Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
trafen ihn. Vielleicht hat Kaladin Recht … dann gibt es wirklich keine Hoffnung …

    Er hatte so etwas schon einmal getan. Unter seinem letzten Eigentümer, bevor er an Tvlakv verkauft und zum Brückenmann gemacht worden war. Er hatte in einer stillen Nacht aufgegeben, nachdem er Goschel und die anderen Sklaven in eine Rebellion geführt hatte. Sie waren niedergemetzelt worden. Aber irgendwie hatte er doch überlebt. Sturmverdammt, warum überlebte immer er ? Ich kann es nicht schon wieder tun, dachte er und kniff die Augen zu. Ich kann ihnen nicht helfen.
    Tien. Tukks. Goschel. Dallet. Der namenlose Sklave, den er in Tvlakvs Wagen zu heilen versucht hatte. Alle waren auf die gleiche Weise geendet. Kaladin war mit dem Hauch des Versagens behaftet. Manchmal schenkte er den anderen Hoffnung, aber was war Hoffnung anderes als eine weitere Möglichkeit des Versagens? Wie oft konnte ein Mensch denn fallen, bevor er nicht wieder aufstand?
    »Ich glaube, wir sind einfach nur dumm«, brummte Teft. »Ich will nicht hören, was die Hellaugen über die Vergangenheit sagen. Ihre Frauen schreiben die ganze Geschichte auf, wie ihr wisst.«
    »Ich will nicht glauben, dass du darüber mit uns streitest, Teft«, sagte Narb gereizt. »Was kommt denn als Nächstes? Sollen wir es etwa zulassen, dass die Bringer der Leere unsere Herzen stehlen? Vielleicht sind sie auch nur missverstanden worden. Oder die Parschendi. Vielleicht sollten wir es zulassen, dass sie unseren König töten, wann immer sie wollen.«
    »Würdet ihr beiden sturmverdammt nochmal aufhören?«, fuhr Moasch sie an. »Es ist doch egal. Ihr habt Kaladin gehört. Sogar er glaubt, dass wir so gut wie tot sind.«
    Kaladin konnte ihre Stimmen nicht mehr ertragen. Er taumelte davon, in die Finsternis hinein und aus dem Fackelschein heraus. Keiner der Männer folgte ihm. Er betrat einen Ort der Schatten und hatte nur noch das ferne Band des Himmels als Lichtquelle über sich.

    Hier war Kaladin ihren Blicken entzogen. In der Dunkelheit stieß er gegen einen Felsblock und kam stolpernd zum Halt. Der Block war vor Moos und Flechtwerk feucht und glatt. Kaladin legte die Hände darauf, ächzte, drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Syl schwirrte vor ihm, noch sichtbar trotz der Dunkelheit. Sie saß in der Luft und zog ihr Kleid über die Knie.
    »Ich kann sie nicht retten, Syl«, flüsterte Kaladin gequält.
    »Bist du sicher?«
    »Ich habe bisher jedes Mal versagt.«
    »Und deshalb wirst du auch jetzt wieder versagen?«
    »Ja.«
    Zunächst schwieg sie, doch dann sagte sie: »Wir wollen einmal annehmen, dass du Recht hast.«
    »Warum sollten wir dann kämpfen? Ich habe mir geschworen, dass ich es ein letztes Mal versuchen will. Aber ich habe versagt, noch bevor ich damit angefangen habe. Sie sind einfach nicht zu retten.«
    »Bedeutet der Kampf an sich denn nicht schon etwas?«
    »Nicht, wenn man zum Sterben bestimmt ist.« Er ließ den Kopf hängen.
    Sigzils Worte hallten in seinem Kopf wider. Leben vor Tod. Stärke vor Schwäche. Reise vor Ziel. Kaladin blickte zum Himmelsspalt hoch. Er war wie ein ferner Fluss aus reinem, blauem Wasser.
    Leben vor Tod.
    Was bedeutete das? Dass die Menschen zuerst das Leben suchen sollten, bevor sie den Tod suchten? Das war doch offensichtlich. Oder hatte es noch eine andere Bedeutung? Dass das Leben vor dem Tod kam? Das war ebenfalls offensichtlich. Dennoch sagten ihm diese einfachen Worte etwas. Der Tod kommt, flüsterten sie ihm zu. Der Tod kommt zu allen. Aber das Leben kommt zuerst. Genieße es.
    Der Tod ist das Ziel. Aber die Reise – das ist das Leben. Das ist es, was zählt.

    Ein kalter Wind blies durch den Steinkorridor, umfloss Kaladin, brachte frische Düfte herbei und vertrieb den Gestank der verwesenden Leichen.
    Niemand kümmerte sich um das Schicksal der Brückenmänner. Niemand kümmerte sich um diejenigen, die ganz unten waren, um die mit den dunkelsten Augen. Dennoch schien ihm der Wind wieder und wieder etwas zuzuflüstern. Leben vor Tod. Leben vor Tod. Leben vor Tod.
    Er stieß mit dem Fuß gegen etwas. Er bückte sich und hob es auf. Es war ein kleiner Stein. Kaum konnte er ihn in der Dunkelheit erkennen. Kaladin bemerkte, was mit ihm geschah. Diese Melancholie, dieses Gefühl der Verzweiflung hatte ihn oft ergriffen, als er jünger gewesen war – vor allem während der Wochen der Weinung, wenn der Himmel voller Wolken hing. In jener Zeit hatte Tien ihn aufgemuntert und aus seiner Verzweiflung

Weitere Kostenlose Bücher