Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Rest sammelt alles ein, was wir gebrauchen können. Beeilt euch.“
Hallkell begab sich zu ihr:
„Er schien wirklich sterben zu wollen, er wusste doch, dass er das nicht überleben würde.“
„Sie hassen uns. Uns zu töten scheint ihnen wichtiger zu sein, als zu leben. Sie sind einfach anders als wir.“
Sälvor beendete das Gespräch nach diesem Satz, indem sie einen Schritt nach vorne machte und aufmerksam ihre Gefährten betrachtete. Im Moment war ihr nicht nach reden zumute. Die Beute war ansehnlich. Die Satteltaschen der Taisin waren prall gefüllt gewesen, anscheinend hatten sie für einen langen Ritt geplant und auch wenn das ihrer Gruppe noch lange nicht über den nahenden Winter helfen würde, so war es doch ein Anfang. Leider trugen die Pferde keine menschlichen Reiter. Man konnte sie nicht einmal mitnehmen, um sie zu schlachten, da sie nach allem ausschlugen, was kein Taisin war.
„Reiter!“
Erschrocken fuhr Sälvor herum. Valkas Stimme klang geradezu panisch. Von ihrer Position konnte die junge Kriegerin etwa zwei Meilen weit sehen, also blieben ihnen noch etwa drei oder vier Minuten. Es war keine Zeit zu verlieren.
„Lasst alles fallen, was noch nicht verpackt ist. Wir müssen tiefer in den Wald!“
Auf ihr Kommando fingen sie alle an, den Hügel hinaufzurennen, den sie erst vor wenigen Minuten heruntergestürmt waren. Valka, die schnellste Läuferin in der Gruppe, hatte, unbelastet von schwerem Gepäck, inzwischen aufgeschlossen, auch Sjolfr war nah herangekommen. Sie mussten den dichteren Teil des Waldes erreichen, bevor die Pferde heran waren oder sie würden alle sterben. So schnell sie konnten, rannten sie durch den lichten Eichenwald. Dennoch würden ihre Verfolger sie bald eingeholt haben. Ihr schweres Kettenhemd schien sie regelrecht nach unten zu ziehen, dieses Tempo würde sie nicht mehr lange durchhalten. Ihre Entscheidung fiel schnell:
„Lasst alles fallen außer euren Waffen!“
Lebensmittel, so schwer der Verlust sie treffen würde, konnten sie wieder erbeuten, aber nur, wenn sie am Leben blieben. Um sie herum ließen ihre Gefährten das schwere Gepäck fallen. Derart erleichtert beschleunigte sich das Tempo der Gruppe kurzzeitig, das stetig lauter werdende Getrappel von Hufen machte jedoch deutlich, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb.
„Da hinauf!“, schrie Hallkell und drehte sich fragend nach Sälvor um, die nur nicken konnte. Sie würden den dichten Teil des Waldes nicht mehr rechtzeitig erreichen und der Hügel, der sich zu ihrer Rechten befand, war wohl die beste Alternative. So rannte die gesamte Gruppe den Hügel hinauf. Schon konnten sie die lauten Schreie ihrer Verfolger hören.
„Versteckt euch hinter den Bäumen!“
Mehr musste Sälvor nicht rufen, um die die Taktik für den bevorstehenden Kampf festzulegen. Sie sah noch, wie Valka behände einen Baum erklomm und ihren Bogen von ihren Schultern nahm. Nur wenige Schritte entfernt, aber außer Sicht, machte Leifi wohl in diesem Moment dasselbe. Vor drei Jahren hätte sie das als feige angesehen, heute vergrößerte es ihre Überlebenschancen und das war Grund genug. Die traditionellen Regeln des Krieges galten nicht gegen diese Monster. Schwer atmend blickte sie sich um. Von ihrer Position aus konnte sie nur den jungen Niusi und Sven sehen. Und natürlich Hallkell, der nie von ihrer Seite wich. Alle hielten sie ihre Waffen fest umklammert und erwarteten auf der den Reitern abgewandten Seite der Bäume,den gegnerischen Ansturm. Immer noch hatte Sälvor keine genaue Vorstellung von der Zahl ihrer Verfolger, aber es dürften mehr sein als sie, nach der Lautstärke ihrer Schreie zu urteilen. Nur noch wenige Sekunden.
Wie ein Sturm brachen die Reiter über sie herein.
„Möge Tuin ihnen ihre Arroganz erhalten“, dachte sie noch, bevor sie dem Pferd des ersten Reiter, der an ihr vorbeiritt, ihre Axt mit aller Kraft in die Seite trieb. Nahezu sofort brachen die Hinterbeine des Pferdes zusammen. Ein kurzes Gefühl von Bedauern durchfuhr Sälvor. Dann konzentrierte sie sich wieder auf das, was vor ihr lag. Ein zweiter Taisin ritt in das gestürzte Pferd des ersten hinein und beide fanden sich unter ihren Pferden begraben wieder. Hallkell und sie töteten die beiden nahezu gleichzeitig. Auch anderswo war der Kampf in vollem Gange, wie Kampfeslärm und Schreie ihr mitteilten.
Die zwei gestürzten Pferde bildeten ein natürliches Hindernis und beschützten sie vor dem nächsten Reiter, der um das Hindernis
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