Washington. »Ja, ich erinnere mich an den Namen. Das erste Mal, dass mich jemand das fragt.«
    »Es gibt immer ein erstes Mal.«
    »Dr. Carrier von …«
    »Von der Psychiatrie.«
    »Ja, genau.« Dann: »Ist das ein Scherz?«
    »Ganz und gar nicht. Falls Sie mich zurückrufen wollen, mein Apparat hat die Nummer …«
    »Ich kenne die Nummer, hab sie hier vor mir, einen Moment … Dr. phil. Jeremy Carrier, Apparat 2508.«
    »Genau.«
    »Und Sie sind es wirklich, ja?«
    »Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, schon.«
    Washington lachte leise. »Okay, okay, tut mir Leid. Es ist nur so, dass ich noch nie danach gefragt worden bin … Ist das vielleicht eine Art psychiatrisches Experiment?«
    »Nein, Sir, reine Neugier. Ich bin an einem Briefeinwurf vorbeigekommen und hab gemerkt, dass ich seit Jahren hier arbeite und keine Ahnung habe, wie meine Post den Weg zu mir findet. Muss eine ziemliche Herausforderung sein.«
    »Allerdings. Sie haben ja gar keine Ahnung«, sagte Ernest Washington. »Wir sind den ganzen Tag hier unten, und niemand sieht uns. Als ob wir unsichtbar wären.«
    »Ich weiß, was Sie meinen.«
    Washington räusperte sich umständlich. »Das System ist aufgeteilt. Die normale Post geht nicht durch die Röhren, die wird einmal pro Tag in einem Lkw hier angeliefert und kommt dann direkt in unsere zentrale Verteilung – direkt hierher, wo ich sitze. Wir sortieren sie dann und leiten sie an Sie weiter.«
    »Und die Hauspost?«
    »Die geht durch die Röhren. Das funktioniert so, dass die Röhren alle zu drei Sammelcontainern führen, die hier im Kellergeschoss stehen. Einer am Nordende des Gebäudes, einer am Südende und einer direkt hier in der Mitte. Meine Leute sehen in jedem Container nach – das geschieht regelmäßig, damit ihr Ärzte eure wichtige Post so schnell wie möglich bekommt. Wir sortieren sie und schicken sie in die einzelnen Abteilungen. Nicht einmal pro Tag wie beim U. S. Postal Service. Zweimal. Damit ihr Ärzte bei euren wichtigen medizinischen Themen auf dem Laufenden bleibt. Ist Ihre Frage damit beantwortet?«
    »Absolut«, sagte Jeremy. »Spielt es eine Rolle, wo die Post herkommt?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wenn sie von der Otolaryngologie im Gegensatz zu, sagen wir, der Chirurgie kommt, wird dann anders damit verfahren?«
    »Nee«, erwiderte Washington. »Für uns seid ihr alle gleich.«
    Durch irgendeinen Briefschlitz. Eine nette alte Frau könnte einen Umschlag in einen Briefeinwurf stecken und weggehen, und niemand würde es bemerken oder sich

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