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Der Pestengel von Freiburg

Der Pestengel von Freiburg

Titel: Der Pestengel von Freiburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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angenehmer lebte es sich doch in seinem hübschen Stadthaus, das er vor drei Jahren ganz unerwartet und überaus günstig bei einer Versteigerung nach der Sonntagsmesse erworben hatte.
    Heute erwartete der gräfliche Hausherr ihn im Kleinen Saal, denn es war ein Mittwoch, wo neben Urinschau und Pulsprüfen noch das Schröpfen angesagt war. Eigentlich wäre Letzteres die Sache von Meister Günther, dem Hofbarbier, gewesen. Doch seitdem der seinem Herrn beim blutigen Schröpfen eine hartnäckige Entzündung an einer der Hinterbacken beschert hatte, ließ der alte Graf nur noch das trockene Schröpfen zu, und das auch nur aus der Hand seines Leibarztes.
    Die Tür zum Kleinen Saal stand weit offen. Franz zog sich noch vor der Schwelle zurück, nicht ohne sich artig für das Zuckerstückzu bedanken, das ihm in die Hand gedrückt wurde, und Behaimer trat ein. Der Saal war nur spärlich eingerichtet, doch an den Wänden spannten sich kostbare Wandteppiche, und der Boden aus Tonfliesen im Wappenmuster war mit Blumen und frischem Stroh bestreut.
    Auf einer mit Fell bedeckten Holzbank lag bäuchlings und splitterfasernackt Cunrat von Freiburg. Da der Graf die Lebensmitte bereits um einiges überschritten hatte, wirkte seine Haut faltig und porös wie altes Pergament. Er schien zu schlafen, die Arme hingen rechts und links der Bank schlaff herunter.
    Leise schloss Behaimer die Tür hinter sich. Trotz der warmen Frühsommerluft, die durch die geöffneten Fenster strömte, war es hier, hinter den dicken Mauern, fast schon kühl. Er räusperte sich vernehmlich.
    «Nimm erst mal einen Schluck, Meister.» Ohne den Kopf zu heben, wies der Graf in Richtung Tisch, wo eine gläserne Karaffe nebst Bechern auf sie wartete. «Einen kräftigen Burgunder hab ich seit dieser Woche.»
    Behaimer trat an den Tisch und schenkte sich und dem Stadtherrn randvoll ein.
    «Wir haben abnehmenden Mond, lieber Graf. Da sollten wir den oberen Rücken schröpfen.» Er reichte ihm den Becher. «Habt Ihr schon die Matula gefüllt?»
    «Vollgebrunzt bis obenhin!» Jetzt richtete sich Cunrat mit einem leisen Ächzen auf und streckte sich. Zwischen seinen Schenkeln ruhte winzig klein das gräfliche Gemächt. «Steht noch im Aborterker – falls mein dusseliger Diener sie nicht wieder ausgeschüttet hat.»
    Behaimer hob seinen Becher. «Auf Eure Gesundheit!»
    «Auf die Gesundheit, Behaimer.»
    Behaimer schmatzte und leckte sich die Lippen. Der süße, schwere Wein war ganz nach seinem Geschmack.
    «Wird denn Graf Friedrich heute nicht an unserer Consultation teilnehmen?», fragte er.
    «Nein, mein Sohn ist mal wieder unterwegs in Sachen Zwistigkeiten, diesmal gegen den Schwarzenberger.»
    «Nun gut.» Behaimer gab dem Grafen einen Wink, sich wieder hinzulegen, und begann, den ersten Schröpfkopf über der Lampe zu erhitzen. «Zunächst wie immer die Essenz meines medizinischen Kalenders für den Brachmonat, der heute angebrochen ist. Bäder sollte man wieder nehmen, den Aderlass hingegen meiden, ebenso häufige Kopfwaschung. Mit Essen aufhören, bevor völlige Sättigung eintritt, kein Wasser auf nüchternen Magen und Bier überhaupt keines.»
    «Versteht sich von selbst. Dieses Gerstengebräu hab ich noch nie ausstehen können.»
    «Und wie steht es um die Gesundheit Eurer ehrenwerten Ehewirtin und Eures Jüngsten?»
    «Das Übliche bei Anna. Die Glieder sind ihr beim Aufwachen taub. Darum solltest sie auch, wenn wir hier fertig sind, drüben im Rittersaal aufsuchen.»
    «Sehr gern.» Behaimer setzte den letzten Schröpfkopf.
    «Was meinen Sohn Egino betrifft, so ist er nach wie vor ein rechter Stier. Die Bauernjungfer zuletzt hab ich ihm zum Glück ausreden können. Jetzt hat er ein Patriziertöchterlein unten in der Stadt. Nun ja, er muss sich eben noch austoben, bis zur Vermählung mit der Varenne de Neuchâtel.»
    Innerlich schüttelte Behaimer über das Gehörte den Kopf. Eine solche Liebschaft vermochte neuerlich böses Blut zu schaffen bei den Bürgern. Unter den Bauern der Umgebung war der junge Egino längst zum Schrecken aller Väter und Ehemännergeworden. Dies unter den Freiburger Stadtbürgern zu wiederholen war höchst unklug. Zumal die Freiburger ob der Verschwendungssucht ihrer Stadtherren längst am Ende ihrer Geduld waren.
    Auch der alte Graf schien in Gedanken versunken. Als er sich jetzt aufrichtete, war jegliche Heiterkeit aus seinem kantigen Gesicht verschwunden.
    «Ach, Behaimer», begann er in jammervollem Tonfall, und Behaimer ahnte

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