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Der Patient

Titel: Der Patient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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gucken wir mal.«
    Die Frau ließ rot lackierte Fingernägel über die Tasten schnellen.
    Der Computer surrte und gab elektronische Piepsgeräusche von sich. Ricky sah, wie auf dem Bildschirm ein Eintrag erschien und im selben Moment die schmal gezupften Augenbrauen der Frau in die Höhe schnellten.
    »Übler Bursche, der Kerl, Doktor. Sie sicher, dass Sie den brauchen?«
    »Was ist denn?«
    »Na ja, eine Raub, noch eine, dann tätlicher Angriff, Verdächtiger in Autodiebebande, hat sechs Jahre wegen schwere Raubüberfall gesessen. Das wird schwer. Ganz schön miese Register, das hier.« Die Frau las weiter, dann kam ein erstauntes »Oh!«.
    »Was ist?«
    »Der kann Ihnen nicht mehr helfen, Doktor.«
    »Wieso?«
    »Jemand muss ihn erwischt haben.«
    »Und?«
    »Er ist tot. Vor sechs Monate.«
    »Tot?«
    »Ja. Hier steht
verstorben
, und ein Datum. Halbes Jahr her. Ist nicht schade um den, wenn Sie mich fragen. Ist eine Bericht dabei. Mit Namen von dem Kommissar aus dem einundvierzigsten Revier oben in der Bronx. Fall ist noch nicht gelöst. Scheint, jemand hat Rafael Johnson totgeprügelt. Schreck lich, wirklich schrecklich.«
    »Was steht denn da?«
    »Sieht so aus, jemand hat ihn verprügelt und dann mit seine eigene Gürtel an ein Rohr aufgehängt. Das ist nicht nett, gar nicht nett.« Die Frau schüttelte den Kopf, während sie zugleich ein wenig schmunzelte. Keine Sympathie für Rafael Johnson, ein Typ, der vermutlich einmal zu oft bei ihr hereinspaziert war.
    Ricky taumelte zurück. Es war für ihn nicht schwer zu raten, wer Rafael Johnson aufgestöbert hatte. Und wozu.
     
    Am selben Münztelefon in der Vorhalle konnte er den Kommissar ausfindig machen, der im Fall von Rafael Johnsons Tod ermittelt hatte. Auch wenn er nicht sagen konnte, ob ein Telefonat viel bringen würde, hielt er es für angebracht, es zu versuchen. Der Beamte in der Leitung wirkte zwar ein wenig kurz angebunden, doch energisch und schien neugierig, als Ricky sich vorgestellt und erklärt hatte, weshalb er sich bei ihm meldete.
    »Ich bekomme nicht viele Anrufe von arrivierten Medizinern. Normalerweise verkehren die nicht in denselben Kreisen wie der dahingeschiedene Rafael Johnson, dem wohl kaum jemand eine Träne nachweint. Weshalb interessieren Sie sich für den Fall, Dr. Starks?«
    »Dieser Mann, Johnson, war vor rund zwanzig Jahren mit einerdamaligen Patientin von mir liiert. Ich versuche, mit ihren Angehörigen Kontakt aufzunehmen, und hatte gehofft, Johnson könnte mir die Richtung weisen.«
    »Das hätte ich sehr bezweifelt, Doc, es sei denn, Sie hätten ihn dafür gut entlohnt. Rafi war für jeden Gefallen gut, vorausgesetzt, es sprang dabei genug für ihn raus.«
    »Sie kannten Johnson, bevor er ermordet wurde?«
    »Sagen wir mal einfach, dass er hier oben auf dem Radarschirm von ’ner Reihe Cops kein Unbekannter war. Er war der Typ, der immer für schlechte Neuigkeiten sorgte. Kleindealerei. Auftragsschlägereien, Einbrüche, Raubüberfälle, ein, zwei sexuelle Übergriffe. Kurz gesagt, einer von diesen ziemlich schlimmen Fingern. Die Art seines Abgangs war, um ehrlich zu sein, Doc, nicht eben überraschend, und ich glaube ehrlich nicht, dass bei der Beerdigung von dem Burschen allzu viele Tränen vergossen wurden.«
    »Wissen Sie, wer ihn auf dem Gewissen hat?«
    »Das ist die Eine-Million-Dollar-Frage. Aber die Antwort lautet, wir können uns einen ziemlich guten Reim drauf machen.«
    Ricky stürzte sich hoffnungsvoll auf die Bemerkung.
    »Tatsächlich?«, fragte er aufgeregt. »Haben Sie jemanden verhaftet?«
    »Nein, sieht im Moment auch nicht danach aus. Jedenfalls vorerst nicht.«
    Ricky landete unsanft auf dem Boden der Tatsachen. »Und wieso?«
    »Nun ja, bei so einem Fall gibt es meistens nicht gerade üppiges forensisches Beweismaterial. Vielleicht ein bisschen Blut, das man untersuchen kann, falls es zu einem Kampf gekommen ist, aber Fehlanzeige, denn wie’s aussieht, wurde Rafi ziemlich fest verschnürt, als sie ihn verprügelt haben, und derjenige, der ihnsich zur Brust genommen hat, trug Handschuhe. Deshalb wollen wir einen seiner Kumpel ausquetschen, bis er einen Namen ausspuckt, und uns dann von einem zum anderen weiterarbeiten, bis wir den Killer haben.«
    »Ja, verstehe.«
    »Nur dass keiner den Kerl, von dem wir glauben, dass er Rafael Johnson allegemacht hat, ans Messer liefern will.«
    »Und wieso nicht?«
    »Na ja, Knastloyalität. Ehrencodex des Singsing. Wir haben einen Kerl im Visier, mit dem Rafael

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