Der Perfekte Eroberer
als dass mich alle mögen. «
»Wenn jemand unfreundlich auf mich reagiert, kann es Gründe für seine schlechte Laune geben, die überhaupt nichts mit mir zu tun haben.«
Sobald du erst einmal herausgefunden hast, was deine unbewussten Negativ-Botschaften sind, könnest du diese mit bewussten Positiv-Botschaften überwinden. Was im Schlechten funktioniert hat, um dich unsicher zu machen, müsste im Guten auch funktionieren, um dich wieder aufzubauen. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen: Auch die Negativ-Botschaften haben ja einige Jahre gebraucht, um Wirkung zu zeigen. Du bist dazu dermaßen an sie gewöhnt, dass du sie zunächst für glaubwürdiger hältst. Vielleicht wird auch eine gewisse Restunsicherheit immer bleiben. Aber prinzipiell handelt es sich um eine Maßnahme, die funktioniert.
Die gängigen Ratgeber zur Überwindung von Schüchternheit haben für diese Technik verschiedene großspurige Ausdrücke erfunden (»kognitive Restrukturierungsprozesse« und Ähnliches), und sie stellen diese häufig über Seiten hinweg an mehreren Beispielen ausführlich dar. Ich bezweifle
jedoch, dass das notwendig ist. Das Grundprinzip sollte dir längst klargeworden sein. Hier deshalb nur noch einmal eine kurze Zusammenfassung:
Finde heraus, was deine persönlichen Angstgedanken sind, indem du dir vorstellst, dass du heute Abend eine fremde Frau ansprichst. Welche Gedanken gehen dir durch den Kopf? Orientiere dich dabei an den von mir genannten Kategorien.
Entwirf dann eine gegenteilige Botschaft, die dir Mut macht. Das klappt besser, wenn du dafür positive Formulierungen findest. Also nicht: »Ich bin nicht schüchtern«, sondern: »Ich bin selbstbewusst.«
Sage dir diese Sätze innerlich so lange vor, bis du daran zu glauben beginnst. Vielleicht gelingt dir das, wenn du das tust wie ein Schauspieler, der in eine Rolle schlüpfen möchte. Und tu es am besten, bevor du in die konkrete Situation kommst. In der Situation selbst musst du deine Aufmerksamkeit vielleicht auf das richten, was du sagen willst – oder du hast den berüchtigten Blackout. Manche Menschen haben auch Erfolg damit, sich eine Situation nachträglich noch einmal mit den neuen Gedanken durch den Kopf gehen zu lassen und sie so innerlich umzuschreiben.
Wenn sich die positiven Formulierungen für dich zu unecht anhören, so kann das vor allem zwei Gründe haben. Der eine: Du hast einen zu unrealistischen Satz gewählt. »Alle Frauen, denen ich begegne, werden mich lieben« ist vielleicht ein bisschen viel verlangt. »Ich bin lässiger als Stefan Raab« fällt dir vielleicht auch schwer zu glauben, wenn du in Wahrheit zitterst wie Espenlaub. Du willst ja auch nicht ins andere Extrem fallen. Such dir eine vernünftigere Wendung aus, die lediglich deine unbegründeten
Ängste überspielt. Der andere Grund kann sein, dass du dich an diese neue Sichtweise einfach noch nicht ausreichend gewöhnt hast. Insbesondere wenn du sie mit direkter Erfahrung verbindest (wozu wir noch ausführlich kommen werden), sollte sie auf dich nicht mehr oberflächlich und künstlich wirken.
Aber zunächst einmal möchte ich mich mit einer besonders großen und heimtückischen Fallgrube noch ein wenig näher beschäftigen.
»ICH MUSS DARAUF ACHTEN, PERFEKT ZU SEIN«
Wissenschaftliche Untersuchungen haben immer wieder aufgezeigt, dass Schüchternheit grundsätzlich mit einem übersteigerten Wunsch nach Perfektion verknüpft ist. Die betreffenden Menschen legen für sich selbst die Messlatte extrem hoch und fühlen sich als Versager, wenn sie an dem Versuch scheitern, sie zu überwinden. Sie haben große Angst davor, Fehler zu machen, und gehen deshalb allen Situationen aus dem Weg, in denen es dazu kommen könnte. Das führt zu der eigentlich unlogischen Haltung, dass sie einen attraktiven Menschen lieber nicht ansprechen, weil sie Angst haben, dass er Nein sagt – und das obwohl sie sich damit die Chance auf einen positiven Ausgang von Anfang an verbauen. Vom Verstand her ist ihnen das meistens auch vollkommen klar, aber die Angst ist trotzdem stärker.
Wenn es für einen Menschen zur Gewohnheit wird, sich selbst Steine in den Weg zu legen, kann er schnell in einen Teufelskreis – oder besser: eine Teufelsspirale – geraten. Jemand, für den es fast lebenswichtig geworden ist, immer
einen optimalen Eindruck zu hinterlassen, beginnt vielleicht immer häufiger, »riskante« Situationen zu vermeiden. Er geht immer weniger unter Leute, und wenn er es doch tut, fühlt
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