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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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und kleinen Schuppen zu verstecken, die den Großteil des Hafenviertels ausmachten. Doch die Idee hatte er schnell wieder verworfen. Er würde keine Chance haben, aus der Stadt zu entkommen, wenn erst mal alle Wachen, ja vielleicht sogar die Einwohner alarmiert waren. Auch wenn er nicht der einzige Fremde in Cuandal war, waren doch wenige so groß und hässlich wie er. Er war davon ausgegangen, dass sie die Wachen am Tor schon benachrichtigt hatten, also hatte er die Mauer überklettern wollen. Dann hatte er das Handelsschiff gesehen. Vielleicht zwei Dutzend Meter von Ufer entfernt, lag es ohne große Bewachung mitten im Fluß vor Anker. Die ideale Fluchtmöglichkeit und ohne Kettenrüstung waren die zwanzig Meter ja ohne Probleme zu bewältigen. Hatte er gedacht. Nun, er hatte es an Bord geschafft, eher tot als lebendig, immer noch blutend und hatte sich in die hinterste Ecke des Laderaumes verkrochen. Wachen waren keine zu sehen gewesen.
    „Nun ja, bei einem Handelsschiff, das noch nicht mal zur Hälfte beladen ist, vielleicht auch nicht verwunderlich“, ging es ihm durch den Kopf, während er sich weiter vorarbeitete. Seine Kleidung war immer noch nass und langsam setzte auch das Zittern wieder ein. Das Schiff schwankte. Waren sie schon auf hoher See? Hatte er den Aufbruch verschlafen? Bei seinem Zustand durchaus möglich, aber untypisch. Sein leichter Schlaf hatte ihn in all den Jahren vor so mancher unangenehmer Überraschung bewahrt.
    Was sollte er tun? Er brauchte warme Kleidung und etwas zu essen, sonst würde er nicht mehr lange durchhalten.
    Wer führte das Schiff? Ein Mann vom Kontinent? Angestrengt horchte er auf Stimmen, doch an Deck war es ruhig. Nur das regelmäßige Eintauchen der Ruder war zu hören. Ein Mann vom Kontinent, vielleicht sogar aus seinem Heimatland, würde ihm vermutlich helfen. Gegen Gold zumindest und das trug er immer bei sich. Aber wenn es ein Llaevin war und er schon von dem Vorfall gehört hatte, dann war alles offen.
    Vorsichtig brach er mit dem Dolch eine der kleinen Kisten auf.
    Weinamphoren. Er musste leise lachen. Eigentlich ein Glücksfund für jeden Söldner und genau das, was er gerade nicht brauchte. Er kroch weiter. Der Rest des Laderaums schien leer zu sein. „Seltsam!“, schoss es ihm durch den Kopf. Welcher Händler brach mit halbleerem Schiff auf? Er brach eine weitere Kiste auf. Gläser. Bestimmt für llaevische Edle gedacht, die sich solchen Luxus leisten konnten. Aber was machten die dann noch auf dem Schiff? Oder bildete er sich das Schwanken nur ein? Spielte sein geschwächter Körper ihm einen Streich? Vorsichtig und darauf bedacht keinen Lärm zu machen, öffnete er noch einige weitere Kisten, fand aber nichts Nützliches.
    Ein lautes Knarzen warnte ihn. Die Ladeluke öffnete sich und der Lichtschein einer Laterne fiel herein. Eilig kroch er in Richtung seines Versteckes. Die plötzliche Anstrengung ließ ihm schwarz vor Augen werden. Zwei Männer unterhielten sich aufgeregt.
    Was war das nur … Maegrin. Verdammt, wie kamen die denn auf dieses Schiff? Das war sogar schlimmer als Llaevin. Die hätte er mit der entsprechenden Menge Gold vielleicht noch überzeugen können ihn laufen zu lassen, diese Barbaren aus dem Norden ließen aber wohl kaum mit sich reden. Vor allem da er nicht mal ihre Sprache sprach. Nun, irgendwann musste seine Glückssträhne ja auch mal enden. Vielleicht war es auch einfach an der Zeit. All die anderen mit denen er damals losgezogen war, lebten ja schließlich auch nicht mehr. Er kroch weiter und stieß mit dem Ellbogen gegen eine Kiste, die mit lautem Getöse zu Boden fiel. Er musste fast grinsen. So war es dann also. Wenn das Glück einen verließ, dann richtig.
    Der Schein der Lampe fiel auf ihn. Mühsam richtete er sich auf, soweit es bei der niedrigen Decke ging. Die beiden Männer riefen etwas und auf dem Deck des Schiffes waren noch mehr Stimmen zu hören. Füße trampelten über das Deck. Das Lampenlicht blendete ihn, die Männer waren nicht auszumachen. In gebückter Haltung, den Dolch in der Hand stand er da. Kampfbereit. Die Reden ihres Kompanieführers gingen ihm durch den Kopf. Damals als sie noch bei der Armee gewesen waren. Seine Haut so teuer wie möglich verkaufen. Bis zum letzten Mann kämpfen. Die kommenden Generationen werden es uns danken. Und viel mehr solcher Worte. Kein Wunder, dass Owen ihm die Kehle durchgeschnitten hatte, gleich nach dem ersten Gefecht, dass die Hälfte der Männer nicht überlebt hatte.

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