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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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fast taghell. Nahezu Vollmond und keine Wolke am Himmel. Die ganzen letzten Tage hatte es ununterbrochen geregnet und ausgerechnet heute war die Nacht sternenklar. Sollte er aufgeben? Wie sollte er denn jetzt ungesehen an die Burg herankommen, geschweige denn hinein? Vielleicht war morgen ein besserer Tag, besser geeignetes Wetter?
    Aber morgen konnte der König schon tot sein! Er musste einfach heute handeln! So gefährlich es auch für ihn sein würde, es ging um die Zukunft seines Volkes, ja dieser ganzen Welt!
    Dieser Entschluss gab ihm neuen Mut und schnell machte er sich daran, die Werkzeuge aus seinem kleinen Versteck im Schuppen zu holen. Mit dem Sack über seine Schulter geworfen machte er sich auf den Weg zur Burg. Die Straßen waren menschenleer, bis auf wenige Patrouillen, die man aber schon von weitem kommen hörte und dementsprechend einfach umgehen konnte. Trotzdem konnte Arvid vor Angst kaum laufen. Für jeden Meter, den er der Burg näher kam, schien sein Herz doppelt so schnell zu schlagen.
    „Wenn mein Bruder mich jetzt sehen könnte, würde er sich totlachen“, dachte Arvid und korrigierte sich dann: „Wenn mein Bruder mich jetzt sehen könnte, würde er mich totschlagen.“
    Für seinen Bruder war er ein Verräter, dessen war er sich sicher. Kein Maegrin würde für ihn Verständnis haben, außer Skjoldr vielleicht, aber der war wohl tot oder weit, weit weg. Als er an der Burg ankam, sah er die Sinnlosigkeit seines Unterfangens sofort. Waren die Gassen noch halbwegs dunkel gewesen, so tauchte der Mond den gesamten Burghügel in silbriges Licht. Wenn auch nur eine Wache auf der Mauer stand, würde er gesehen werden.
    Arvid blieb stehen und starrte auf den Hügel. Er musste mit dem König sprechen, schließlich kamen jeden Tag mehr und mehr Taisin auf diese Welt und Sigurd war nicht bereit, etwas zu unternehmen. Aber er konnte nicht. Was sollte er nur tun? Er musste die Wachen ablenken. Irgendwie. Hätte er doch nur noch jemanden bei sich, mit dem er das Problem diskutieren könnte. Aber er war allein, niemand war da, mit dem er hätte reden können und allein konnte er ja auch schlecht an einem Ende der Stadt ein Ablenkungsmanöver starten und im gleichen Moment in die Burg eindringen. Aber wenn er das ganze irgendwie zeitversetzt machen könnte? Er könnte ein Feuer legen, irgendwo in der Stadt und mit etwas Glück war er wieder an der Burg, wenn man es bemerkte. Aber ein Feuer würde die ganze Stadt wecken und damit auch die Leute in der Burg. Aber vielleicht konnte er dann in all dem Chaos, das entstehen würde, einfach durch das Tor schlüpfen und musste gar nicht über die Mauer? Einen Versuch war es wert. Es war sowieso seine einzige Chance. Aber was sollte er anzünden? Ein Haus würde nicht genug Aufmerksamkeit auf sich ziehen und von den Werften bis zur Burg war es ein weiter Weg.
    Am besten würde er wohl einen der großen Kornspeicher anzünden, das würde für mehr als genug Ablenkung sorgen.
    Die Kornspeicher lagen im Norden der Stadt. Fest gebaut und mit nur einer Tür waren sie die bestbewachten Gebäude nach der Burg. Aber er würde schon einen Weg finden, einen davon in Brand zu setzen.
    „Sag mal, war da nicht gerade jemand?“
    „Wo? Ich habe nichts gesehen!“
    „Dort drüben bei dem Schuppen!“
    Arvid drückte sich gegen die Schuppenwand und hoffte, dass er in ihrem Schatten nicht zu sehen war. Wenn sie den Sack durchsuchten, war er verloren.
    „Ach du siehst doch Gespenster! Wie gestern auch schon! Ich bin es leid wegen dir dauernd überall nachschauen zu müssen!“
    Die Wache machte sich wieder auf den Weg.
    „Vielleicht hast du Recht, ich sehe auch nichts mehr!“
    Nach einem letzten prüfenden Blick ging jetzt auch die zweite Wache weiter. Erst als sie außer Sichtweite waren, traute Arvid sich wieder zu atmen. Mit tiefen Luftzügen sog er die erfrischend kühle Nachtluft in seine Lunge. Er wartete mehrere Minuten, bevor er es wagte weiterzugehen.
    Ohne weitere Zwischenfälle erreichte er die Kornspeicher. Die vier großen Gebäude ragten dunkel in den Nachthimmel und deutlich konnte Arvid die Wachen erkennen, die vor jeder Tür saßen. Die Gebäude selbst waren jeweils fast zwei Dutzend Schritte voneinander entfernt, um ein Übergreifen von Feuer zu verhindern. Das störte Arvid aber nicht, schließlich wollte er nur für eine Ablenkung sorgen und kein Stadtviertel niederbrennen. Als Arvid noch ein Kind gewesen war, war der große Getreidespeicher seiner

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