Der Patient
angeguckt als ihn.«
Das leuchtete Ricky ein. Er versuchte es anders.
»Haben Sie zufällig das Nummernschild der Limousine erkannt?«
Der Zustellfahrer ließ sich mit der Antwort ein wenig Zeit. »Nee, Mann, hab ich nicht dran gedacht. So ’n Mist. Wär nicht übel gewesen, was?«
»Ja«, sagte Ricky. Dabei wusste er, dass das gar nicht nötig war, da er den Mann, der an diesem Morgen auf der Straße gewesen war und auf den Lieferwagen gewartet hatte, bereits kannte.
Zwischen zehn und elf Uhr vormittags bekam er einen Anruf vom stellvertretenden Direktor der First Cape Bank, eben dem Mann, der den Bankscheck mit dem Rest von Rickys Geld aufbewahrte. Der leitende Angestellte klang nervös und aufgeregt. Ricky versuchte, sich das Gesicht des Mannes ins Gedächtnis zu rufen, während er ihm zuhörte, aber es gelang ihm nicht, obwohl er sich sicher war, ihn schon einmal persönlich gesehen zu haben.
»Dr. Starks? Michael Thompson von der Bank. Wir haben kürzlich telefoniert …«
»Ja«, sagte Ricky. »Sie bewahren eine gewisse Summe für mich auf …«
»Das stimmt. Der Scheck ist in meiner Schreibtischschublade weggeschlossen. Deshalb rufe ich aber nicht an. Wir hatten ungewöhnliche Bewegungen auf Ihrem Konto. Einen Vorfall, könnte man sagen.«
»Was für ungewöhnliche Bewegungen?«, fragte Ricky. Der Mann schien ein wenig mit sich zu kämpfen, bevor er antwortete.
»Nun ja, ich setze nicht gerne wilde Spekulationen in die Welt, aber jemand hat offenbar unbefugt versucht, sich Zugang zu Ihrem Konto zu verschaffen.«
»In welcher Weise?«
Wieder schien der Mann zu zögern. »Nun ja, wie Sie wissen, haben wir wie alle anderen auch vor ein paar Jahren auf Online-Banking umgestellt. Aber da wir eine eher kleine Ortsbank sind, na ja, also wir halten uns etwas darauf zugute, dass wir uns in mancherlei Hinsicht eine altmodische Note bewahrt haben …«
Ricky erkannte in dieser Bemerkung den Werbeslogan der Bank wieder. Auch war ihm bekannt, dass die Treuhänder eine Übernahme durch eine Großbank ganz und gar willkommen heißen würden, falls eines Tages ein lukratives Angebot zur Tür hereinspazierte. »Ja«, sagte er. »Das war von jeher eine Ihrer besten Verkaufsstrategien …«
»Schon, danke. Wir halten uns etwas auf unseren persönlichen Service zugute …«
»Und was ist nun mit dem unbefugten Zugang?«
»Kurz nachdem wir Ihr Konto gemäß Ihrer Anweisung aufgelöst haben, hat jemand über unser Online-Banking versucht, das Konto zu bereinigen. Wir haben davon nur erfahren, weil jemand bei uns anrief, nachdem der Zugang verweigert worden war.«
»Angerufen?«
»Jemand, der sich als Sie ausgab.«
»Was hat er gesagt?«
»Es war eine Art Beschwerde. Aber sobald er hörte, dass das Konto aufgelöst war, legte er auf. Das war alles ziemlich mysteriös und ein bisschen verwirrend, weil wir unseren Computer-Daten entnehmen können, dass er Ihr Passwort kannte. Haben Sie das irgendjemandem mitgeteilt?«
»Nein«, sagte Ricky.
Doch einen Moment lang kam er sich reichlich dämlich vor. Sein Passwort war 37383, was FREUD ergab, wenn man die Zahlen in die entsprechenden Buchstaben auf den Telefontasten übertrug, und so peinlich offensichtlich war, dass er fast errötete. Nur sein Geburtsdatum wäre noch dümmer gewesen, vielleicht aber auch nicht.
»Wie auch immer, vermutlich war es klug von Ihnen, das Konto aufzulösen.«
Ricky überlegte einen Moment, bevor er fragte, »Ist es Ihrem Sicherheitsdienst möglich, entweder die Telefonnummer oder den Computer aufzuspüren, mit deren Hilfe die versucht haben, an das Geld ranzukommen?«
Der stellvertretende Direktor überlegte einen Moment. »Ja, schon. Dazu sind wir in der Lage. Aber die meisten Online-Diebe sind den Ermittlern immer eine Nasenlänge voraus. Sie benutzen gestohlene Computer und illegale Telefoncodes und ähnliche Tricks, damit man nicht rauskriegt, wer dahintersteckt. Das FBI wird manchmal fündig, aber die haben natürlich auch die besten Sicherheitsverfahren auf der Welt. Unsere Möglichkeiten sind nicht ganz so fortgeschritten und damit auch weniger effizient. Und da ja kein Diebstahl stattgefunden hat, sind wir auch nur beschränkt haftbar. Wir sind gesetzlich verpflichtet, den Versuch der Bankaufsichtsbehörde zu melden, aber das heißt im Grunde nur, ein weiterer Vermerk in einer ständig anschwellenden Akte. Trotzdem kann ich unseren Mann bitten, Ihre Daten in das entsprechende Programm einzugeben. Ich glaube nur nicht,
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