Der Pfad des Kriegers (German Edition)
waren. Wie ein Wintersturm waren sie an jenem Märzmorgen über ihre Siedlung hereingebrochen. Sälvor war zu diesem Zeitpunkt mit Frida und noch einigen anderen Männern und Frauen auf der Jagd gewesen. Damals war Frida noch ganz anders gewesen, jung und fröhlich, voller Lebensfreude. In jenen Tagen war sie Sälvor fast auf die Nerven gegangen mit ihrem ununterbrochenen Geplapper. Dann waren sie in das Dorf zurückgekehrt und nichts war seitdem je wieder so gewesen wie zuvor. Das Dorf war niedergebrannt, überall lagen Tote und Verletzte. Nur die kleine Burg hatte standgehalten, in der sich ihr jüngster Sohn mit denen, die sie rechtzeitig hatten erreichen können, verschanzt hatte. Wenige Monate später war dann auch er gefallen. Seit der Zerstörung des Dorfes und dem Tod ihres Mannes hatte Frida kaum noch geredet, ein glühender Hass hatte sie verzehrt. Auch Sälvor hatte Hass empfunden, aber irgendwie hatte sie immer das Gefühl gehabt, dass sie noch näher am Leben dran war als Frida.
„Es war besser so. In Tuins Hallen wird sie wieder fröhlich sein können.“
Sälvor nickte nur stumm.
„Der hier lebt noch“.
Erik hielt einem noch lebenden Taisin das Schwert an die Kehle. Aufregung erfasste Sälvor. Noch nie war es ihnen gelungen, einen Taisin lebend gefangen zu nehmen. Fasziniert betrachtete sie den am Boden liegenden Gefangenen, der Erik aus starren, schwarzen Augen anstarrte. Sie wussten so wenig von ihnen. Eigentlich gar nichts. Eines Tages waren sie plötzlich da gewesen und seitdem hatten die Maegrin ihnen einen Kampf auf Leben und Tod geliefert. Taisin stahlen kein Vieh oder eroberten hier mal eine Burg und dort eine Stadt. Nein, sie zerstörten alles, was ihnen im Weg stand und ließen nur verbrannte Erde zurück. Nie hatte sie gehört, dass diese fremden Wesen Gefangene machten. Es waren drei schreckliche Jahre gewesen und nach allem was sie wusste, würden die restlichen Tage ihres Lebens nicht viel besser werden.
Der Taisin hatte sich inzwischen etwas aufgerichtet, starrte aber immer noch mit hasserfüllten Augen auf Erik und schien den Rest seiner Umgebung nicht wahrzunehmen.
„Hasserfüllt“, als ob man bei diesen Gestalten wirklich sehen konnte, was sie fühlten. Nicht viel vermutlich. Niemand, der Gefühle irgendeiner Art hatte, tat, was diese Monster taten. Sälvor beugte sich neugierig über den Taisin. Sein Gesicht war von Schmerzen verzerrt und schwarze, stechende Augen schauten aus tiefen Augenhöhlen. Es wirkte abstoßend, so wie sie es erwartet hatte.
Kurz schweifte ihr Blick über die Umgebung, alle ihre Gefährten waren inzwischen wieder auf den Beinen und begannen die Beute einzusammeln. Viel Zeit blieb ihnen nicht mehr. Schon bald konnte eine weitere Gruppe Taisin erscheinen und dann war es besser, sie waren schon wieder mitten im Wald, denn eine Chance gegen diese Wesen hatten sie nur aus dem Hinterhalt.
Eine rasche Bewegung des Taisin ließ sie erschrocken zur Seite springen und nach ihrer Waffe greifen. Trotz seiner schweren Wunden bewegte sich der Taisin viel schneller als sie und war schon auf den Beinen, bevor sie überhaupt ihre Waffe gezogen hatte. Erik hatte er dabei ohne Probleme zur Seite gestoßen. Noch ein weiterer Schritt und er würde sie erreicht haben. Endlich hatte sie ihre Axt in der Hand und erhob sie zum Schlag. Ihr Herz raste. Auf einen Kampf war sie überhaupt nicht vorbereitet gewesen. Gerade eben hatte der Taisin noch sterbend am Boden gelegen und jetzt war sie es, die in höchster Gefahr schwebte. Sie verfluchte sich dafür, dass sie ihren Schild nicht wieder aufgehoben hatte. Jetzt hatte sie nur die Axt um sich zu verteidigen und mit der, das wusste jedes Kind, konnte man nicht parieren.
Plötzlich taumelte der Taisin. Er machte noch einen weiteren kleinen Schritt auf sie zu, dann blieb er stehen und ließ seine Waffe sinken. Seine Wunden schienen doch zu schwer gewesen zu sein.
Erst als er zu Boden fiel, sah sie die Axt, die in seinem Hinterkopf steckte. Zehn Meter von ihr entfernt hob Hallkell grüßend die Hand. Der alte Hallkell, nie wog er sich in Sicherheit.
„Deswegen lebe ich noch und mancher stärkere, schnellere Mann nicht mehr“ waren immer seine Worte zu diesem Thema gewesen. Wieder einmal verdankte sie ihm ihr Leben. Mühsam zwang sie sich dazu, sich auf die drängendsten Probleme zu konzentrieren. Sie mussten hier verschwinden und zwar schnell.
„Sjolfr, Valka, geht jeweils ein Stück den Weg hinauf und haltet Wache. Der
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