Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Gottheit? Und wenn ja, was bedeutete das für sie? Waren die Taisin eine Strafe Unins?
„Ich habe mein ganzes Leben gegen diese Kreaturen der Finsternis gekämpft und wir können sie besiegen!“
Seine ohnehin schon laute Stimme steigerte sich bei diesen Worten um ein Vielfaches.
„Aber wir müssen gemeinsam kämpfen! Wie wahre Krieger! Nicht im Schatten der Bäume, sondern auf offenem Feld, dort wo Unin schon ihren verräterischen Sohn Ijun und seine Riesen geschlagen hat. Unser Sieg ist vorgezeichnet im Buch des Schicksals!“
Er verstummte und ließ seinen Blick über die Menge schweifen, die jetzt am Rand der Lichtung standen. Als sein Blick Sälvor traf, schienen seine Augen sie regelrecht zu durchdringen, ihr jedes Geheimnis zu entreißen. Nur wenige Augenblicke hielt sie ihm stand, dann musste sie sich abwenden.
„Ihr seid tapfere Männer und Frauen. Ihr seid die, die dieses, unser Land nicht im Stich gelassen haben. Die geblieben sind, um für seine Wiesen und Bäche, Tiere und Wälder zu kämpfen. Ihr seid die, die es morgen neu aufbauen werden. Ihr seid die Helden dieses Jahrhunderts, die neuen Krieger Unins!“
Der Priester reckte ein einfaches, aber schönes Schwert, schlank und in der Sonne blitzend, gen Himmel. Wo kam es auf einmal her?
„Drum frage ich euch: Wollt ihr kämpfen oder elendig verrecken? Eure Namen ins Buch der Geschichte schreiben, euer Schicksal erfüllen oder als verrottende Kadaver enden? Wollt ihr mit mir kämpfen?“
Die letzten Worte schrie er regelrecht heraus. Die Menge antwortete ihm. Laute Rufe erfüllten die Luft, Schwerter, Äxte und Speere wurden auf Schilde geschlagen, Füße stampften auf den Boden. Sälvor musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wie ihre Gefolgsleute entschieden hatten. Sie konnte sich auch gar nicht umdrehen. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, selbst aus voller Kehle zu schreien und so ihre Zustimmung zu bekunden. Sie würden kämpfen und die Taisin ein für alle Mal hinwegfegen. Nie hatte sie sich in ihrem Leben so glücklich gefühlt wie in diesem Moment, in dem das Schicksal ihres Volkes und ihr eigenes Schicksal ihr so klar vor Augen lag.
Immer noch stand der Priester vor ihnen, das Schwert in der Hand. Jetzt sah sie, was er war. Der Erretter ihres Volkes, der Gesandte der Götter. Eine geradezu leuchtende Aura schien ihn zu umgeben und aus dem verdreckten, alten Mann war ein ansehnlicher Krieger geworden.
Sälvor drehte sich um, endlich in der Lage ihren Blick von dem Mann zu nehmen und sah überall nur glückliche Gesichter. Erschöpft zwar, aber glücklich. Immer noch wurden Kriegsschreie ausgestoßen und die Taisin beschimpft und Männer und Frauen zählten auf, für wen sie alles Rache nehmen wollten und würden. Hoffnung hatte die kleine Gruppe erfüllt und alle standen noch. Aus der gerade eben noch so erschöpften Gruppe geschlagener Krieger war wieder eine Einheit geworden, willens ihr Leben zu geben für die Freiheit ihres Landes. Kein Wort wurde mehr gesprochen vom letzten Kampf, nein, jetzt ging es darum die Taisin ein für alle Mal zu vernichten.
XXXIV
Fluchend fasste sich Thomas an seine Schläfe. Schon jetzt konnte er die Beule spüren, die ihn wohl die nächsten Tage begleiten würde. Eine Welle musste das Schiff erfasst haben und die plötzliche Bewegung hatte ihn gegen die Wand des engen Ganges krachen lassen, der von der Kajüte des Königs zum Schiffsdeck führte. Immerhin war er hier unten halbwegs vor den Elementen geschützt, die draußen so viel Schaden anrichteten. Die Maegrin hatten schnell begriffen, dass er an Bord eines Schiffes zu nicht viel zu gebrauchen war, für die Segel fehlte ihm das Können und für die Riemen die Kraft und hatten ihm deshalb befohlen, sich um Arvid zu kümmern. Der lag jetzt krank in der königlichen Kajüte. Thomas musste immer grinsen, wenn er daran dachte, was Sion wohl davon hielt, dass sie nicht nur entkommen waren, sondern dabei auch noch sein Schiff hatten mitgehen lassen. Unter den Maegrin hatte es auf jeden Fall für großes Gelächter gesorgt. Jedes Stück Kleidung war inspiziert worden, jede Truhe geöffnet und dutzende Flaschen Duftwasser auf dem Boden ausgeleert worden, was dem Raum bis heute einen ganz eigenen Geruch gab. Eine weitere Welle erfasste das Schiff und nur mit Mühe konnte Thomas verhindern, ein zweites Mal gegen die Wand geschleudert zu werden. Langsam machte er sich auf den Weg an Deck, immer darauf bedacht, die Hände nie zu weit von den
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