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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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Rest sind alte Männer und Kinder. Selbst wenn wir die Taisin überraschen sollten, haben ...“
    Diesmal war es Knut, der Barrett unterbrach.
    „Du vergisst, dass diese Kinder und Greise von denen du sprichst, seit fast einem Jahr Krieg gegen die Maegrin führen und immer noch am Leben sind.“
    „Ihr folgt einem wahnsinnigen Propheten in den Tod, seht ihr das nicht?“
    Barrett schaute sich Zustimmung suchend um. Aber selbst Thomas wich seinem Blick aus. Waren hier alle verrückt geworden?
    „Wir wissen alle, dass es nur eine kleine Chance ist, aber unser Volk muss sie nutzen. Ich verstehe ja, dass du dein Leben nicht riskieren willst, aber es ist unsere Heimat und ...“
    „Die Geschichte kannst du vielleicht Thomas erzählen, aber mir nicht. Du, Ulf, willst doch nur jegliche Verantwortung so schnell wie möglich loswerden und wärst lieber heute als morgen tot. Arvid, du willst doch eh nur zu dem Tor, koste es was es wolle und dich“, setzte Barrett seinen Satz auf Knut deutend fort, „habe ich schon lange im Verdacht, dass du auch nicht mehr allzu sehr am Leben hängst. Nur bei dir, Thomas, bin ich mir nicht ganz sicher, ob du dich nicht traust etwas anderes zu sagen oder ob du auch diesem Geschwafel von Heldentum zum Opfer gefallen bist?“
    „Es reicht, Barrett!“
    Eisige Wut sprach aus Ulfs Stimme. Seine Augen schienen ihn zu durchbohren. Noch nie hatte Barrett ihn so wütend gesehen. Unruhig wanderten seine Augen von einem Gruppenmitglied zum nächsten, aber niemand schien geneigt für ihn Partei zu ergreifen. Owen hatte immer viel besser reden können als er. Er wusste nie, wann er aufhören musste.
    „Wir schließen uns dem Heer an. Wenn du bei uns bleibst, bist du herzlich willkommen, ansonsten solltest du so schnell wie möglich verschwinden!“
    Ulfs Stimme klang wenig freundlich.
    „Ich will doch nur das Beste für uns alle!“
    Barrett flehte Ulf regelrecht an.
    „Das Heer ist dem Untergang geweiht und so sehr ich verstehe, dass ihr um eure Heimat kämpfen wollt, jetzt ist wirklich nicht der Moment dazu.“
    „Der Entschluss war schon gefallen, bevor du wieder zu uns gestoßen bist. Wir haben unsere Gründe und du hast deine.“
    „Dann lasst Thomas wenigstens mit mir gehen, der hat doch damit nichts zu tun.“
    Als er die Worte gesprochen hatte, wusste er, dass er nicht gehen würde, wenn Thomas blieb. Er wusste nicht warum, aber er hing an dem Jungen und er würde dafür sorgen, dass er hier lebend raus kam.
    „Thomas hat sich entschieden bei uns zu bleiben, aus freien Stücken.“
    „Ja, das habe ich, Barrett!“
    Als Barrett die jugendliche Ernsthaftigkeit in Thomas Augen sah, den verletzten Ton in seiner Stimme, weil er dachte, dass er sie verlassen würde, um seine eigene Haut zu retten, da wusste er, warum er bei ihm bleiben würde. Er sah aus wie Gareth. Er hatte die gleichen Augen, das gleiche Grinsen, ja sogar manche Gesten wirkten wie die seines kleinen Bruders, den er vor über dreißig Jahren das letzte Mal gesehen hatte. In der Nacht, in der Gareth an Fieber gestorben war, hatte er beschlossen, von zu Hause weg zu gehen, weil er keinen Grund mehr hatte, dort zu bleiben. Zwei Wochen später hatte er sich mit Owen der Armee angeschlossen. Sein Vater war zu dem Zeitpunkt so betrunken gewesen, dass er Barretts Verschwinden wohl erst Tage später bemerkt hatte.
    „Dann bleibe ich auch!“
    Erstaunte Gesichter waren die einzige Antwort auf diese Frage. Sein Verhalten überraschte ihn ja selbst. Er wurde wirklich alt und sentimental. Vor zehn Jahren hätte er nicht sein Leben riskiert wegen eines Jungen, der seinem Bruder entfernt ähnlich sah.
     

XL
     
    Thomas zog den Mantel enger um seine Schultern. Als er den Vorhang zur Seite schob und aus der Tür trat, löste sich eine kleine Schneelawine vom Dach der Hütte und fiel ihm direkt in den Nacken. Nur mit Mühe konnte Thomas einen Aufschrei unterdrücken, der mit Sicherheit jeden der anderen geweckt hatte. Die Kälte hatte ihn nicht mehr schlafen lassen und nach stundenlangem Herumwälzen ohne ein Auge zuzumachen, hatte er die Hoffnung auf Schlaf aufgegeben. Vermutlich war es nicht nur die Kälte, die ihn nicht schlafen ließ, gestand sich Thomas in Gedanken ein.
    Gestern hatten die Späher gemeldet, dass die Vorhut der Taisin weniger als einen Tagesmarsch entfernt war. Heute würde es zur entscheidenden Schlacht kommen. Es würde ein langer Tag werden. Schon jetzt, nach vielleicht zwei Dutzend Schritten, waren seine Füße

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