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Der Pestengel von Freiburg

Der Pestengel von Freiburg

Titel: Der Pestengel von Freiburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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sie, noch ein wenig bei ihm zu bleiben, und konnte es kaum glauben, als sie nickte.
    Lange Zeit lagen sie da, ohne etwas zu sagen, teilten sich engumschlungen die schmale Bettstatt. Benedikt spürte die Wärme ihres Körpers und fragte sich, ob Aaron immer noch am Kirchenportal wartete. In diesem Augenblick richtete Esther sich auf, öffnete ihren Gürtel und zog sich ihr wollenes Gewand über den Kopf. Im schwachen Schimmer der letztenGlut sah Benedikt ihre großen dunklen Augen fragend auf ihn gerichtet. Er zögerte, dann löste auch er seinen Gürtel und streifte sich die Tunika ab. In ihren dünnen Unterkleidern schmiegten sie sich vorsichtig aneinander, über sich die schäbige Pferdedecke.
    «Ist dir warm genug?», fragte Benedikt.
    «Ja.» Ihre Hände strichen über sein Gesicht. «Aber die Decke kratzt.»
    «Warte.» Er drängte sich dichter an sie, versuchte, ihren zierlichen Körper ganz zu umfassen.
    «Hörst du mein Herz klopfen?», fragte er sie.
    «Nein.»
    «Aber du musst es hören. Es schlägt wie ein Schmiedehammer.»
    «Du hast recht.» Sie hatte ihr Ohr an seine linke Brust gelegt. «Man wird es draußen über den ganzen Kirchhof hören.»
    Sie küsste ihn, und er spürte ihre runden Brüste an seiner Brust. Er ließ seine Hände unter den Stoff ihres Hemdes gleiten und langsam über ihren Rücken wandern. Zoll für Zoll erkundeten sie Esthers weiche Haut, fuhren den Linien ihrer Schulterblätter, der Wirbelsäule, der Rippenbögen nach und verharrten endlich auf der festen Rundung ihrer Hüfte, ihrer Oberschenkel.
    Wenn er jetzt weitermachte, dann würde Esther seine Frau sein. Und nicht die von Uri ben Salomon. Es gab nichts, wonach er sich mehr sehnte – und doch: Er wollte, dass Esther entschied.
    Er hielt inne, und die ganze Welt schien mit ihm stillzustehen. Ewigkeiten später vernahm er Esthers tiefe Atemzüge, spürte, wie sich ihre Hand unter sein Hemd schob und über die brennende Haut seines Rückens strich. Ihr Körper schobsich ihm entgegen, als wolle er ihn einladen, berührt und liebkost zu werden.
    Von weit her hörte er sie flüstern: «Ich liebe dich auch, Benedikt.»
    Da setzte er seine Erkundungen fort, ließ keinen Teil ihres Körpers aus, machte nur immer wieder halt, um zu warten, dass sie ihrerseits ihre Hände wandern ließ. Irgendwann entledigten sie sich ihrer Unterkleider, lagen schließlich nackt, wie Gott sie erschaffen hatte, unter der Decke, bewegten sich behutsam und doch voller Leidenschaft aufeinander zu. Benedikt wollte vorsichtig sein, streichelte immer wieder ihren warmen, feuchten Schoß, denn er wusste, dass es das erste Mal für sie war. Als sich ihre Schenkel endlich für ihn öffneten, stieß sie einen unterdrückten Schmerzensschrei aus. Er küsste ihr die Tränen von den Wangen, wartete ab, bis sie sich ihm wieder entgegenhob. Danach war ihm, als würde er auf Meereswellen schwimmen, in einem unendlichen Ozean, dessen Wogen ihn immer höher trugen, bis ihm schließlich Glück und Lust fast die Besinnung raubten.
    Als sich ihr Atem allmählich wieder beruhigte, nahm er ihre Hand.
    «Jetzt sind wir Mann und Frau», flüsterte er und konnte immer noch nicht fassen, was zwischen ihnen geschehen war. «Mann und Frau.»
    Nachdem sie eine Weile engumschlungen dagelegen hatten und ihre Körper langsam zur Ruhe gekommen waren, richtete er sich auf und fragte sie:
    «Möchtest du meinen Plan hören?»
    «Ja.»
    «Also gib acht. Du packst deine Sachen einen Tag vor eurer Abreise, aber nur das Nötigste. Das wird schon keinem auffallen.Am Morgen nach Sankt Silvester werde ich vor Sonnenaufgang vor dem Haus auf dich warten. Ich besorge zwei Pferde für den Anfang, die ich draußen vor dem Stadttor lasse. Die beiden Wächter dort kenn ich gut. Sobald du eine Gelegenheit siehst, kommst du auf die Gasse heraus, und wir verschwinden.»
    «Und wenn uns jemand aufhält?»
    «Niemand wird uns aufhalten. Jetzt bleiben wir zusammen. Für immer. Versprichst du mir das?»
    Sie drückte seine Hand. «Ja, Benedikt. Ich verspreche es.»

Kapitel 11
    L eise, um Heinrich nicht zu wecken, stieg Clara aus dem Bett. Sie hatte eine unruhige Nacht hinter sich. Nicht nur des Wintersturms wegen, der um das Haus gefegt war und unablässig an den Läden gerüttelt hatte. Sie konnte nicht schlafen, weil das Lärmen und Grölen von der Großen Gass her nicht enden wollte. Zwar standen mittlerweile, nachdem Betrunkene eines Nachts die Häuser der Juden mit Steinen beworfen hatten, mit Spießen

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