Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
Szeth-Sohn-Sohn-Vallano. «
»Sicherheit?«, spuckte Szeth aus. »Damit Ihr jeden Verdacht von Euch ablenken konntet?«
»Teilweise. Und zum Teil auch deshalb, weil ihr Tod notwendig war.«
»Warum?«, fragte Szeth. »Wozu konnte er dienen?«
»Zur Stabilität. Diejenigen, die du getötet hast, gehörten zu den mächtigsten und einflussreichsten Männern in ganz Roschar. «
»Warum hilft dies der Stabilität?«
»Manchmal muss ein Gebäude abgerissen werden, damit man eines mit stärkeren Mauern errichten kann«, sagte Taravangian. Er drehte sich um und sah aufs Meer hinaus. »Und in den kommenden Jahren brauchen wir starke Mauern. Sehr, sehr starke Mauern.«
»Eure Worte sind wie hundert Tauben.«
»Leicht auszusenden, aber schwierig zu behalten«, sagte Taravangian in der Sprache der Schin.
Szeth warf ihm einen scharfen Blick zu. Dieser Mann sprach Schin und kannte die Sprichwörter seines Volkes? Seltsam, dies bei einem Steingeher anzutreffen. Noch seltsamer bei einem Mörder.
»Ja, ich spreche deine Sprache. Manchmal frage ich mich, ob dich der Lebensbruder persönlich zu mir geschickt hat.«
»Damit ich mir die Hände blutig mache, sodass Ihr es nicht tun müsst«, sagte Szeth. »Ja, das klingt wie etwas, das einer Eurer Vorin-Götter tun würde.«
Taravangian antwortete nichts darauf, sondern sagte: »Steh auf.«
Szeth gehorchte. Er würde seinem Meister immer gehorchen. Taravangian führte ihn zu einer Tür, die sich in der Seitenwand des Arbeitszimmers befand. Der alte Mann nahm eine Kugellampe aus einer Wandhalterung und erhellte damit eine Wendeltreppe, die sich mit hohen, schmalen Stufen in die Erde bohrte. Sie schritten auf ihr hinab und kamen schließlich zu einem Absatz. Taravangian stieß eine weitere Tür auf und betrat einen großen Raum, der auf keiner jener Karten eingezeichnet war, die Szeth gekauft oder gegen ein Bestechungsgeld betrachtet hatte. Er war lang und hatte Geländer an den Seiten, sodass er wie eine Galerie wirkte. Alles war weiß gestrichen.
Er stand voller Betten. Es waren Hunderte und Aberhunderte. Viele waren belegt.
Verwundert folgte Szeth dem König. Ein so gewaltiger geheimer Raum, in den Stein des Konklaves eingeschnitten? Menschen mit weißen Kitteln liefen umher. »Ein Hospital?«, fragte Szeth. »Erwartet Ihr etwa, ich sehe Eure menschenfreundlichen Bemühungen als Wiedergutmachung für das an, was Ihr mir befohlen habt?«
»Hier ist nichts Menschenfreundliches«, sagte Taravangian, während er langsam voranging und seine weiße und orangefarbene
Robe raschelte. Alle, an denen er vorbeikam, verneigten sich ehrerbietig. Taravangian führte Szeth zu einem Alkoven mit Betten, in denen je ein Kranker lag. Heiler arbeiteten an ihnen. Sie taten etwas mit ihren Armen.
Sie zapften ihnen das Blut ab.
Eine Frau mit einem Schreibbrett stand in der Nähe der Betten, hielt einen Stift in der Hand und wartete auf irgendetwas. Auf was?
»Ich verstehe nicht«, sagte Szeth und beobachtete mit Entsetzen, wie die vier Patienten immer bleicher wurden. »Ihr bringt sie um, nicht wahr?«
»Ja. Wir brauchen das Blut nicht; es ist lediglich eine gute Art, sie langsam und leicht zu töten.«
»Jeden Einzelnen? Alle in diesem Raum?«
»Wir versuchen, nur die schlimmsten Fälle hierherzubringen, denn sobald sie an diesem Ort sind, können wir sie nicht mehr gehen lassen, auch wenn sie sich wieder erholen.« Er wandte sich an Szeth und schenkte ihm einen traurigen Blick. »Manchmal brauchen wir mehr Körper, als die Todkranken uns spenden können. Und dann bringen wir die Vergessenen und Unbedeutenden hierher – all jene, die niemand vermisst. «
Szeth konnte nicht mehr sprechen. Er konnte seinem Grauen und Abscheu keinen Ausdruck verleihen. Vor seinen Augen starb gerade eines der Opfer, ein junger Mann. Zwei andere waren Kinder. Szeth machte einen Schritt nach vorn. Er musste es aufhalten. Er musste …
»Halt dich ruhig«, sagte Taravangian. »Kehr an meine Seite zurück.«
Szeth tat, was sein Meister von ihm verlangte. Was waren schon ein paar Todesfälle mehr? Nur ein paar weitere Schreie, die ihn heimsuchen würden.
Ich könnte ihn töten, dachte er. Ich könnte das hier beenden.
Fast hätte er es auch getan. Aber zunächst siegte die Ehre.
»Du siehst, Szeth-Sohn-Sohn-Vallano«, sagte Taravangian, »ich habe dich nicht ausgesandt, damit du die blutige Arbeit für mich erledigst. Ich mache sie hier selbst. Ich habe selbst das Messer gehalten und das Blut aus vielen
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