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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Aschir von hinten.
    Geranid nickte geistesabwesend und arbeitete weiter an ihren Gleichungen. In dem kleinen Steinzimmer roch es durchdringend nach Gewürzen. Aschir war mit einem neuen Experiment beschäftigt. Dazu gehörten eine Art von Currypulver und eine seltene Schin-Frucht, die er karamellisiert hatte. Sie hörte, wie es auf seiner neuen Kochplatte zischte.
    »Ich will nicht mehr kochen«, fuhr Aschir fort. Er hatte eine sanfte und freundliche Stimme. Dafür liebte sie ihn. Er sprach gern, und wenn jemand unbedingt sprechen musste, während man nachzudenken versuchte, dann sollte er wenigstens eine sanfte, freundliche Stimme haben.
    »Ich empfinde dafür nicht mehr dieselbe Leidenschaft wie früher«, sprach er weiter. »Außerdem: Wozu ist ein Koch im Geistigen Reich gut?«
    »Die Herolde müssen essen«, sagte sie geistesabwesend, radierte eine Zeile auf ihrem Schreibblock aus und setzte eine neue Zahlenreihe darunter.
    »Wirklich?«, fragte Aschir. »Davon bin ich gar nicht so überzeugt. Oh, ich habe die Mutmaßungen gelesen, aber mir erscheinen sie nicht rational. Im Körperreich muss der Körper
genährt werden, doch der Geist existiert in einem völlig anderen Zustand.«
    »Im Zustand des Ideals«, erwiderte sie. »Also könntest du vielleicht ideale Speisen erschaffen.«
    »Hmm … das würde doch keinen Spaß machen. Keine Experimente mehr.«
    »Ich könnte gut ohne sie auskommen«, sagte sie, während sie sich vorbeugte und den Herd des Zimmers betrachtete, in dem zwei Flammensprengsel tanzten. »Es wäre schön, nie wieder so etwas essen zu müssen wie diese grüne Suppe, die du im letzten Monat gekocht hast.«
    »Ah«, sagte er – und es klang wehmütig. »Das war doch bemerkenswert, nicht wahr? Völlig widerwärtig, aber aus den wohlschmeckendsten Zutaten hergestellt.« Er schien es als persönlichen Triumph zu betrachten. »Ich frage mich, ob man im Reich des Erkennens isst. Gibt es dort eine Speise, die sich selbst als Wesen und Sein erkennt? Ich muss unbedingt einmal nachlesen, ob jemals irgendjemand etwas gegessen hat, während er Schadesmar besuchte.«
    Geranid antwortete darauf mit einem unverbindlichen Grunzen, holte ihre Schublehre heraus, beugte sich näher zur Hitze und maß die Flammensprengsel. Sie runzelte die Stirn und machte einen Eintrag.
    »Hier, meine Liebe«, sagte Aschir, kam zu ihr herüber, kniete neben ihr nieder und reichte ihr eine kleine Schüssel. »Versuch das einmal. Ich glaube, du wirst es mögen.«
    Sie betrachtete den Inhalt. Es waren Brotstücke in einer roten Sauce. Das war ein Männeressen, aber sie waren beide Feuerer, also machte es nichts aus.
    Von draußen drang das sanfte Anbranden der Wellen gegen die Felsen herein. Sie befanden sich auf einer kleinen Reschi-Insel und waren hierhergeschickt worden, um all jenen zu helfen, die eine Vorin-Zeremonie wünschten. Tatsächlich kamen hin und wieder Reisende, die dies wollten; gelegentlich waren
es sogar Reschi. Aber in Wirklichkeit schien dies eine gute Gelegenheit zu sein, dem Alltag zu entfliehen und sich auf seine Experimente zu konzentrieren. Geranid betrieb ihre Spengsel-Studien, und Aschir betrieb seine Chemie – mit Hilfe des Kochens natürlich, sodass er die Ergebnisse essen konnte.
    Der stämmige Mann lächelte freundlich. Sein Kopf war geschoren und der Bart sauber in rechten Winkeln gestutzt. Trotz ihrer Abgeschiedenheit hielten sich die beiden an die Regeln ihres Rangs. Man schloss das Buch lebenslangen Glaubens nicht mit einem schlampig geschriebenen Kapitel ab.
    »Kein Grün«, bemerkte sie und nahm die Schüssel entgegen. »Das ist ein gutes Zeichen.«
    »Hm«, meinte er, beugte sich vor, setzte seine Brille zurecht und las ihre Notizen. »Ja. Es ist wirklich faszinierend, wie dieses Schin-Gemüse karamellisiert. Ich bin sehr froh, dass Gom es mir gebracht hat. Du wirst dir meine Aufzeichnungen ansehen müssen. Ich glaube zwar, dass ich die Zahlen richtig aufgeschrieben habe, aber es könnte sich durchaus ein Fehler eingeschlichen haben.« In Mathematik war er nicht so gut wie in Theorie. Bei Geranid verhielt es sich zufällig umgekehrt.
    Sie nahm einen Löffel und probierte die Speise. Sie trug keinen Ärmel über ihrer Schutzhand – ein weiterer Vorteil der Feuerer. Das Essen war tatsächlich ziemlich gut. »Hast du es auch probiert, Aschir?«
    »Nein«, antwortete er und betrachtete noch immer ihre Zahlen. »Du bist doch die Tapfere von uns beiden, meine Liebe.«
    Sie roch an der Schüssel.

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