Der Pfad des Kriegers (German Edition)
eine Warnung zu rufen, als er die kleine Bucht sah, die sich zwischen den Felsen auftat. Viel zu klein für das große Schiff.
„Zieht die Riemen ein!“
Sofort zogen die Männer die Riemen ins Innere des Schiffes zurück und fast lautlos glitt das Schiff durch die Öffnung, die keinen Meter breiter war als es selbst. Die Bucht, die sich vor ihnen auftat, war viel größer als Thomas angenommen hatte. Sie bot sicherlich Raum für zwei Dutzend Schiffe.
Am Ufer waren die verbrannten Überreste eines Dorfes zu sehen, ein Anblick, an den Thomas sich inzwischen fast gewöhnt hatte. Aufmerksam starrten die Männer auf das Ufer. Nichts rührte sich, keine Menschenseele war zu sehen. Knut stand mit gespanntem Bogen neben Ulf.
„Wir legen an! Aber schön langsam!“
Auf Ulfs Kommando wurden die Riemen wieder ins Wasser getaucht und das Schiff nahm langsam Fahrt auf. Als sie kurz vorm Strand waren, benutzten die Männer die Riemen, um das Schiff wieder abzubremsen und ließen es langsam auf dem Sand aufsetzen. Mit einem Knirschen kam das Schiff zum Stehen. Sofort sprangen Männer und Frauen von Bord und begangen das Schiff mit Tauen und Pflöcken zu sichern, während Ulf und Knut einen nahegelegenen Hügel erklommen. Jeder hatte seine Waffen griffbereit und als das Schiff gesichert war, legte sich eine angespannte Ruhe über die Bucht.
Der Anblick, der sich ihnen bot, war im Gegensatz dazu regelrecht idyllisch. Ein kleiner Bach plätscherte gemütlich in Richtung Meer und die hohen Klippen schienen die Bucht vor dem harschen Wind zu schützen, so dass sie, obwohl es fast Winter war, eher spätsommerlich wirkte. Vögel zwitscherten und wenn man die Trümmer des zerstörten Dorfes nicht beachtete, war es ein wirklich schöner Ort. Zu schön? Zu ruhig?
Jeden Moment erwartete Thomas aus dem nahe gelegenen Waldstück heraus mit Pfeilen überschüttet zu werden. Oder das eine Horde Taisin, wie auch immer sie aussahen, gleich den Hügel herabstürmte, den Ulf und Knut gerade erklommen. Barrett neben ihm schien ähnlich zu empfinden. Seine Hand entfernte sich nie vom Schwertgriff und sein Blick schweifte ununterbrochen über die Umgebung. Das kleine Waldstück, der Hügel, die Trümmer des Dorfes und der Ausgang des Tales, viel mehr war nicht zu sehen. Aber jeder der ersten vier Orte bot den Taisin genug Möglichkeiten ruhig zu warten, bis sie sich alle vom Schiff entfernt hatten, um dann zuzuschlagen.
Unruhig verfolgte er Ulfs und Knuts Weg den Hügel hinauf. Bald würden sie seine Kuppe erreicht haben. Auch die Maegrin erfasste die Unruhe und sie bildeten einen engen Kreis um das Schiff, Waffen und Schilder in den Händen. Jetzt …
Nichts passierte. Sie alle sahen Ulf und Knut vom Hügel aus winken. Von dort hatten sie einen guten Blick auf die ganze Bucht, wenn sie also niemanden sahen, dann war hier vermutlich auch niemand.
Langsam senkten die Maegrin ihre Schilder, Waffen wurden wieder am Gürtel befestigt, leise Witze gemacht.
„Sind wir wieder daheim?“
Vor Schreck ließ Thomas fast seine Waffe fallen, dafür umklammerte er sie dann im nächsten Moment umso fester. Auch mehrere Maegrin zogen wieder ihre Waffen und drehten sich um. Als Thomas Arvid auf dem Deck des Langschiffs stehen sah, einen verschlafenen Blick in den Augen, fing er an zu lachen, erst leise, dann immer lauter. Nach und nach fielen alle mit ein, erst Barrett mit seinem dröhnenden Gelächter, dann nach und nach auch alle anderen. Thomas konnte nicht sagen, warum er lachte, aber es tat gut. Die ganze Spannung der vergangenen Minuten fiel von ihm ab.
Arvid schaute sie mit kritischem Blick an:
„Was ist denn los?“
„Nichts, Arvid, nichts. Wir sind tatsächlich wieder daheim.“, antwortete ihm ein junger Maegrin mit rotem Bart, mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
„Hm?“
„Wir sind in Enain“, sagte Thomas ihm.
„Enain?“
Seine Verwirrung war Arvid deutlich anzusehen. Mit halboffenem Mund und großen Augen schaute er sie an.
„Nun, stell' dich doch mal nicht noch dümmer als du ohnehin schon bist. Enain. Das sollte dir doch was sagen!“
Thomas schaute ihn freundlich an. Er war so froh Arvid zu sehen.
„Enain“, wiederholte Arvid.
„Nachdem das jetzt ja geklärt ist, würde ich mal den Mund zumachen, Junge, sonst rosten die Zähne!“, warf der Söldner auf Llaevisch ein. Anscheinend hatte er verstanden, um was es ging.
Bei diesen Worten schloss Arvid seinen Mund, hörte aber nicht auf, sie stumm anzustarren. Nun, er
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