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Der Patient

Titel: Der Patient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Pflegeeltern, durch den Staat New York. Dann habe ich arrangiert, dass mein Cousin und seine Frau in New Jersey formal die Adoption übernehmen. Es war geradezu lächerlich einfach, die Bürokratie auszutricksen, die sich, wie Sie zweifellos bereits wissen, sowieso keine allzu großen Gedanken um das Schicksal dieser drei Kinder machte.«
    »Demnach tragen sie Ihren Namen? Sie haben Tyson durch Ihren Namen ersetzt?«
    »Nein.« Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Da muss ich Sie enttäuschen, Ricky. Unter Lewis sind sie in keinem Telefonbuch zu finden. Sie wurden vollkommen neu erfunden. Jeder mit anderem Namen. Mit einer anderen Identität. Mit anderen Lebensentwürfen, an anderen Schulen, mit einer anderen Ausbildung und einer anderen Therapie. Aber trotzdem innerlich geschwisterlich verbunden, wenn es drauf ankommt, das wissen Sie ja schon.«
    »Wieso? Wieso dieser Aufwand, um ihre Vergangenheit zu verwischen. Wieso haben Sie nicht …«
    »Meine Frau war bereits krank, und wir hatten die staatlich vorgeschriebene Altersgrenze überschritten. Mein Cousin kam da sehr gelegen. Und war für ein Honorar bereit zu helfen. Zu helfen und die Sache zu vergessen.«
    »Klar«, erwiderte Ricky sarkastisch. »Und der kleine Unfall der beiden? Ein Familienstreit?«
    Dr. Lewis schüttelte den Kopf. »Reiner Zufall«, sagte er.
    Ricky wusste nicht, ob er ihm glaubte. Einen Seitenhieb konnte er sich nicht verkneifen: »Dem guten alten Freud zufolge gibt es keinen Zufall.«
    Dr. Lewis nickte. »Stimmt. Aber es gibt immer noch einen Unterschied zwischen dem Wunsch und der Tat.«
    »Meinen Sie? Ich glaube, da irren Sie. Aber egal. Wieso gerade sie? Wieso diese drei Kinder?«
    Der alte Psychoanalytiker zuckte die Achseln. »Überheblichkeit. Arroganz. Egoismus.«
    »Das sind nur Worte, Herr Kollege.«
    »Ja, aber sie erklären einiges. Sagen Sie mir nur eines, Ricky: Ein Mörder … ein wahrhaft gnadenloser, mörderischer Psychopath … macht die Umwelt diesen Menschen zu dem, was er ist? Oder wird der so geboren, durch irgendein winziges Versehen in seinen Genen? Was von beidem, Ricky?«
    »Die Umwelt. So haben wir es gelernt. Das würde jeder andere Psychoanalytiker bestätigen. Die Genetiker würden das vielleicht anders sehen. Aber aus psychologischer Sicht sind wir das Produkt unserer prägenden Erfahrungen.«
    »Da würde ich Ihnen zustimmen. Also habe ich ein Kind – samt seinen zwei Geschwistern – aufgenommen, als eine Art Versuchskaninchen für das Böse. Vom leiblichen Vater im Stich gelassen. Von den anderen Angehörigen abgeschoben. Nie annähernd so etwas wie Stabilität im Leben. Mit allen möglichen sexuellen Perversionen konfrontiert. Von einemSoziopathen nach dem anderen, mit dem ihre Mutter sich eingelassen hat, verprügelt, um schließlich hilflos mit ansehen zu müssen, wie der einzige Mensch auf der Welt, dem man vertraut hat, die eigene Mutter, sich aus Armut und Verzweiflung das Leben nimmt. Eine Mixtur, aus der nur Böses zu erwarten ist, meinen Sie nicht?«
    »Allerdings.«
    »Und ich habe gedacht, ich könnte dieses Kind zu mir nehmen und dieses ganze Unrecht, das ihm widerfahren war, ins Gegenteil verkehren. Ich habe dabei geholfen, diesen komplizierten Plan zu entwickeln, der ihn von seiner entsetzlichen Vergangenheit lösen würde. Dann, so hatte ich gehofft, könnte ich ihn zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft machen.«
    »Und das hat nicht funktioniert?«
    »Nein. Allerdings habe ich seltsamerweise Loyalität erzeugt. Eine eigentümliche Form von Zuneigung vielleicht auch. Es hat eine schreckliche Faszination, Ricky, von einem Mann geachtet und geliebt zu werden, der sich dem Tod verschrieben hat. Und genau das ist Rumpelstilzchen. Er ist ein Profi. Ein ausgemachter Killer. Mit der besten Ausbildung, die ich ihm ermöglichen konnte. Exeter. Harvard. Jura an der Columbia. Eine kurze Zeit beim Militär, um den Werdegang abzurunden. Wissen Sie, was das Seltsamste an der Sache ist, Ricky?«
    »Sagen Sie’s mir.«
    »Sein Beruf unterscheidet sich gar nicht mal so sehr von unserem. Die Leute kommen zu ihm, wenn sie Probleme haben. Sie bezahlen ihn anständig dafür, dass er sie löst. Der Patient, der auf unserer Couch landet, ist verzweifelt bemüht, sich von einer Last zu befreien. Das sind seine Klienten auch. Nur dass er, wie soll ich sagen, zu drastischeren Mitteln greift als wir, wenn auch unter derselben Verschwiegenheit.«
    Ricky merkte, dass er schwer Luft bekam. Dr. Lewis schüttelte

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