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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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angebrachten Halteseilen zu entfernen. Dieser Sturm würde wohl nie enden.
    Thomas trat durch die kleine Tür hinaus und sofort war er durchtränkt von Seewasser. Oder Wasser zumindest. Denn nicht nur Wellen peitschten über das Deck, es regnete auch noch in Strömen. Ein heftiger Windstoß blies Thomas fast wieder in den kleinen Gang zurück und vielleicht war es wirklich das Vernünftigste einfach zurückzugehen. Schließlich hatte er keinen Grund hier draußen zu sein. Aber er hatte es unter Deck einfach nicht mehr ausgehalten. Nicht zu wissen, was draußen vorging, nur die Geräusche des Sturms und Arvids fiebriges Gemurmel als Begleitung, das war ihm nach und nach unerträglich geworden. Dazu dann noch der ständige Geruch von Erbrochenem, vermischt mit dem Gestank der Duftwasser. Stundenlang hatte er von der frischen Seeluft geträumt und sich dann entschlossen nach draußen zu gehen. Doch der Anblick, der sich ihm bot, war alles andere als erfreulich und er fühlte keinerlei Bedarf die frische Seeluft zu genießen, die ihm der starke Wind so reichlich ins Gesicht blies. Alle Gesichter, die er durch den dichten Regen erkennen konnte, wirkten wie erstarrt, grimmige Gesichtszüge, die Augen starr nach vorn gerichtet, stemmten sich die Männer an den Riemen mit aller Kraft gegen die Gewalt des Sturms. Ihre Bemühungen wirkten sinnlos im Angesicht der meterhohen Wellen, die das Schiff immer wieder erfassten und wie einen Ball umherwarfen. Thomas spürte nichts als Bewunderung für sie. Seit fünf Tagen tobte der Sturm und seit drei Tagen hatte keiner dieser Männer und Frauen mehr als zwei oder drei Stunden geschlafen.
    Mit beiden Händen packte er das dicke Tau, das vom Aufgang bis zum Steuerhaus gespannt worden war. Er war nur einen Meter weit gekommen, da riss ihn eine Welle von den Beinen. Verzweifelt klammerte er sich am Seil fest, doch seine Finger hatten nicht mehr viel Kraft. Deutlich merkte er die Macht, mit der die Welle an ihm zog. Salzwasser drang durch Mund und Nase in seine Lunge ein, er musste husten, das Wasser brannte in seinen Augen und seine letzte Stunde schien gekommen. Doch dann ließ der Sog nach und er konnte sich aufrichten. Schritt für Schritt kämpfte er sich weiter, auf das Steuerhaus zu, in dem Niusi und Ulf versuchten, das Schiff auf Kurs zu halten. Barrett stand hinter den beiden, die Erschöpfung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Vermutlich hatten Niusi oder Ulf ihn gerade abgelöst. War doch seltsam, dass die Maegrin Barrett, einen Mann, der für Geld kämpfte und nicht mal ihre Sprache sprach, schneller akzeptiert hatten als ihn. Es war eigentlich fast noch schlimmer als früher im Dorf. Da hatte er sich wenigstens nach einiger Zeit eine gewisse Anerkennung erarbeiten können, Sam hatte ihn sogar gemocht. Aber hier? Hier schien er überhaupt nicht zu existieren.
    Mit bitterem Gesichtsausdruck setzte er einen Schritt vor den anderen. Am Anfang hatten sie ihn nur ignoriert, doch sobald Arvid krank geworden war, hatten sie ihn unter Deck geschickt. Dann, nur Stunden später, während Arvids Fieberträume immer stärker geworden waren und er sich wie ein Wahnsinniger im Halbschlaf hin und her geworfen hatte, war der Sturm aufgezogen. Nur Ulf hatte ihn einmal besucht. Nun ja, vermutlich eher Arvid. Aber immerhin hatte er ihm bestätigt, was Thomas schon befürchtet hatte. Dass der Sturm sie immer weiter von der Küste forttrieb und dass das Schiff nicht für die hohe See gebaut. Zudem war es auch noch kaum beladen, hatte Ulf hinzugefügt, was wohl, so wie Thomas Ulf verstanden hatte, keine gute Sache war. Er machte einen letzten Schritt auf die Tür zu und drückte mit aller Kraft dagegen. Sie bewegte sich kein bisschen. Verriegelt. Er rüttelte, klopfte und schrie und auf einmal bewegte sie sich und er schaute in das grobschlächtige Gesicht des Söldners, der ihn mit einem wohl freundlich gemeinten Grinsen im Gesicht ansah.
    „Na, alles in Ordnung?“
    Die Stimme des Söldners war tief und, wie Thomas schon bei ihrer letzten Begegnung festgestellt hatte, erstaunlich wohlklingend.
    „Sehe ich so aus?“
    Der Söldner lachte laut auf.
    „Draußen stehenbleiben willst du wohl nicht, oder? Also komm' rein!“
    Zögernd machte Thomas einen Schritt hinein in die kleine Kajüte. Sofort schloss der Söldner die Tür. Ulf blickte Thomas sorgenvoll an. Thomas zuckte nur mit den Schultern.
    „Es geht ihm nicht besser, aber auch nicht schlechter.“
    Der Krieger, der nur wenige

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