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Der Peststurm

Der Peststurm

Titel: Der Peststurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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unter dem Fenster einer Wirtshaus-Kemenate vorbei, aus dem eine … «, der Kastellan wählte aufgrund der Anwesenheit zweier Geistlicher und dreier Frauen die am harmlosesten klingende Bezeichnung für eine Hure aus, versprach sich gleich darauf dennoch. »Hübschlerin herausgewunken hat, die mich – nachdem ihr der Hurenwirt eine schallende Ohrfeige gegeben hat – auch noch ansprechen musste. Was sie von mir wollte, war offensichtlich. Als ich dankend ablehnte, keifte … «, Ulrich musste schmunzeln, während er sich korrigierte: »Besser gesagt, fluchte sie laut und rief mir nach, dass schwarze Reiter auf weißen Rössern sowieso die besseren Liebhaber mit den pralleren Geldsäcken seien als langweilige Reiter in ihren Prahlerrüstungen auf gewöhnlichen braunen Kleppern.«
    Als der Propst sich bekreuzigte und sich empören wollte, hielt ihm sein lebenserfahrenerer Mitbruder grinsend eine Hand auf den Mund: »Lass Ulrich weitererzählen und unterbrich ihn nicht.«
    »Was ist eine Hübschlerin?«, wollte Judith von der neben ihr sitzenden Sarah wissen. Bevor sie – natürlich nicht von Sarah, die keine Ahnung davon hatte, was eine Hübschlerin war – ihre Antwort erhielt, nahm sich der Kastellan wieder das Wort: »Danke, Nepomuk … Als ich dies gehört habe, hat es mich gerissen und ich habe sofort kehrtgemacht. Nachdem ich ihr genügend Geld hingeschmissen habe – ich bin nicht abgestiegen, da ich jede Berührung mit ihr vermeiden wollte – , hat sie mir die Information gegeben, auf die ich kaum noch zu hoffen gewagt und die ich so dringend benötigt habe: Sie hat mir erzählt, dass ihr Kunde viel Freude an ihr gehabt hat und … «
    »Fürwahr eine dringende Information«, unterbrach der Propst schon wieder.
    »…sie erst vor dem Viertel einer Stunde verlassen hatte. Offensichtlich war er ihr gegenüber nicht nur großzügig, sondern auch recht geschwätzig. Dadurch konnte ich von der … «, der Kastellan räusperte sich und schaute verschämt zum Propst, »erfahren, dass er nach Aulendorf geritten ist.«
    »Was wollte er dort?«, fragte der Weißacher Bauer, dem der Wein offensichtlich Mut zu dieser Frage gab.
    »Wartet ab! Jedenfalls habe ich der Stute die Sporen gegeben wie ich es bei meinem eigenen Pferd, meinem geliebten ›Raben‹, noch nie getan habe – dabei hat sie mir richtig leidgetan. Aber es war nötig und letztendlich nicht umsonst: Irgendwann habe ich auf ebener Fläche weit vor mir etwas gesehen, das sich bewegt hat. Zuerst habe ich geglaubt, ein Fuhrwerk auszumachen. Dann aber konnte ich schemenhaft erkennen, dass es sich um Pferd und Reiter gehandelt hat.«
    »Ja, und? Nun mach es doch nicht so spannend! War es Ruland Berging?«, wurde Ulrich ungeduldig ermahnt, schneller zu erzählen, was er denn auch tat. »Es hat dann noch ein Weilchen gedauert, bis ich klar und deutlich erkannt habe, dass es sich um einen Schwarzgewandeten auf einem Schimmel handelte. Mir ist schier das Herz in die Bruche gerutscht. Einen Tag zuvor war ich noch ungefähr eine Stunde von ihm getrennt. In Ravensburg war ich ihm an diesem Vormittag unwissentlich ganz nahe gewesen, später dann kaum noch das Viertel einer Stunde von ihm getrennt und plötzlich habe ich ihn – wenn auch nicht sein Gesicht – leibhaftig gesehen. Ich wollte ihm zwar näher kommen, meine nicht allzu starke und ohnedies schon überforderte Stute aber nicht unnötig schinden.« Beim Gedanken daran, dass er es mit seinem eigenen, wesentlich kräftigeren und ausdauernderen Ross zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon geschafft hätte, den Verfolgten einzuholen, musste Ulrich seufzen, erzählte dennoch unbeirrt weiter: »Als ich auf gute Sichtweite an ihn herangekommen war, muss er den Hufschlag meines Pferdes gehört haben. Er hat sich umgedreht und mich gesehen. Ob er mich da schon erkannt hat, weiß ich nicht. Möglicherweise hat er meinen Schlapphut, wie er in dieser auffälligen Farbe nur im rothenfelsischen Gebiet getragen wird, erkannt. Jedenfalls hat er – vielleicht auch aufgrund dessen, dass ich die Stute doch wieder angetrieben habe und in vollem Galopp hinter ihm hergeritten bin – seinem Schimmel die Sporen gegeben. Da ich nicht mein eigenes, auffällig schwarzes, Ross geritten bin, kann er mich unmöglich daran erkannt haben.«
    »Solch ein Verbrecher fürchtet ständig Gott und die Welt … denn nur ein gutes Gewissen ist ein weiches Ruhekissen«, kommentierte Johannes Glatt das soeben Gehörte auf die ihm eigene Art und

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