Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Sprache verschlagen?“
„Ich sehe nur keinen Sinn darin mit dir zu reden, das ist alles!“
Für einen kurzen Moment wirkte sogar sein dickhäutiger Bruder verletzt. Fast bereute Arvid seine Worte.
„Na dann gehab dich wohl, geliebter Bruder“.
Nach einer eher ungelenken Verbeugung wandte sich sein Bruder von ihm ab und lief unbeholfen die Straße hinunter, gestützt von einem seiner Kumpane. Arvid schaute ihm noch kurz nach. Früher hatte er sich oft gewünscht, so zu sein wie er. So wie alle seine Brüder. Stark und schnell, großgewachsen und beliebt bei jedem. Doch inzwischen hatte er verstanden, dass er eine viel größere Gabe hatte als seine Brüder. Sein Bruder, verbesserte er sich. Die anderen waren alle im Kampf gegen die Taisin gefallen. Ein weiteres Zeichen ihrer Dummheit. Sie konnten nichts entscheiden in diesem Kampf. Nein, nur Magie konnte diese Welt retten.
Langsam machte sich Arvid auf den Weg zu dem Langhaus, in dem er schlief. Auf halbem Weg stoppte ihn ein Dachdecker und den Rest des Tages verbrachte er mit wenig geistreichen Arbeiten. Immerhin gaben sie ihn Zeit zum Nachdenken.
Er vermisste seinen Meister. Tausend Mal hatte er im Geist wieder durchlebt, wie sein Meister zusammengebrochen war und er ihn aus dem Kreis der anderen heraustragen hatte, die verzweifelt versuchten die große Brücke aufrecht zu erhalten, die sein Volk retten sollte. Als er sich über ihn gebeugt hatte, um ihm etwas zu trinken einzuflößen, hatte er gesehen, dass Varn, der Herr des Wissens, tot war. Er war einer der ersten gewesen, die starben.
Alle sechsunddreißig Meister des Wissens hatten sich versammelt. Als die Wachen ihn zwangen zu gehen, lebten noch elf und der Feind war bereits in die Stadt eingedrungen. Wie in Trance war er unter Leitung der Wachen durch die Straßen gerannt, auf die Brücke zu, die hierher geführt hatte. Auf der Brücke angelangt hatte er jedes Gefühl für Zeit verloren und einfach nur einen Schritt vor den anderen gesetzt. Den anderen war es wohl nicht anders gegangen, die Zauber, die ihnen ermöglichten innerhalb eines Tages mehr Meilen zurückzulegen als ein Schiff in einer Woche, hatten sie alle an den Rand des Wahnsinns geführt. Bilder von vergangenen Schlachter waren durch Arvids Kopf gerast, Schreie, hundertfach lauter als er je zuvor gehört hatte, hatten ihn vor Schmerz aufheulen lassen und am Ende hatte er kaum noch Kontrolle über seine Glieder gehabt. Als er auf der anderen Seite angekommen war, hatte er sich, wie die meisten anderen, zuerst übergeben. Die Männer und Frauen um ihn herum waren nur noch ein Schatten ihrer selbst gewesen. Abgemagert und mit fahlen Gesichtern, sahen sie um Jahre gealtert aus. Zu ihrem Glück waren sie nicht die ersten gewesen und so waren rasch Menschen gekommen, die sich um sie kümmerten. Er hatte trotzdem Wochen gebraucht, um sich zu erholen. Seine Gesundheit war nie die Beste gewesen, ganz im Gegensatz zu seinen Brüdern. Dieser Gedanke holte ihn in die Gegenwart zurück. Er war sich sicher, dass die Taisin auf ähnliche Weise auf diese Welt gelangt waren. So viel war wenigstens ihm schon lange klar und wer sonst verfügte überhaupt noch über das Wissen die Angelegenheit zu beurteilen? Nein, wenn jemand wissen konnte, was passiert war, dann er, der letzte Hüter des Wissens. Aber zwischen den Welten wandern war so anders als die Brücke, dass er sich nicht im Mindesten vorstellen konnte, wie sie es bewerkstelligt hatten. Die Brücke war schon ein Werk von größerer Magie gewesen, als er jemals würde wirken können. Das gesammelte Wissen und die vereinten Kräfte aller Meister des Wissens hatte sie geschaffen. Aber er hatte noch nie von jemandem gehört, der zwischen den Welten reisen konnte. Es konnte nicht so viel anders sein. Oder etwa doch?
VIII
Wie all die anderen hatte sich auch Thomas auf dem großen Hügel eingefunden. Ein leichter Wind wehte frische Seeluft zu ihm herauf. Es war ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit. Um ihn herum hatten sich mehrere hundert Maegrin versammelt, um die Hinrichtung zu beobachten. Seit zwei Monaten war Thomas jetzt schon hier, drei Mal hatte er versucht zu fliehen, drei Mal war er gescheitert. Bestraft worden war er nicht. Man hatte ihn nur jedes Mal zu Hafgrimr zurückgebracht, dem er geschenkt worden war oder auch nur zugeteilt, so sicher war sich Thomas da nicht.
Auf der Kuppe des Hügels war eine kleine Plattform errichtet worden, auf der ein großgewachsener Mann kniete. Auf
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