Der Perfekte Eroberer
dein Bestes tust. Das ist eine schlechte Nachricht, aber in gewisser Weise auch eine gute: Es ist nicht unbedingt dein Fehler, und du brauchst dich deswegen nicht fertigzumachen.
Natürlich gebe ich dir in diesem Ratgeber viele Tipps, wie man seine Chancen bei Frauen deutlich verbessert. Ich möchte dich allerdings davor warnen, damit geradewegs wieder in die Perfektionsfalle hineinsteuern. Bei schüchternen Menschen ist die Gefahr groß, dass sie denken: »Sobald ich diese Technik beherrsche … oder diese Klamotten besitze … und wenn ich erst mal mein Rhetoriktraining hinter mir habe … und sechs Kilo abgenommen … dann, ja dann werde ich mich endlich trauen, diese hübsche Frau anzusprechen.« Offensichtlich führt diese Herangehensweise völlig in die Irre.
Möglicherweise glaubst ja auch du, wenn du nur etwas weniger Fett auf den Rippen oder muskulösere Arme hättest, würde dir das zu einem ganz anderen Selbstbewusstsein verhelfen und du könntest damit auch deine Hemmungen überwinden. Falls das dein Eindruck ist, dann frag doch einmal jemanden, der deiner Ansicht nach einen Traumkörper vorweisen kann. Du wirst dich vermutlich wundern, was derjenige alles an sich auszusetzen hat. Selbst Top-Models schildern in Interviews ja immer wieder, wie unzufrieden sie mit bestimmten Attributen ihres Körpers sind. Das Problem ist, dass wir aus Film und Fernsehen allzu viele unrealistisch idealisierte Menschen gewohnt sind. Schauspieler, die ohnehin schon gut aussehen, bekommen von einem Drehbuchschreiber witzige, tiefsinnige oder schlagfertige Formulierungen in den Mund gelegt, ein Regisseur sagt ihnen, wie sie sich zu bewegen haben, damit ihnen ein effektvoller Auftritt gelingt, und ein Beleuchter sorgt für das richtige Verhältnis von Licht und Schatten. Dagegen ist nur schwer anzukommen. Wenn du in Discos oder Bars unterwegs bist, kannst du schließlich nicht deine eigene kleine Filmcrew mitnehmen.
Ein zu großes Bestreben danach, den eigenen Körper perfektionieren zu wollen, kann darüber hinaus zu Problemen führen, die weit über deine Schüchternheit hinausgehen. Dass erschreckend viele Frauen von Essstörungen betroffen sind, ist bekannt. Aber auch jeder zwölfte Mann leidet bereits unter diesem Problem. Harrison Pope und seine Koautoren berichten in ihrem Buch Der Adonis-Komplex. Schönheitswahn und Körperkult bei Männern näher über dieses Problem: Um weibliche Zuneigung zu erhalten, versuchen viele Männer so sehr, einem unrealistisch perfekten Körperbild zu entsprechen, dass sie unbedingt vermeintliche Makel an ihrem Körper beseitigen wollen, die andere
Menschen nicht einmal wahrnehmen. Vor lauter Gewichttraining vernachlässigen sie ihre persönlichen Beziehungen und ihre Karriere, und sie ruinieren ihre Gesundheit mit Anabolika und vermeintlich muskelaufbauender Ernährung. Ihre Unsicherheit verlieren sie dadurch nicht.
Betrachten wir in diesem Zusammenhang noch einmal ein Experiment, das der bereits erwähnte Professor Zimbardo mit seinem Team durchführte. Eine Gruppe von Studenten sollte einen Vortrag beurteilen, den eine attraktive Kommilitonin hielt. Manche von ihnen waren schüchtern, andere nicht. Ein Drittel der Männer war mit der Frau allein im Zimmer. Sie durften ihr zu ihrem Vortrag Fragen stellen und sich mit ihr darüber unterhalten. Ein weiteres Drittel war mit ihr allein, durfte aber nur zuhören und kein Gespräch entstehen lassen. Und das letzte Drittel durfte die Frau bei ihrem Vortrag nur über einen Fernsehschirm betrachten. Alle Studenten wurden von den Forschern durch einen Zweiwegespiegel beobachtet und wussten das.
Nach allem, was du bis jetzt in diesem Kapitel gelesen hast: Was glaubst du, welche Studenten die größte Unsicherheit zeigten und sich deshalb auch am wenigsten von dem Vortrag merken konnten? Waren es diejenigen, die dieser attraktiven Frau Auge in Auge gegenüberstanden und sich auch noch mit ihr unterhalten mussten? Nein, diese Gruppe fühlte ihre Schüchternheit am wenigsten . Und diejenigen, die vor dem Bildschirm hockten, fühlten sie am stärksten. Zimbardo erklärt sich das so: Den Studenten, die passiv vor dem Fernseher saßen und dabei von dem Forscherteam beobachtet wurden, war die ganze Zeit über bewusst, dass sie das eigentliche Objekt dieser Untersuchung waren. Sie konnten sich am ehesten ihren Grübeleien hingeben, wie sie wohl auf andere wirken würden. Diejenigen aber, die sich mit der Frau unterhielten, kamen
aus dieser passiven
Weitere Kostenlose Bücher