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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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er sich auch schon gedacht.
    „Sieht aus, als ob etwas geschleift wurde. Vielleicht liegen deswegen hier keine toten Maegrin?“, sagte Barrett.
    Knut nickte.
    „Wir sollten uns das Mal anschauen. Aber vorsichtig!“
    Thomas stöhnte auf. Der Söldner lachte daraufhin leise. Als ob sie nicht längst tot gewesen wären, wenn jemand sie beobachtet hätte. Entschlossen und ohne auf eine Reaktion zu warten, lief Thomas den Hügel hinauf. Einen kurzen Augenblick später folgten ihm die anderen. Kurz darauf hatte er den Waldrand erreicht. Was er da sah, machte ihn sprachlos. Noch nie in seinem Leben hatte er so etwas gesehen. Was auch immer hier geschehen war, er konnte sich keinen Reim darauf machen. Auf einfachen, an den Bäumen befestigten Holzgerüsten lagen dutzende nackter, toter Männer und Frauen. Vögel hatten sich an ihnen allen gütlich getan.
    „Was in Tuins Namen ist hier passiert?“, hörte Thomas Ulf hinter sich ausrufen.
    „Ich habe so etwas schon mal gesehen,“ antwortete ihm der Söldner und fuhr dann fort: „Die Wasinje in Nord-Sira beerdigen so ihre Toten. Geben sie der Natur zurück und ermöglichen so ihren Geistern aufzusteigen, oder so ähnlich. Hat mich damals nicht so wahnsinnig interessiert. War eher mit Überleben beschäftigt.“
    „Aber wir, also mein Volk hat Tote nie so beerdigt. Nie.“
    Ulfs Fassungslosigkeit ließ sich deutlich aus seiner Stimme heraushören.
    „Vielleicht ein Stamm aus dem Norden?“, fragte Knut.
    „Nein“, Arvids schien sich sicher zu sein:
    „Die Stämme im Norden bringen ihre Toten auf das Meer hinaus oder versenken sie in Eisgruben, so wie wir unsere Grabhügel errichten. Keiner würde doch das Risiko eingehen, dass die Toten zurückkehren und ihn heimsuchen können.“
    Thomas war diese Vorstellung fremd, aber er meinte zu verstehen, was Arvid sagte. Tote auf dem Meeresgrund oder unter meterdicken Eis- oder Erdschichten konnten kaum zurückkehren, die hier hingegen schon. Wenn man denn an solchen Blödsinn glaubte. Jeder wusste, das Gean dafür sorgte, dass keine Toten auf der Erde blieben.
    „Auf jeden Fall sind es Maegrin, so viel steht fest!“, mischte sich jetzt auch Barrett in die Diskussion ein.
    „Und das ist doch mal wieder eine von den besseren Nachrichten. Ich wusste, dass mein Glück zurückkommen würde.“
    „Trotzdem ist das alles reichlich seltsam. Mir gefällt das ganz und gar“, äußerte Ulf seine Meinung. Seine Stimme klang dabei verhalten, geradezu ängstlich.
    Arvid wandte sich ihm zu:
    „Ich denke der Söldner hat Recht. Maegrin haben hier Taisin besiegt und das ist die beste Nachricht seit langem. Wir sollten ihnen folgen. Was ...“
    „... bleibt uns sonst auch übrig!“, beendete Thomas Arvids Satz und fing an zu lachen. Auch Arvid stimmte ein.
    „Was ist denn daran jetzt so lustig?“, fragte Ulf verdrossen.
    „Nichts, nichts“, erwiderte Thomas, sein Lachen unterdrückend. „Ich finde, er hat Recht. Wir sollten dem Heer folgen. Wir haben ja schließlich keine andere Wahl!“
    Auch Barrett grinste bei diesen Worten.
    „Die Jungen haben Recht. Auf jeden Fall sollten wir schleunigst von hier verschwinden, falls die Taisin da unten doch ein paar Freunde haben.“
    Alle schauten Ulf abwartend an.
    „Ist ja gut, ist ja gut. Wir folgen ihnen. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass wir damit direkt in unseren Untergang laufen. Schließlich ...“
    Statt den Satz zu beenden, schüttelte Ulf nur den Kopf, aber Thomas war klar, was er sagen wollte. Wenn die gesamte Macht der Maegrin nichts gegen die Taisin hatte ausrichten können, dann waren auch diese paar Überlebenden chancenlos. Trotz ihres Sieges.

XXXVIII
     
    Vorsichtig stieg Sion über eine Leiche, die mitten auf dem Wehrgang lag. Neben zahllosen anderen. Mit Tränen im Gesicht stolperte Sion weiter. Viele der Toten hatte er gekannt. Manche nur vom Sehen, Stalljungen, die ihm morgens sein Pferd gesattelt hatten oder die beiden Schmiedelehrlinge, andere waren ihm so vertraut wie sein eigener Vater es gewesen war. Rauch stieg über seiner Stadt auf und bald würden sie ein weiteres Mal die Burg angreifen und diesmal würden sie nicht mehr standhalten können. Keines der Gesichter, in die er blickte, zeigt auch nur etwas Hoffnung. Grimmige Entschlossenheit ja, zumindest bei einigen, Angst und Panik bei vielen.
    Schreie ließen ihn herumfahren.
    „He, bleibt hier!“, hörte er Eowyn ausrufen. Im nächsten Moment sah er, wie sich ein halbes Dutzend Krieger über die

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