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Der Peststurm

Der Peststurm

Titel: Der Peststurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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Ihr gesagt? Ich habe Euch nicht verstanden?«
    »Warm! Warm«, prustete es hastig in Begleitung einiger Miststückchen aus dem Bauern heraus.
    »Na endlich! Warum nicht gleich«, quittierte Ulrich Dreyling von Wagrain die Antwort, die er hatte hören wollen. »Und jetzt wascht Euch hurtig das Gesicht ab und berichtet mir alles, was mit dem Pferd zu tun hat.«
    Nachdem er sich am Trog gewaschen hatte und so sauber war wie schon lange nicht mehr, erzählte der eingeschüchterte Bauer jetzt, dass es sich um das Ross des Totengräbers handelte. Er gab zu, für dessen Unterbringung gut entlohnt worden zu sein und von Ruland Berging zudem ein ganzes Fässchen Schnaps bekommen zu haben.
    »Das interessiert mich jetzt nicht! Das ist nicht verboten«, unterbrach der Kastellan, der endlich wissen wollte, wann und wohin der Totengräber geritten sei.
    »Er hat sein Ross vor einer knappen Stunde gesattelt. Dabei ist es mir vorgekommen, als wenn er vor etwas fliehen müsste. Jedenfalls hat er sich dauernd ängstlich umgesehen und sich überhaupt merkwürdig verhalten.«
    »Und?«, drängte der Fragesteller ungeduldig.
    Während der Bauer nach Norden zeigte, berichtete er weiter: »Danach ist er wie der Blitz in diese Richtung geritten.«
    »Ist er nach Sinswang hoch oder zur Salzstraße weiter?«, wollte der Kastellan noch wissen, bevor er auf sein Ersatzross stieg, an das er sich während seines Ritts nach Bregenz nur bedingt gewöhnt hatte.
    »Es tut mir leid. Das habe ich nicht mehr gesehen, edler Herr«, versuchte der Bauer, Boden gutzumachen.
    »Die Sache ist für Euch noch nicht ausgestanden. Ihr hört wieder von mir«, drohte der Kastellan, während er seinem Pferd sanft die Hacken in die Seiten drückte und es in die angegebene Richtung lenkte.
     
    *
     
    An der Gabelung, die links in den nur wenige Häuser großen Weiler Sinswang und geradeaus zur Salzstraße führte, stieg er ab, um den Boden nach frischen Hufspuren abzusuchen. Er brauchte nicht lange, um festzustellen, dass der Totengräber geradeaus geritten war. An der Gabelung nach Genhofen und zum Hahnschenkel musste er nicht einmal absitzen, um zu erkennen, welchen Weg der Gesuchte eingeschlagen hatte. Er trieb sein Pferd an, um den verbrecherischen Totengräber noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erwischen.
    Wenn ich ihn bis dahin nicht habe, dürfte er mir wohl gänzlich entwischt sein, dachte er und schlug seine Hacken fast etwas zu fest in die Flanken der braunen Stute.

Kapitel 54
     
    Obwohl Fabio sich s chon ein ganzes Stück von der Pestkapelle entfernt hatte, waren Lodewigs Schmerzensschrei und das Scheppern, das die umstürzende Kirchenbank verursacht hatte, bis zu ihm gedrungen. Er hatte zwar nicht genau gewusst, woher das undefinierbare Getöse gekommen war, und hatte auch keinen blassen Schimmer davon gehabt, was da gerade vor sich ging, eilte aber sofort zum Pestfriedhof zurück. Da der Wind die Geräusche vermischte und nach Norden trieb, sah sich Fabio in dem, was er soeben gehört hatte, und in der Richtung, aus der das Poltern und der Schrei gekommen waren, getäuscht. Deswegen rannte er in die falsche Richtung und streifte dabei mit seinem Blick ängstlich über die Gräber. Einen Moment lang kam ihm in den Sinn, dass einer der vermeintlich Toten doch noch am Leben sein könnte, er ihn bei lebendigem Leibe mit einer Elle Erde bedeckt und zudem auch noch mit der Schaufel draufgehauen hatte.
    So ein Schwachsinn, beruhigte er sich selbst wieder. Wenn aber doch einer lebt und sich verängstigt in die Büsche verkrochen hat, um seinem eigenen Begräbnis zu entkommen?, keimte dieser Gedanke schon wieder in ihm, während seine Augen den Waldrand, hinter dem sich der Weißachbach versteckte, abtasteten.
    Unruhig rannte er über die Wiese. Dabei befassten sich seine Blicke intensiv mit der großen Grasfläche, deren Grün nur an den schattigen Stellen von Schnee überzogen war. Dabei blieb er immer wieder stehen, um zu lauschen.
    Nachdem Fabio kreuz und quer über die Wiese gehastet und endlich am Waldrand angekommen war, durchsuchte er das Gehölz nach etwas, von dem er selbst noch keine genaue Vorstellung hatte. Weil er diesseits des Baches niemanden fand, der die Geräusche hätte verursachen können, dachte er, dass sich vielleicht ein Bauernkind jenseits des munter fließenden Gewässers ohne Wissen seiner Eltern aus dem Haus herausgewagt hatte und beim Spielen in den Bach gefallen sein könnte. Während seine Augen die andere Seite des

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