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Der Peststurm

Der Peststurm

Titel: Der Peststurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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Tatsache, dass die Fässer gelegen und nicht gestanden sind, dass es ein Salztransport aus dem Tirolischen war?«, fragte Nepomuk.
    »Ganz einfach: weil Salzfässer nur liegend transportiert werden dürfen und ich schon seit Tagen auf diese Ladung warte!«
    »Was ist dann geschehen?«, rief der ebenfalls neugierig gewordene Wirt über die Theke.
    »Was wohl? Bevor sie mich entdecken und womöglich auch noch massakrieren konnten, habe ich Fersengeld gegeben und geschaut, dass ich so schnell wie möglich zurück nach Simmerberg komme!« Nachdem trotz der spannenden Berichterstattung auf seine durstigen Blicke niemand mehr reagierte, zog Remig die Mundwinkel enttäuscht nach unten.
     
    Obwohl der Kastellan und Bruder Nepomuk aufbrechen wollten, ließen sie sich von Remig auf die Schnelle noch alle Details berichten, wobei sie ganz besonders die Anzahl und die Bewaffnung der Männer sowie deren genauer Standort interessierte.
    »Möchtest du immer noch nach Stiefenhofen?«, wurde Remig vom listig dreinschauenden Benediktinermönch gefragt.
    Remigs Augen begannen zu strahlen. »Na klar! Wenn die Möglichkeit besteht, dort lebend anzukommen.«
    Während sich der Kastellan bei den Einheimischen für das interessante Gespräch bedankte und beim Wirt die Zeche bezahlte, wollte Nepomuk die Pferde aus dem Stall holen. Weil er sich auf dem Weg dorthin verlief, kam er an einem großen Schuppen vorbei, in dem ein großer Ladewagen, ein paar kleinere Zugschlitten und etliche Fuhrwerke verschiedener Bauart herumstanden. Unter einer Plane versteckte sich sogar ein nobler Kutschenschlitten, der mit allerlei Schnitzwerk und sogar mit dem Wappen der ehemaligen Herren von Weiler versehen war.
    Sieht fast aus wie in einem herrschaftlichen Marstall, dachte Nepomuk, bemerkte allerdings, dass ihm ein ganz und gar nicht vornehmer Gestank entgegenkam.
    Zwar angeekelt, aber neugierig geworden, ging er seiner Nase nach und fand an dem Ladewagen einen toten Dachs hängen. Das Tier war wohl mit der Schnauze in die auf der Ladefläche zwischen allerlei Gerümpel liegende Wildfalle gekommen. Beim Versuch, sich aus den spitzen Eisenzacken zu befreien, musste es vom Wagen heruntergefallen sein. Da sich allem Anschein nach die an der Falle befestigte Kette zwischen den seitlichen Sprossen der Ladewände verhakt hatte, musste das arme Tier, hilflos baumelnd, auf seinen Tod gewartet haben.
    »Nepomuk! Wo bleibst du so lange?«, rief der Kastellan.
    »Ich komme ja schon!«
    Da der Mönch merkte, dass sein Freund Ulrich ihn fragend anschaute, sagte er nur, dass er einen Plan habe.
    »Was für einen Plan?«
    »Warte ab, mein Freund!«

Kapitel 35
     
    Sarah und Lodewig waren in den Schlosshof getreten , um Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen.
    »Es könnte heute noch regnen, was meinst du?«, bemerkte der junge Vater mit einem skeptischen Blick zum wolkenverhangenen Himmel.
    Noch bevor Sarah darauf antworten konnte, rief ihnen der Wachhabende, der seine Südrunde hinter sich gebracht und sich gerade zum nördlichen Wehrgang begeben hatte, aufgeregt zu: »Junger Herr! … Seht! … Dort!«
    »Was ist los, Siegbert?«
    »Im Dorf unten scheint es zu brennen«, kam es aufgeregt zurück.
    Tatsächlich! Das sind keine Wolken, das ist Rauch, dachte sich Lodewig, ließ dies aber nicht laut werden. Stattdessen drückte er Sarah hastig seinen Wasserkübel in die Hand, eilte zur Mauerbrüstung, zog sich am Geländer die Treppe hoch und folgte – oben angekommen – mit seinem Blick Siegberts zitterndem Zeigefinger. Jetzt sah er zwar genau, dass Rauchschwaden hochstiegen, konnte aber nicht konkret erkennen, woher sie kamen.
    »Es scheint so, als wenn im Unterflecken ein Haus brennen würde«, mutmaßte Siegbert, während er die Gelegenheit nutzte, den Helm abzunehmen, um sich am Kopf zu kratzen.
    »Um Gottes willen«, entfuhr es Lodewig, den sogleich eine böse Vorahnung beschlich. Er eilte zur Treppe, stolperte hinunter und rannte zu Sarah, um sie abzulenken, indem er sie bat, den zweiten Kübel zu füllen und ihrer Mutter zu bringen.
    »Was ist los, Geliebter?«, fragte die junge Frau irritiert. Da sie – wie überdies zurzeit alle im Schloss – überaus feinfühlig war, hatte sie sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmte.
    »Nichts Schlimmes. Aber ich sehe trotzdem nach«, antwortete Lodewig in ausgewählt beruhigendem Ton und gab ihr noch schnell ein flüchtiges Küsschen auf die Wange, bevor er Siegbert zurief, das kleine Türchen im Schlosstor zu

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