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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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gewesen.
    „Mörder!“, schrie eine junge, wütende Stimme zu seiner Linken.
    Brendan riss Sion zurück, nur einen Augenblick später landete ein verfaulter Salatkopf an der Stelle, an der er gerade noch gestanden war. Er schaute sich nach dem Werfer um. Der, ein Junge von vielleicht fünfzehn Jahren, war inzwischen von zwei Soldaten seiner Leibwache zu Boden geworfen worden. Zorniges Gemurmel erhob sich aus der bisher so schweigsamen Menge. Wie viele es wohl waren? Zweihundert? Dreihundert?
    Die Krieger seiner Leibgarde wurden zusehend nervöser und auch ihm selbst liefen Schweißperlen über die Stirn. Nichts war so wie geplant. Diese Barbaren hatten in ihrem letzten Kampf weit über hundert seiner Krieger getötet, einige waren entkommen und jetzt hatten sie ein ganzes Viertel seiner Stadt niedergebrannt. Der Rauch biss in seinen Augen. Die Trümmer waren, trotz des Regens, der das Feuer glücklicherweise gegen Ende der Nacht gelöscht hatte, immer noch warm. In der Nacht waren sie mit ihren Langschiffen den Fluss hinauf gefahren, hatten die Wachposten an den beiden Flusstürmen überwältigt und hatten dann ungehindert mitten im Hafen angelegt. Bevor irgendjemand reagieren konnten, standen das ganze Hafenviertel und ein guter Teil der Südstadt in Flammen. Augenblicke später waren die Maegrin schon wieder auf ihren Schiffen gewesen und in der Nacht verschwunden.
    Und jetzt? Er war hierhergekommen, um Trost zu spenden und seiner Rolle als Herrscher gerecht zu werden. Aber die Leute schienen es eher darauf ab zu sehen, ihn zu hängen, als ihm zuzuhören. Er hätte auf Brendan hören und in der Burg bleiben sollen. Sie verstanden es einfach nicht. Sie verstanden ihn nicht. Um ihr Volk zu neuem Glanz zu führen, mussten Opfer gebracht werden. Von jedem. Ohne ihn wären sie längst alle Sklaven dieser Feuerteufel. Aber das sahen sie natürlich nicht. Nein, sie sahen nur, dass irgendjemand ihre erbärmlichen Hütten abgebrannt war, die sie ohne Kampf zurückgelassen hatten und natürlich war es die Schuld des Königs. Dieser Pöbel. Aber sie würden ihm schon noch denken. Er würde das Hafenviertel wieder aufbauen, prächtiger als zuvor und Rache nehmen an den Nordleuten. Nicht nur für die zerstörte Stadt, nein auch für die Demütigung, die sie ihm zugefügt hatten. Er würde …
    „Mörder! Mörder!“
    Ein Steinhagel prasselte auf sie nieder. Einer traf ihn an der Stirn. Er sackte nach hinten zusammen.
    „Schützt den König!“, hörte er Brendan schreien, der ihn auffing. Ob sie mit Mörder vielleicht gar nicht auf den Überfall anspielten, sondern auf die Geiseln? Schließlich war es kein Zufall gewesen, dass sie alle zu seinen Gegnern gehört hatten, bis auf das eine oder andere notwendige Bauernopfer. Wie Fionn. Es war natürlich schade um ihn, aber …
    Ein weiterer Steinhagel ging auf sie nieder, der jedoch harmlos an den Schildern der Soldaten abprallte, die inzwischen einen schützenden Kreis um ihn gebildet hatten. Wie Brendan stammten sie aus seinem eigenen Stamm und waren somit die einzigen, denen er noch trauen konnte in dieser Welt voll ehrloser Verräter.
    Unwirsch schob er Brendans Arme weg:
    „Zurück zur Burg!“
    Sie würden ihm schon noch danken, wenn ihr Land in neuem Glanz erstrahlte.

XXXVI
     
    Die Klippen von Trun, wie Ulf sie nannte, ragten bedrohlich vor ihnen auf. Große, graue Felsen, die hunderte Meter aus dem Wasser hervorragten. Ein starker Westwind hatte sie in nur vier Tagen bis zur Küste Enains getrieben und bald würden sie an Land gehen. Irgendwie war er fast froh darüber, auch wenn sie vermutlich nicht viel Gutes erwartete. Aber allein die Aussicht wieder festen Füßen unter den Boden zu haben, stimmte Thomas fröhlich. Auch Barrett pfiff, während er sich in die Riemen legte, ein fröhliches Lied vor sich hin. Fester Boden, das bedeutete trinkbares Wasser und früher oder später auch etwas zu essen. Leider hatte Arvid sich kaum erholt. Er lag immer noch schlafend in dem schmalen Bett, in das sie ihn vor neun Tagen gelegt hatten. Aber immerhin sah er nicht mehr so aus, als ob er jeden Moment sterben würde. Inzwischen sah er nicht viel schlimmer aus als Thomas selbst. Gestern war das Wasser ausgegangen und richtig satt hatte er sich seit über einer Woche nicht mehr gefühlt.
    „Ruder hart steuerbord“, hallte Ulfs Stimme über das Deck. Sofort warf Niusi das Steuer herum. Jetzt fuhren sie fast direkt auf die Klippen zu. Was zur …? Thomas war schon im Begriff

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