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Der Pestengel von Freiburg

Der Pestengel von Freiburg

Titel: Der Pestengel von Freiburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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flehenden Blick zu.
    Sie nickte.
    «Ist gut.» Ihre Stimme klang müde. «Ich muss jetzt nach Hause.»
    Benedikt sah ihr enttäuscht nach. Sie schien sich über ihre Begegnung kein bisschen gefreut zu haben. Fast wäre er ihr hinterhergelaufen, um zu fragen, was mit ihr sei, aber da näherten sich bereits ihre Eltern. Verdrossen machte er sich auf den Heimweg.
    Im Hof seines Elternhauses stieg ihm der Duft nach gebratenem Speck in die Nase, und sein ausgehungerter Magen begann zu knurren. Bis auf Johanna, die am Herd stand und die knusprigen Speckseiten in der Pfanne wendete, hatten sich alle um den Esstisch versammelt.
    «Bist wie immer der Letzte», raunzte sein Vater.
    «Ich komme, wenn die Arbeit fertig ist. So ist das eben», gab Benedikt unwirsch zurück. Die Freude über seinen Erfolg bei Meister Johannes hatte längst einen schalen Nachgeschmack bekommen. Er drückte sich neben Michel auf die Bank, und sie sprachen das Tischgebet.
    Als Michel gierig nach dem Speck griff, schlug sein Vater ihm auf die Finger.
    «Warte gefälligst!»
    Benedikt sah verstohlen in die Runde. Für gewöhnlich war sein Vater nicht so schroff mit seinem Jüngsten, und bei Tisch herrschte ein fröhlicher Tonfall. Heute aber wirkten seine Eltern auffallend ernst. Und noch seltsamer war, dass sein Vater ihm am Ende ein zusätzliches Stück Speck zuschob.
    «Iss, mein Junge. Du hast sicher eine harte Arbeitswoche hinter dir.»
    «Danke.» Benedikt ließ sich das nicht zweimal sagen, doch unter den stummen Blicken der anderen mochte ihm die unerwartete Zugabe nicht schmecken. Er starrte durch die halboffene Luke des Küchenfensters nach draußen, wo es wieder in dicken Tropfen zu regnen begonnen hatte. Bald schon krachte der erste Donnerschlag, die nahe Stadtmauer gleißte auf vom Licht der Blitze.
    «Michel, schließ die Luke und zünd die Lampe an. Ihr Kleinen helft Johanna beim Aufräumen. Benedikt, du kommst mit in die Stube. Wir haben was zu bereden.»
    Während seine Mutter auch in der Stube Fenster und Läden schloss, steckte sein Vater die kostbaren Kerzen des Wandleuchters an. Auf dem Tisch standen drei Becher und eine Karaffe mit Wein bereit.
    «Warum so feierlich?», fragte Benedikt argwöhnisch.
    «Weil wir etwas Wichtiges mit dir besprechen wollen. Und dazu gehört immer auch ein guter Tropfen. Setz dich.»
    Er räusperte sich.
    «Was hältst du eigentlich von Jacoba, der Tochter des Apothekers Jecklin oben am Kirchhof?»
    Verblüfft ließ Benedikt seinen Blick zwischen den Eltern hin- und herwandern.
    «Was soll nun das bedeuten? Ich kenne Jacoba kaum.»
    Sein Vater lächelte. «Das lässt sich ändern. Wir könnten sie sonntags nach dem Kirchgang einladen, und auch Jecklin ist recht angetan von dem Gedanken, dass ihr beide euch kennenlernt.»
    «Warum wollt ihr mich so plötzlich verkuppeln? Ich hab noch nicht mal meinen Meistertitel.»
    «Das wird nicht mehr allzu lang dauern. Ich habe mit Meister Johannes gesprochen.»
    Allmählich dämmerte Benedikt, worum es hier in Wirklichkeit ging. Er starrte seine Mutter an. Sie hatte bislang kein Wort gesagt.
    «Es hat mit Esther zu tun. Ist es das? Wollt ihr mich darum so eilig verloben?» Er lehnte sich zurück. «Ich brauche keine Jacoba an meiner Seite. Ich brauche überhaupt kein Mädchen.»
    «Gut, dann wollen wir die Karten offen auf den Tisch legen.» Einigermaßen hilflos sah sein Vater zu seiner Mutter. Die nickte und fuhr an seiner Stelle fort:
    «Die Grünbaums haben Esther verlobt. Mit Uri ben Salomon, einem jungen Mann aus der Straßburger Gemeinde.»
    Benedikt schnellte von der Bank hoch. «Das ist nicht wahr! Esther kann diesen Hohlkopf nicht ausstehen. Das hat sie mir schon als Kind erzählt.»
    «Es ist bereits alles abgesprochen. Esther ist einverstanden. Binnen eines Jahres werden die beiden in Straßburg heiraten.»
    Fassungslos starrte Benedikt seine Mutter an. Jetzt wurde ihm einiges klar: die Heimlichtuerei bei ihren Besuchen im Nachbarhaus und bei ihren Gesprächen mit dem Vater, Moische Grünbaums ausweichende Blicke gestern, als er ihm auf der Gasse begegnet war, und erst recht Esthers seltsames Verhalten eben gerade.
    «Das – das ist allein auf deinem Mist gewachsen, Mutter.» Brennende Wut stieg in ihm auf. «Nur um uns auseinanderzubringen, wird Esther ihr Leben lang unglücklich sein! Und du bist schuld!»
    Seine Mutter erbleichte. «Glaub mir, Benedikt», stammelte sie und legte ihm ihre Hand auf den Arm. «Das alles   …»
    «Lass mich!»,

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