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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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Meinung über diese Truppe noch weiter verschlechtern. Ein windschiefes Konstrukt aus Ästen ohne Wachen vor dem Eingang, kaum größer als die Kochstelle eines ordentlichen Hauses, machte das Gebäude nicht den Eindruck, als ob man von dort irgendwelche Befehle erteilen könnte oder auch nur wollte. Einer der Krieger, ein junger, blonder Mann, der außer einem rostigen Helm keinerlei Rüstung trug, hob die schwere Wolldecke beiseite, die den Eingang bildete. Barrett folgte Ulf hinein. In der Hütte befand sich niemand, nur ein halbes Dutzend Schlafstätten aus Tannenzweigen und ein kleines Feuer in einer Vertiefung der Hütte.
    „Ich denke, sie wollen, dass wir uns erst einmalmal erholen“, sagte Ulf und wies auf die Schlafstätten.
    „Wir sollten uns nicht allzu viele Sorgen machen. Sie haben keinen wirklichen Grund uns zu misstrauen, auch wenn unsere Geschichte zugegebenermaßen etwas fantastisch ist.“, fügte er dann hinzu.
    Barrett ließ sich auf einer der Schlafstätten nieder. Die Tannenzweige waren frisch und hielten einen Großteil der Kälte fern. Den Duft der Zweige in der Nase schlief Barrett ein.
    Als er aufwachte, war er allein. Vermutlich hatten sie ihn schlafen lassen. Es wurmte Barrett, dass er als einziger nicht aufgewacht war. Auch die Tatsache, dass sie es nicht für nötig befunden hatten, ihn zu wecken, besserte seine Laune nicht wirklich.
    Vorsichtig richtete er sich auf und bewegte sich langsam zur Tür. Durch das grob gedeckte Dach fiel warmes Sonnenlicht in die Hütte. Er schob den Vorhang beiseite. Es war keine Wache zu sehen. Mit der Haltung eines Mannes, der wusste wo er hin wollte und jeden Grund hatte, da zu sein wo er war, machte er sich auf den Weg. Menschen waren erstaunlich blind und oft genug war er so aus brenzligen Situationen entkommen. Wobei es ihm hier wohl kaum helfen würde. Schließlich stach er mit seinen dunklen Haaren und der dunklen Haut, zumindest im Vergleich zu den Maegrin, aus der Menge hervor wie ein Wolf aus einer Schafsherde. Neugierige Blicke trafen ihn, während er die kleine Gasse entlang ging. Er zwang sich, sie nicht zu erwidern und sich nicht umzudrehen. Jeden Moment rechnete er damit zurückgerufen oder angehalten zu werden. Aber nichts geschah.
    Dann erst fiel ihm auf, dass es gar nicht Abend war, sondern Vormittag. Zumindest dem Stand der Sonne nach. Er musste eine ganze Nacht durchgeschlafen haben, ohne einmal aufzuwachen. Diese Feststellung wurmte ihn gewaltig.
    Das ganze Lager war jetzt von Leben erfüllt. Leute hatten sich um die Kochfeuer gesammelt, Waffen wurden ausgebessert, Pferde neu beschlagen und Kinder rannten durch die engen Gassen zwischen den Hütten. Frauen saßen vor den Eingängen und besserten Kleidung aus und eine kleine Gruppe junger Krieger übte sich im Ringkampf. Das war kein Heer! Das war ein Volk auf Wanderschaft. Oder zumindest die Reste davon. Jetzt sah er auch in den Augen der Menschen, was er gestern nicht hatte sehen können: Hoffnung. Leuchtende Augen und Gelächter erfüllten heute die Straßen, in denen er gestern nur Verzweiflung gesehen hatte. Die Ausrüstung konnte aber mit der aus welchen Gründen auch immer neu entflammten Begeisterung nicht mithalten. Wie schon am Vortag hatte kaum einer eine vollständige Rüstung, die meisten Schilder waren aus Holzplanken schnell zusammengezimmert und die Schwerter wirkten oft, als wären sie mehrere Jahrzehnte alt. Viele der Krieger waren eigentlich zu alt für den Krieg, zumindest für die offene Feldschlacht. Ein Großteil der anderen waren zu jung. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmte, was er über die Taisin gehört hatte, würden sie mit diesem Heer kurzen Prozess machen. Er fragte sich nur, warum sie es noch nicht getan hatten. Vielleicht hatte der Aufstand sie ja überrascht, aber trotzdem, inzwischen sollten sie mehr als genug Zeit gehabt haben zu reagieren. Nun, er würde weg sein, bevor sie es taten. Hier bei diesem Haufen Todgeweihter würde er auf jeden Fall nicht bleiben.
    In der Ferne konnte er jetzt ein rundes, zeltartiges Gebäude entdecken. Wie alle anderen war es mit Tannenzweigen gedeckt, aber es war um einiges größer als die Hütten, die Barrett bisher gesehen hatte. Langsamen Schrittes ging er darauf zu, seinen Blick dabei immer auf eine kleine Hütte etwas rechts davon gerichtet. Im Gegensatz zu ihrer Unterkunft wurde dieses Gebäude bewacht und zwar von mindestens zwanzig Wachen, die in einem weiten Kreis um es herum standen. Überaus viele

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