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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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Sicherheit zu bringen.
    „Vielleicht solltet ihr darauf eingehen. Mich ausliefern, meine ich.“
„Mein König, ihr dürft so etwas nicht ...“
    „Es wäre die sinnvollste Lösung!“
    Eowyn schwieg.
    „Geradezu ironisch, dass ich mich gerade selbst opfere, weil es am sinnvollsten ist. So wie ich all die anderen habe sterben lassen, für das große Ganze“, dachte sich Sion, den Blick auf die brennende Stadt gerichtet: „Vielleicht, wenn ich nicht so brutal vorgegangen wäre, dann ...“, er brach den Gedanken an der Stelle ab. Wenn er nicht genau so vorgegangen wäre, wie er es getan hatte, hätten die Maegrin den Krieg gewonnen. Jetzt hatten die Llaevin den Krieg nahezu gewonnen, etwas womit wohl kaum jemand mehr gerechnet hatte und nun töteten ihn seine eigenen Leute. Er hätte auf Brendan hören sollen, als dieser ihm empfohlen hatte, sich zum Heer zu begeben. Aber auch dafür war es jetzt zu spät. Zudem war er sich nach den beiden Niederlagen gegen Hafgrimr, auch wenn sie noch so klein gewesen waren, keineswegs mehr sicher über die Loyalität seines Heeres.
    „Ich denke nicht, dass sie uns am Leben lassen würden.“
    Sion wandte sich Eowyn zu.
    „Ich meine, wenn wir euch ausliefern. Welchen Grund haben sie denn dazu? Selbst wenn Dain es ernst meint, er wird die anderen kaum davon abhalten können uns alle aufzuknüpfen“, schob der alte Soldat erklärend hinterher.
    „Vielleicht. Aber ihr habt nichts zu verlieren!“
    „Ich habe fast sechzig Jahre als Krieger gelebt und ich werde als Krieger sterben. Ich bin nicht hier wegen euch, ich bin hier wegen eines Versprechens, das ich eurem Vater auf seinem Totenbett gab.“
    Sion antwortete nicht und richtete seinen Blick wieder starr geradeaus. Vermutlich trafen Eowyns Worte auf alle zu. Die Männer und Frauen auf dem Burghof waren hier wegen eines Mannes, der inzwischen fast ein Jahr tot war, nicht wegen ihm. Der Gedanke machte ihn traurig.
    Der Rest der Stunde verging in Schweigen. Einige der Krieger schärften wieder und wieder ihre Waffen, andere starrten stumm in die Gegend und irgendwo im Schatten der Ställe summte eine kleine Gruppe das Lied von Gewyn, dem Barden, aber niemand sprach. Es gab ja auch nichts worüber man hätte reden können. Worüber redet ein Mensch, wenn er nur noch weniger als eine halbe Stunde zu leben hat? Das Bootrennen im Sommer, die Kinder, die er mit seiner Frau haben wird, seine neue Liebe? Nein, es gab nichts, worüber man hätte reden können. Es gab nur noch den Tod, der langsam aber sicher näher kam.
    Als die Stunde sich ihrem Ende neigte, sehnte Sion den Kampf geradezu herbei. Immerhin würde er sterben wie ein Held. Sein Stamm würde ihn besingen. Falls die da unten etwas von seinem Volk übrig ließen.
    „Sie kommen!“
    Zum wievielten Male hörte er jetzt diesen Ruf? Diesmal musste er nicht erst auf die andere Seite eilen, diesmal kamen sie von allen Seiten. Langsam bewegten sich die Aufständischen den Hügel hinauf. Eine lose Kette umschloss den Berg auf allen Seiten und rückte vorsichtig vor. Wie viele es wohl waren? Bestimmt fünf- oder sechshundert. Auf jeden Fall mehr als die drei Dutzend Verteidiger, die jetzt die Wälle bemannten. Lücken von teilweise drei oder vier Metern befanden sich zwischen den einzelnen Männern auf der Mauer. Sion fing an, seine Entscheidung zu bereuen, sich nicht in den Turm zurückzuziehen. Andererseits war die Logik dahinter ganz richtig gewesen. Sterben würden sie so oder so. Es ging nur noch darum, ob es Minuten, Stunden oder Tage waren und dann doch besser gleich.
    „Nicht schießen, bis ich den Befehl gebe!“
    Eowyns laute Stimme erfüllte den Burghof.
    Immerhin hatten sie genug Pfeile. Eowyn hatte dafür gesorgt, dass reichlich Vorräte da waren. Mit genug Kriegern hätte die Burg einer Belagerung wochenlang widerstehen können, aber so würde dieser Angriff wohl das Ende sein.
    Inzwischen konnte Sion fast schon die Gesichter der einzelnen Aufständischen ausmachen.
    „Jetzt!“
    Im Angesicht der vielen Gegner wirkte das Dutzend Pfeile, das jetzt den Aufständischen auf Sions Seite der Burg entgegen flog, geradezu lächerlich. Die meisten verfehlten ihr Ziel. Zwei Aufständische brachen getroffen zusammen. Zwei von vielleicht hundert, die gerade auf das Tor zukamen.
    Jetzt fingen sie an zu rennen. Bald würden die Leitern an den Mauern anliegen und sie auf den Burghof strömen.
    Eine weitere Pfeilsalve löste sich. Mit besserer Wirkung als die erste, aber der

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