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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Plattenstein genannt. Es war ein passender Name, denn diese Pflanze wuchs in dünnen runden Abschnitten wie übereinandergetürmte Platten. Von der Seite glich sie einem verwitterten Fels, der Hunderte von dünnen Schichten aufwies. Winzige Fortsätze wuchsen aus den Poren und schwankten im Wind. Die steinartigen Gehäuse hatten eine bläuliche Färbung, aber die Fortsätze waren von hellem Gelb.
    Ihr gegenwärtiges Motiv war eine Schnecke mit einem niedrigen, länglichen Haus, das von kleinen spitzen Kämmen eingerahmt wurde. Als sie sich darüberbeugte und das Tier mit dem Finger anstieß, drückte es sich in eine Spalte der Schieferborke und verschmolz mit dem Stein. Als sie es in Ruhe ließ, kam es wieder hervor und knabberte an der Schieferborke, fraß sie aber nicht.
    Es säubert die Platten, erkannte Schallan und zeichnete weiter. Es frisst die Flechten und den Schimmel. Tatsächlich hinterließ die Schnecke eine Spur der Sauberkeit.
    Flecken aus verschiedenartiger Schieferborke mit fingerartigen Auswüchsen aus einem Wulst in der Mitte klebten auf den Plattensteinen. Als Schallan genauer hinsah, bemerkte sie kleine, dünne und vielbeinige Kremlinge, die darüberkrabbelten und daran fraßen. Säuberten sie die Gewächse ebenfalls?

    Seltsam, dachte sie und begann mit der Zeichnung einiger winziger Kremlinge. Sie besaßen Panzer von derselben Färbung wie die Auswüchse der Schieferborke, während die Schnecke das Blau und Gelb der Plattensteine aufwies. Es war, als hätte der Allmächtige sie paarweise erschaffen: die Pflanze, die dem Tier Schutz gab, und das Tier, das die Pflanze säuberte.
    Einige Lebenssprengsel – sie waren kaum mehr als kleine, grün glimmende Flecken – tanzten um die Schieferborkenhügel herum. Einige flogen in die Spalten, andere schwebten in der Luft darüber. Sie waren wie Stäubchen, die aus dem Himmel fielen und dann wieder aufstiegen, nur um abermals zu sinken.
    Sie benutzte einen Kohlestift mit feinerer Spitze und schrieb einige Gedanken über die Beziehung zwischen Tieren und Pflanzen auf. Sie kannte gar keine Bücher über dieses Thema. Die Gelehrten schienen mächtige, dynamische Geschöpfe – wie Großschalentiere oder Weißdorne – zu bevorzugen. Aber Schallan empfand ihre Entdeckung als schön und wundersam.
    Schnecken und Pflanzen bewahren sich gegenseitig, dachte sie. Aber ich hintergehe Jasnah.
    Sie warf einen Blick auf ihre Schutzhand und die Stelle im Ärmel, wo die Tasche eingenäht war. Da sie den Seelengießer bei sich hatte, fühlte sie sich besser. Bisher hatte sie noch nicht gewagt, ihn zu benutzen. Sie war zu nervös wegen des Diebstahls und wollte das Gerät keinesfalls in Jasnahs Nähe ausprobieren. Doch jetzt befand sie sich in einem abgeschiedenen Winkel tief im Innern des Labyrinths, und es gab nur einen einzigen gewundenen Weg in die Sackgasse, in der sie saß. Lässig erhob sie sich und sah sich wie beiläufig um. Niemand sonst befand sich im Garten, und es würde einige Minuten dauern, bis jemand zu ihr durchgedrungen war.
    Schallan setzte sich wieder und legte Zeichenblock und Stift beiseite. Ich könnte versuchen herauszubekommen, wie er funktioniert, dachte sie. Vielleicht ist es gar nicht nötig, im Palanaeum
nach einer Antwort zu suchen. Solange sie immer wieder aufstand und sich umsah, würde sie hier von niemandem überrascht werden können.
    Sie holte das verbotene Gerät hervor. Schwer und fest lag es in ihrer Hand. Sie holte tief Luft, wand sich die Kette so um Finger und Handgelenk, dass die Edelsteine auf ihrem Handrücken lagen. Das Metall war kalt und die Kette locker. Sie bewegte die Finger und zog die Edelsteine fester.
    Sie hatte ein Gefühl der Macht erwartet. Ein Prickeln auf der Haut oder vielleicht auch die Empfindung von Stärke und Kraft. Aber da war gar nichts.
    Sie klopfte mit dem Finger gegen die drei Edelsteine. Ihren Rauchstein hatte sie in die dritte Fassung gesetzt. Einige andere Fabriale – wie zum Beispiel die Spannfedern – funktionierten, wenn man die Edelsteine berührte oder drehte. Aber das war ein dummer Gedanke, und sie hatte niemals gesehen, dass Jasnah so etwas vorher tat. Die Frau hatte nur die Augen geschlossen, einen bestimmten Gegenstand berührt und dann mit dem Seelengießen begonnen. Rauch, Kristall und Feuer – das waren die Elemente, bei denen der Seelengießer am besten arbeitete. Nur ein einziges Mal hatte Schallan gesehen, wie Jasnah etwas anderes erschaffen hatte.
    Zögernd nahm Schallan ein

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