Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Wichtigste, alles andere war zweitrangig. Wenige Minuten später war die Gruppe wieder in Bewegung, in Richtung ihres kleinen Lagers. Nicht schnell, die Verletzten und das viele Gepäck verlangsamten sie stark, aber wenn keine weiteren Reiter kamen, würden sie es noch vor Einbruch der Dämmerung erreichen.
Der Tag hatte so gut begonnen und jetzt zogen sie, geschlagen und viele gute Männer und Frauen weniger, nach Hause.
VII
Als Tain die Leiche seines Bruders in seinen Händen hielt, erfüllte ihn nur der Gedanke an Rache.
Dafür würden diese Barbaren bezahlen!
Mit offenen Händen waren sie in diese Welt gekommen, um ihren gerechten Anteil an den unermesslichen Reichtümern dieses Planeten zu haben. Aber diese Barbaren hatten nicht verhandeln wollen, sondern dem Unterhändler des Großes Rates den Kopf abgeschlagen. Niemand tötete ungestraft einen Unterhändler! Als der Rat davon erfahren hatte, hatte er die Verhandlungen für beendet erklärt und befohlen, die Mörder zu bestrafen. Ein Befehl dem jeder Taisin nur zu gerne nachgekommen war. Ein Unterhändler war ein heiliger Mann und ihn zu töten war ein Sakrileg. Drei Khaal hatte der Rat hierher entsandt. Diese dreißigtausend Krieger, gestählt in den Schlachten der Grenzkriege, hatten kurzen Prozess mit diesen Mördern gemacht. Nur wenige waren entkommen. Einige davon hatten heute seinen Bruder getötet. Als er seinen Bruder in seinem Geist um Hilfe rufen hörte, hatte er sofort die nächsten Patrouillen ausfindig gemacht und ihren Anführern den dringenden Wunsch vermittelt, den Pfad entlangzureiten, auf dem sein Bruder um sein Leben kämpfte. Leider waren die meisten Taisin zu wenig begabt für die Große Kunst, um ihnen genauere Anweisungen zu übermitteln. Aber diesmal wären sie so oder so zu spät gekommen. Als die erste Patrouille die Stelle erreichte, war sein Bruder schon tot, ebenso wie all seine Begleiter. Die Barbaren hatten keinen am Leben gelassen. Wie eine so wunderschöne Welt mit all ihren Bäumen und grünen Wiesen, Bergen und Flüssen solche Wesen hervorbringen konnte, entzog sich seiner Vorstellungskraft. Aber nicht mehr lange wurden die Taisin diese Welt mit ihnen teilen müssen. Dafür würde er persönlich sorgen.
VII
Schnell drückte sich Arvid an die Wand der Hütte, aber es war zu spät, sein Bruder hatte ihn bereits gesehen.
„Da bist du ja, Bruderherz!“, ertönte laut die Stimme seines Bruders. Bruderherz, nun an ihrer Beziehung war wenig herzlich.
„Wo hast du dich denn den ganzen Tag rumgetrieben? Ich habe überall nach dir gesucht!“
„Wohl eher nach Bier als nach mir!“, antwortete Arvid bissig.
„Nun sei mal nicht so hart zu mir, kleiner Bruder! Da schlägt man sich wochenlang mit diesen verfluchten Barbaren rum und was ist der Dank? Der eigene Bruder sähe einen am liebsten tot!“
Die letzten Worte waren weniger an Arvid als an Ulfs Gefährten gerichtet, die sie mit grölendem Gejohle und Gelächter kommentierten. Sie waren nicht weniger angetrunken als sein Bruder, der jetzt seine Aufmerksamkeit wieder Arvid zuwandte, nicht ohne bei der dazu notwendigen Bewegung genug Bier zu verschütten, um auf dem Boden eine weitere Pfütze zu bilden. „Nun sag schon, wo warst du? Du schuldest deinem älteren Bruder Gehorsam!“
Er selbst fand diese Aussage eindeutig lustiger als Arvid, der anders als sein Bruder nicht von einem heftigen Lachanfall geschüttelt wurde. Zu seinem Erschrecken entdeckte Arvid auch die junge Frau, der er gefolgt war, in der Gruppe. Auch sie lachte über ihn.
„Ich war am Hof!“, antwortete er und versuchte dabei seine Stimme so fest wie möglich klingen zu lassen.
„Am Hof? Mal wieder den alten Herren die Stiefel geputzt? Warum kommst du nicht mit uns? Das ist doch kein Leben für einen Mann! All die Schriftrollen, das macht doch jeden krank und schwächlich!“
Da war er wieder, der alte Vorwurf, den er so oft gehört hatte von seinem Vater, von seinen Brüdern, von seinen sogenannten Freunden, von jedem. Sie alle konnten nicht verstehen, was ihn an den Schriftrollen so begeisterte. Die meisten konnten nicht einmal lesen. Sie wussten nicht, was ihnen entging. Natürlich war er schwächer als sein Bruder, kleiner und hässlicher, aber er wusste Dinge von denen sein Bruder nie auch nur gehört hatte. Aber dies zu sagen, war völlig sinnlos, wie er oft genug hatte feststellen müssen. Deswegen zuckte er als Antwort nur mit den Schultern.
„Hat dir die Pracht des Hofes die
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