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Der Pestengel von Freiburg

Der Pestengel von Freiburg

Titel: Der Pestengel von Freiburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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die Küche verließ. Sie wirkte nicht mehr ganz so rundlich wie früher, aber auch das stand ihr gut.
    Leise schlich er hinterher. In der Stube fand er sie halb gebückt vor einer offenen Truhe, ihr Hinterteil zeichnete sich deutlich unter dem moosgrünen Stoff des Kleides ab. Behaimer musste an sich halten, sie nicht augenblicklich zu umfassen.
    Das Dielenbrett unter seinen Füßen knarrte, und Clara fuhr herum.
    «Heinrich muss es Euch zurückgegeben haben. Hier ist nichts.»
    «Nun, dann werde ich wohl nochmal in meinen eigenen Sachen nachsehen müssen. Aber nichts für ungut, Clara – es hat mich sehr gefreut, dir mal wieder begegnet zu sein. Ist es nicht jammerschade, dass wir beide so wenig Gelegenheit hatten zusammenzukommen? Uns auszutauschen über unser Fachgebiet? Das hätte doch äußerst fruchtbar werden können. Gerade jetzt, wo du dich in diesen schlimmen Zeiten als Wundärztin bewähren musst.»
    Er trat einen Schritt näher.
    «Weißt du eigentlich, wie manche in der Stadt dich nennen? Der Pestengel von Freiburg! Denn immer, wenn du in deinem hellblauen Umhang ein Haus aufsuchst, weiß man, dass dort der Tod Einzug gehalten hat.»
    Deutlich nahm er die Verunsicherung in ihrem Blick wahr. Als sie schwieg, fuhr er fort: «Glaub mir, ich bewundere deinen Mut. Tag für Tag bietest du diesem leidigen Gesellen die Stirn und weißt doch ganz genau, dass er dich jederzeit mit sich nehmen könnte. Umso mehr solltest du das Leben genießen. Was ich dir jetzt sagen möchte, kommt aus tiefstem Herzen.»
    Unwillkürlich legte er sich die Hand auf die Brust, wo sein Herz jetzt tatsächlich heftig zu pochen anfing. Fast ein wenig zu heftig.
    «Ein Weib wie du, so reif, so klug, so schön, sollte nicht allein bleiben. Das ist wider die Natur.» Er ergriff ihre beiden Hände. «Wir beide – du und ich – wir könnten uns zusammentun. Komm mit mir auf die Baar, ins Fürstenbergische. Der Graf wird nichts dagegen haben, wenn du uns begleitest.»
    Er wunderte sich selbst über diesen letzten Satz, meinte ihn aber in diesem Augenblick durchaus ernst.
    «Was soll das, Behaimer? Lasst mich sofort los.»
    Er gehorchte und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. «Verzeih meinen Überschwang, Clara. Aber Mann und Frau sind nun einmal dafür geschaffen   … Oder willst du etwa für den Rest deines Lebens den Freuden der Liebe entbehren?»
    Sein Atem ging schneller.
    «Ich glaube kaum, dass es mir mit Euch eine Freude wäre!», fauchte sie. «Ihr   – Ihr frevlerischer Betrüger, Ihr schändlicher   …»
    Er riss sie an sich.
    «Herr im Himmel – du stellst dich schlimmer an als eine Nonne!»
    Jetzt presste sich sein Mund auf ihre Lippen, während er ihr die Arme auf den Rücken bog. Ihre Haut um Hals und Busen verströmte einen betörenden Duft nach frischen Wildkräutern. Mit all seiner Kraft drückte er sie zu Boden und legte sich auf sie. Sie wehrte sich, wand und zappelte unter ihm, aus ihrem Mund unter seinem kamen seltsame Laute. Dabei waren ihre Augen groß und dunkel geworden, funkelten wie im Fieber. Oder vor Erregung, vor Begierde?
    «Du willst es auch, nicht wahr?», keuchte er und schöpfte Atem. Sein geschwollenes Glied schmerzte fast unter dem engen Stoff des Beinkleides. «Hast schon lange keine Rute mehr in dir gespürt. Warte, halt still.»
    Mit seiner Rechten nestelte er hastig an seiner Kleidung, nahm die Linke zur Hilfe, da es ihm nicht schnell genug ging. Weich und warm lag dieses Weib unter ihm, jetzt plötzlich regungslos, schien ihn zu erwarten, sich nichts mehr zu wünschen, als dass er ihr als Nächstes den Rocksaum hinaufstreifen und es ihr besorgen würde wie noch keiner vor ihm. Ihm schwindelte, als sein Glied endlich freikam, als zugleich ein bittersüßerSchmerz ihm die Brust zusammenzog und ihn aufstöhnen ließ. Er war am Ziel seines Begehrens, doch warum bekam er nun keine Luft mehr? Warum nur – er riss die Augen auf – umklammerte Clara seinen Hals so fest wie eine Ertrinkende den rettenden Balken?
    Nicht gar so wild, wollte er ihr sagen, doch zum Sprechen fehlte ihm der Atem. Der Schweiß brach ihm aus sämtlichen Poren, speiübel wurde ihm plötzlich, und der Schmerz loderte in Schultern, Armen und Bauch. Diese Enge, dieser Druck, nicht nur um seinen Hals, nein, sein ganzer massiger Leib schien von einer Riesenfaust umschlossen, er spürte noch, wie sich sein Körper bäumte und krampfte gegen den Druck, nahm es beinahe verwundert wahr, gleichsam als ob sein Körper nicht mehr

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