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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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Lärm machen, wenn er eine der Holzplanken entfernte. Er griff nach seinem Dolch.
    „Der Dolch!“, durchfuhr es ihn. Der steckte in Jorn. Den er getötet hatte. Wie sollte er ohne Dolch das Brett anheben? Mit dem kleinen Kräutermesser, das er immer bei sich trug? Das würde nie funktionieren. Aber etwas anderes blieb ihm wohl nicht übrig. Er zog das dünne Messer. Zum Kräuterschneiden gedacht, war es nur so lang wie sein Ringfinger und die Klinge so dünn, dass sie niemals das aushalten würde, was er mit ihr vorhatte. Versuchen musste er es trotzdem. Er konnte schlecht wieder vom Dach herunterklettern und sich auf die Suche nach einem Dolch begeben.
    Vorsichtig schob er die Messerklinge unter das Brett, das er ausgesucht hatte. Es schien nur von drei Nägeln gehalten zu werden. Manchmal hatte Materialmangel eben auch seine guten Seiten. Tatsächlich begann sich das Brett zu heben. Stück um Stück ging es nach oben. Die Geräusche, die es dabei von sich gab, waren geradezu unerträglich laut. Jemand musste ihm hören.
    Er hielt inne. Von innen war nichts zu hören. Kein Lichtschein kam durch den Spalt. Umso besser. Wenn der König schlief, würde er nicht um Hilfe rufen. Oder er war tot und die Kammer leer. Dann war Jorn umsonst gestorben. Er schob den Gedanken weg. Dann war sowieso alles egal und diese Welt und sein Volk verloren. Darüber konnte er nachdenken, wenn es so weit kam.
    Das Messer brach und das Brett sank wieder in seine Ausgangsposition zurück. Arvid legte das nutzlos gewordene Messer beiseite und griff mit seinen Finger unter das Brett. Es bewegte sich etwa einen Finger breit, doch dann rührte sich nichts mehr.
    „Ab und an wäre es nicht schlecht so kräftig zu sein wie mein geistig beschränkter Bruder“, dachte sich Arvid, während seine Muskeln vor Schmerzen aufschrien. Nichts rührte sich. Plötzlich brach das Brett los, begleitet von mehr Lärm, als Arvid in seinen schlimmsten Visionen befürchtet hatte. Sofort ließ er sich flach auf das Dach fallen.
    „Hamar, was war das?“
    „Was?“
    „Auf dem Dach, das Knarren?“
    „Ach das, vermutlich wieder eine dieser elenden Katzen, die hier überall rumstreunen.“
    „Sollten wir nicht nachschauen?“
    Jarl schien nicht überzeugt.
    „Wenn du dir die Knochen auf dem Dach brechen willst, bitte sehr, ich bezweifle stark, dass jemand an uns vorbei auf das Dach geklettert sein könnte! Wer auch? Wenn Barbaren in der Stadt wären, hätten wir das wohl schon gehört!“
    „Hast ja recht, hast ja recht!“ Jarl schien dankbar, dass Hamar ihm nicht befahl auf das Dach klettern. Arvid wartete noch einige Augenblicke, dann hob er, mit von Angstschweiß nassen Händen, das Brett wieder an. Im Inneren war immer noch alles dunkel. Die Öffnung war gerade breit genug, dass Arvid sich hindurchzwingen konnte. Mit den Füßen zuerst ließ er sich hinab, die schmerzenden Muskeln ignorierend. Es war tatsächlich die Schlafkammer des Königs. Der Raum war von Kräuterduft erfüllt. Kräuter, die Arvid nicht kannte, was ihn überraschte und sein Misstrauen weckte. Zwei gedämpfte Lampen tauchten den hinteren Teil des Raumes in ein fahles Licht, so schwach, dass er sie von oben gar nicht wahrgenommen hatte. Zwischen den beiden Lampen befand sich das Bett des Königs. Langsam trat Arvid näher. Es war wie er befürchtet hatte, der König war an das Bett gefesselt. Offensichtlich wurde er gegen seinen Willen festgehalten, denn seine Unterarme zeigten blutige Wunden, die die Seile gerissen hatten.
    „Mein König?“
    Nichts rührte sich. Arvid trat noch näher. Das Gesicht des Königs war eingefallen, bleich und seine Stirn schweißbedeckt. Ließen sie ihn verhungern? Oder war er gar krank? Durch die Kräuter vielleicht? Auch er selbst fühlte sich immer schwindliger und müder, je länger er die Luft im Raum einatmete. Vorsichtig rüttelte er an der Schulter des Königs. Der junge König wachte auf. Trübe Augen blickten Arvid aus tiefen Augenhöhlen an. Er war krank! Der gesunde Mann, den Arvid noch vor wenigen Monaten mit seinen Freunden auf die Jagd hatte reiten sehen, wirkte schwächlich, fast als ob er im Sterben läge.
    „Seid ihr gekommen mich zu holen?“
    „Ja, mein König, ich werde euch befreien!“
    Der König seufzte.
    „So bist du also der Gesandte Huldas?“
    Arvid machte erschrocken einen Schritt zurück. Huldas war der Gott der Toten, der Halle der Krieger.
    „Ich fürchte den Tod nicht, mein Freund, ihr wird mich von den Schatten

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