Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
Wetter der letzten Tage schien einem Frühling gewichen zu sein, auch wenn es noch unangenehm kühl war.
Die Männer arbeiteten rasch und geübt. Sie sammelten Speere, Stiefel und Kugeln von den Toten ein. Wegen der knappen Zeitspanne, die ihnen gegeben war, und wegen des vorangegangenen ermüdenden Brückenlaufs hatte Kaladin entschieden, heute keine Speerübungen mit seinen Männern zu veranstalten. Stattdessen sammelten sie mehr Dinge als sonst und
versteckten sie hier unten, damit sie beim nächsten Mal nicht bestraft wurden.
Sie hatten einen helläugigen Offizier gefunden. Er war ziemlich reich gewesen. Dieser einzelne Smaragdbrom war so viel wert, wie ein Brückenmann in zweihundert Tagen verdiente. In demselben Beutel hatten sie noch eine ganze Reihe von Stücken und Marken gefunden, deren Wert sich fast zu einem weiteren Smaragdbrom summierte. Reichtum. Ein ganzes Vermögen. Lediglich Taschengeld für ein Hellauge.
»Damit könnten wir die Verwundeten für Monate verpflegen«, sagte Moasch. »Wir könnten alle Arzneien kaufen, die wir brauchen. Sturmvater! Wir könnten vielleicht sogar die Lagerwächter bestechen, damit sie uns fliehen lassen!«
»Das wird nicht passieren«, sagte Fels. »Es ist unmöglich, die Kugeln aus der Kluft herauszuschmuggeln.«
»Wir könnten sie schlucken«, schlug Moasch vor.
»Du würdest nur daran ersticken. Die Kugeln sind zu groß.«
»Ich wette, ich könnte es schaffen«, beharrte Moasch. Seine Augen glitzerten und spiegelten das grünliche Sturmlicht wider. »Das ist mehr Geld, als ich je gesehen habe. Es ist das Risiko wert.«
»Es hat aber gar keinen Sinn, sie zu schlucken«, sagte Kaladin. »Glaubst du denn, die Soldaten, die uns in den Latrinen bewachen, sind nur dazu da, unsere Flucht zu verhindern? Ich wette, irgendein armseliger Parscher muss unsere Hinterlassenschaften durchstöbern, und ich habe gesehen, dass sie Listen darüber führen, wer wann und wie oft zu den Latrinen geht. Wir sind nicht die Ersten, die auf den Gedanken kommen, Kugeln zu schlucken.«
Moasch zögerte und seufzte schließlich niedergeschlagen. »Vermutlich hast du Recht. Sturmverdammt, das stimmt. Aber wir können sie doch nicht einfach abgeben, oder?«
»Doch, das können wir«, sagte Kaladin und schloss die Finger um die Kugel. Ihr Glanz war so kräftig, dass seine Hand
aufleuchtete. »Wir wären niemals in der Lage, sie auszugeben. Ein Brückenmann mit einem ganzen Brom? Das würde uns verraten.«
»Aber …«, begann Moasch.
»Wir geben ihnen den Smaragdbrom, Moasch.« Er hielt den Beutel mit den anderen Kugeln hoch. »Aber wir werden einen Weg finden, diese hier zu behalten.«
Moasch nickte. »Ja. Wenn wir diese wertvolle Kugel abgeben, werden sie uns für ehrlich halten, nicht wahr? Das wird unseren Diebstahl verschleiern, und wir bekommen sogar eine kleine Belohnung. Aber wie können wir den Beutel für uns behalten?«
»Daran arbeite ich gerade«, sagte Kaladin.
»Dann arbeite schnell«, sagte Moasch und warf einen Blick auf Kaladins Fackel, die in eine Felsspalte in der Kluftwand gerammt war. »Wir müssen bald wieder nach oben.«
Kaladin öffnete die Hand und rollte die Smaragdkugel erneut zwischen den Fingern hin und her. Wie? »Hast du jemals etwas so Schönes gesehen?«, fragte Moasch und starrte den Smaragd an.
»Es ist doch nur eine Kugel«, sagte Kaladin geistesabwesend. »Ein Werkzeug. Ich hatte einmal einen Kelch mit hundert Diamantbromen darin, und man hat mir gesagt, er gehöre mir. Aber da ich sie nie ausgeben konnte, waren sie so gut wie wertlos. «
»Hundert Diamanten?«, fragte Moasch. »Wo denn … wie?«
Kaladin schloss den Mund und verfluchte sich selbst. Über solche Dinge sollte ich besser nicht reden. »Macht weiter«, sagte er und legte den Smaragdbrom in den schwarzen Beutel zurück. »Wir müssen uns beeilen.«
Moasch seufzte, aber Fels schlug ihm kameradschaftlich auf den Rücken, und dann gesellten sie sich wieder zum Rest der Brückenmannschaft. Fels und Lopen hatten sie nach Syls Anweisungen zu einer großen Zahl von Leichen in roten und
braunen Uniformen geführt. Er wusste zwar nicht, zu welchen Großprinzen diese Männer gehört hatten, aber die Leichen waren noch ziemlich frisch. Einige Parschendi befanden sich unter ihnen.
Kaladin warf einen raschen Blick zur Seite, wo Schen – der Parscher – arbeitete. Er war still, gehorsam und wirkte tapfer. Teft vertraute ihm trotzdem nicht. Ein Teil von Kaladin war dafür dankbar. Syl landete
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