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Der Peststurm

Der Peststurm

Titel: Der Peststurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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Fabio langsam selbst zu gefallen. Er wusste, dass ihm sein jetziges Aussehen bei der Suche nach einer Gefährtin hilfreich sein würde.
    Und die Haare wachsen ja wieder nach, tröstete er sich, während er sich ernsthaft bemühte, ordentliche Umgangsformen an den Tag zu legen, was ihm zum Amüsement der anderen allerdings nicht annähernd gelang.
    »Der Wille gilt fürs Werk. Es wird schon noch werden«, munterte ihn Nepomuk auf.
     
    Da sie fühlten, dass ihre lieben Verstorbenen unter ihnen weilten, mussten sie nicht ständig an sie denken. So hatte es sich nach dem Gebet irgendwie ergeben, dass niemand über die Dahingegangenen redete und es allen gelang, den Heiligen Abend eine ganze Zeit lang ohne Trauer und ohne irgendwelche trüben Gedanken zu genießen. Die Dreylings von Wagrain waren sich dessen bewusst, dass es nicht nur zwei geliebte Familienmitglieder zu betrauern, sondern auch Grund zur Freude gab. Immerhin hatte Lea den Brand und Lodewig die Tortur des Totengräbers überlebt … und sie hatten einen süßen Familienzuwachs bekommen. Dies ließ die Situation erträglich erscheinen.
    Außerdem würde sich der frischgebackene Doctor medicinale Eginhard Dreyling von Wagrain die Ehre geben, so lange in Staufen zu bleiben, bis er genau wusste, ob er wieder nach Bregenz zurückkehren oder ob es ihn beruflich woandershin verschlagen würde. Sicher war, dass er – sollte er als Lehrer ins Kloster Mehrerau zurückkehren, um seinen Professorengrad zu erlangen – ein oder zwei Semester als eine Art wissenschaftlicher Assistent auslassen und sich so lange mit Schwester Bonifatia und ihrem Gehilfen Martius Nordheim um das hiesige Spital kümmern würde, bis sie einen Medicus gefunden hatten. Danach könnte er auch nach Freiburg gehen, um an der dortigen Universität zu lehren. Die dortigen Verantwortlichen hatten schon von seinem herausragenden medizinischen Wissen gehört und bereits bei ihm angeklopft.
    Unabhängig davon hatte ihm der Oberamtmann im Auftrag des Grafen das interessante Angebot unterbreitet, beim Aufbau eines neuen Spitals in Immenstadt mitzuwirken und dieses nach Fertigstellung zu leiten – momentan vielleicht der verlockendste Gedanke. Einerseits hätte er dann eine verantwortungsvolle Aufgabe in der Residenzstadt und würde gesellschaftlich aufsteigen, worauf er aber keinen großen Wert legte. Andererseits würde er nicht allzu weit von zu Hause weg sein und könnte sich somit um seine Mutter kümmern – was ihm dringend notwendig erschien.
    Eginhard traute deren im Moment stabil scheinendem Gesundheitszustand nicht. Er wusste, dass es damit plötzlich ganz schnell bergab gehen konnte. Der leiseste Windhauch vermochte sie wieder aufs Lager zurückzuwerfen. Noch einmal würde sie solche lebensbedrohliche Krankheit nicht aushalten – diesbezüglich war er sich verdammt sicher. Aber er konnte dennoch auf Dauer nicht in Staufen bleiben, da er sein Wissen mehren und irgendwann an junge Studiosen weitergeben musste. Also doch Bregenz?, fragte er sich, machte sich aber darüber im Moment keine weiteren Gedanken.
    Seine Mutter platzte schier vor Stolz und ließ ihn kaum zur Ruhe kommen. Eginhard musste alles, einfach alles erzählen, was er als Studiosus in Bregenz, in Salzburg und in Wien erlebt hatte. Und dies tat er denn auch ausführlich.
     
    Um seinem Sohn eine Verschnaufpause zu verschaffen, erzählte der Kastellan einmal mehr die Geschichte, wie er Nepomuk, alias ›Jodok‹, kennengelernt hatte, wie sie im Bregenzer Wirtshaus ›Zum Schwanen‹ gemeinsam einen Einbrecher hatten dingfest machen wollen und wie sie sich ins Kloster Mehrerau eingeschlichen hatten.
    Ulrich war es fast peinlich, als Nepomuk erzählte, wie lange sein neuer Freund gebraucht hatte, um zu merken, dass er nicht Jodok, den einfachen Hufschmied und Straßenräuber, sondern Johannes Nepomuk, einen adligen Mönch und Medicus, vor sich hatte. Bei all den Lügen, die ihm seine damals neue Bekanntschaft aufgetischt hatte, war es für den Kastellan in der Tat unmöglich gewesen, die Wahrheit zu erkennen. Die Erzählungen, bei denen sich die beiden gegenseitig immer mehr hochschaukelten, brachten alle immer wieder zum Lachen. Und so lange der Mönch gestenreich erzählte, achtete er nicht auf die Weinkanne, was sein Namensbruder geschickt auszunützen verstand.
    Nepomuks Antwort auf seinen fragenden Blick erlaubte dem Kastellan jetzt sogar, den Anwesenden zu erzählen, wes blauen Blutes der Benediktinermönch war. Da dies noch

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