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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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ganzen Weg mitgeschleppt haben? Warum überhaupt hatten sie ihn mitgenommen? Es gab überhaupt keinen Grund dazu. Weder war er eine besonders wichtige Person, noch dürfte es ihnen an Gefangenen mangeln. Außer sie hatten sie alle umgebracht nach der Schlacht. Aber er lebte ja auch noch und … Sein Verstand ließ sich nicht beruhigen. Immer wieder kreisten seine Gedanken um das Schicksal, das ihm blühen würde. Er stolperte nur noch voran und als er von einem Hügel aus das offensichtliche Ziel ihrer Reise erblicken konnte, empfand er nur Erleichterung. Vergessen war Gefangenschaft und der ihm vielleicht drohende Tod, allein die Vorstellung mehrere Tage an einem Ort zu verbringen und nicht jeden Tag dutzende Meilen zu marschieren, reichte aus, um ihn vorerst zufrieden zu stellen.
    Die Siedlung, die er erblickte, war durchaus beeindruckend. Um ein Vielfaches größer als sein Heimatdorf war sie von einem Erdwall und einer noch nicht überall fertiggestellten Palisade umgeben. Auf einem Hügel in der Mitte befand sich eine Art Burg, bestehend aus einem zweiten Erdwall, gekrönt von einer Palisade und einem hohen Turm. Aufgeregt unterhielten sich die Maegrin. Obwohl er sich alle Mühe gab, verstand Thomas kein Wort und bald schweiften seine Gedanken ab. Stärker als alles andere, was er in den letzten Tagen gesehen, ließ ihn das Alltagsleben, das sich jetzt vor seinen Augen abzeichnete, spielende Kinder, Frauen bei der Feldarbeit, all die kleinen Dinge, die er bisher nie beachtet hatte, sein Zuhause vermissen. Wie gerne würde er jetzt auf dem Boden der Hütte liegen, nahe am warmen Feuer und dabei den Geschichten seines Großvaters lauschen, die ihm vor weniger als einem Monat noch so langweilig vorgekommen waren. Oder den Frauen beim Waschen unten am Fluss zusehen, seine kleine Schwester ärgern, mit Ljulin Fangen spielen. Tränen liefen jetzt sein Gesicht herunter. Erst als die Gruppe sich wieder in Bewegung setzte, hatte er sich wieder einigermaßen unter Kontrolle. Zügig schritten sie auf das Dorf zu, in dem sich in den nächsten Tagen seine Zukunft entscheiden würde. Oder schon entschieden hatte.
     

VI
     
    Zufrieden blickte Sälvor auf die kleine Gruppe von Männern und Frauen, die sich rechts und links von ihr in den Büschen versteckt hielten. Dreizehn an der Zahl, die meisten von ihnen viele Jahre jünger als sie, folgten sie doch bereitwillig ihren Befehlen. Direkt neben ihr kauerte Hallkell, ihr engster Vertrauter und zweiter Befehlshaber. Beide hatten sie mehr als fünfzig Winter erlebt und heute merkte sie jeden einzelnen. Früher hätte sie stundenlang ausharren können, ohne es als wirklich beschwerlich zu empfinden. Nun reichte eine halbe Stunde auf dem kalten Waldboden, um sämtliche ihrer Gelenke schmerzen zu lassen. Hallkell ging es wohl genauso. Aber auch auf seinem Gesicht fand sich ein zufriedenes Lächeln. Sie schlugen zurück. Drei Jahre lang hatten sie gekämpft, bis es aussichtslos wurde. Danach hatten fast alle noch lebenden Maegrin das Land verlassen. Sie selbst hatte ihren Mann und ihre beiden Söhne im Krieg verloren, welchen Sinn hatte da noch das Weiterleben? Und so war sie geblieben. Einige, wie Hallkell hatten sich geweigert sie alleine zurückzulassen, andere, wie Frida oder Erik, waren aus ihren eigenen Gründen geblieben. Bei allen war es der gleiche: Rache.
    Vor drei Jahren wäre sie Menschen wie Frida aus dem Weg gegangen. Sie lebte nur noch, um Rache zu nehmen. Sie redete kaum und pflegte ihre Waffen mehr als sich selbst. Im Kampf verfiel sie in einen Schlachtenwahn, den Sälvor zuvor nur aus den alten Sagen gekannt hatte.
    „Sie kommen.“
    Hallkells leise Stimme brachte sie zurück in die Gegenwart. Sie konzentrierte sich wieder auf den Weg vor ihnen. Langsam ritten die Taisin auf ihren großen Pferden heran. Eine unbestimmte Furcht erfasste Sälvor, als sie näherkamen. Wie jedes Mal, wenn sie auf diese fremden Wesen traf. Sie gehörten einfach nicht hierher. Eigentlich konnte sie sich keine Welt vorstellen, in die sie gehörten. Sie sahen aus, als ob sie nie in ihrem Leben Sonne gesehen hätten. Bleich und hager, wie Geister aus den Geschichten ihrer Großmutter.
    Inzwischen waren die Taisin auf weniger als fünfzehn Meter herangekommen. Nur noch ein wenig näher und die acht Reiter würden alle sterben. Die Taisin taten ihr den Gefallen.
    „Die achten ja nicht einmal auf ihre Umgebung, arrogante Bastarde“, dachte Sälvor, bevor sie einen Raben nachahmte und damit

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