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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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befreien, die mich umgeben! Seit der Schlacht begleiten sie mich. Tag und Nacht. Sie sind überall. Da hinter dir ist er. Der Schatten!“
    Arvid fuhr herum, halb damit rechnend, dass Hamar hinter ihm stand, aber da war niemand.
    „Siehst du ihn auch? Niemand glaubt mir. Aber sie sind da!“
    Der König schrie das letzte Worten fast und Arvid hörte die Tür zum Langhaus aufgehen. Schnell versteckte er sich unter dem Bett, dankbar dafür, dass der König auch hier diesen Luxus nicht aufgegeben hatte. Jemand betrat den Raum.
    „Was ist, mein König?“
    Es war Hamar, deutlich zu erkennen an seiner tiefen Stimme.
    „Huldas ist gekommen mich zu holen! Ich bin frei! Wer bist du? Lass mich gehen! Weiche von mir, Schatten! Lass mich!“
    „Mein König, ich bin es, Hamar! Euer treuer Diener!“
    „Hamar?“
    Kurzeitig war so etwas wie Erkennen in der Stimme des Königs zu hören, dann fiel er wieder in seinen Wahn zurück.
    „Nein, Hamar ist tot, wir sind alle tot, im Schattenreich! Und sie lassen uns nicht in Huldas Halle!“
    Gerade eben noch ruhig, schrie der König jetzt fast und warf sich im Bett herum, soweit es die Seile zuließen:
    „Ich möchte wirklich sterben! Lasst mich sterben! Was hab ich getan?“
    „Hier, nehmt das, mein König, das wird euch beruhigen“
    Tatsächlich verstummte der König wenige Augenblicke später. Hamar ging wieder aus dem Zimmer und schloss die Tür. Der kleine Spalt in der Decke war ihm anscheinend nicht aufgefallen. Oder er wartete jetzt draußen auf ihn. Es war sowieso egal. Der König war offensichtlich nicht mehr Herr seiner Sinne. Tiefe Verzweiflung erfasste Arvid. Alles war verloren! Eigentlich konnte er jetzt gleich hier liegen bleiben. Was konnte er jetzt noch tun? Der König war seine letzte Hoffnung gewesen.

XVI
     
    Seit Stunden lagen sie hinter den großen Felsen versteckt und warteten auf die Taisin. Doch die kamen nicht. Seit einigen Wochen waren sie vorsichtig geworden, waren nur noch in großen Gruppen unterwegs, nahmen Umwege in Kauf und versuchten auch sonst alles, um Hinterhalte zu vermeiden.
    „Als ob es vorher nicht schon schwer genug gewesen wäre“, dachte Sälvor grimmig. Ihre Truppe war in den letzten Wochen immer weiter angewachsen. Immer mehr Flüchtlinge und kleine Gruppen hatten sich ihr angeschlossen, so dass sie jetzt fast hundert Kämpfer und mindestens ebenso viele Kinder und Alte anführte. Nicht sie allein natürlich. Zwar hatte sie wohl formell die Obergewalt, aber Balin und einige andere hatten dies nur widerwillig anerkannt. Sie hatten sich in drei Haufen aufgeteilt, einer, der größte, geführt von ihr, die beiden anderen von Balin und Karl. Zweihundert Menschen waren viel zu leicht zu finden und sie wollten ja keine Schlachten schlagen, so schwer das auch dem einen oder anderen alten Kämpfer fiel. Sie hatte sich längst daran gewöhnt. Es war egal wie diese Taisin starben, Hauptsache sie starben. Im offenen Kampf wären die Maegrin leider völlig unterlegen gewesen und so blieben nur Hinterhalte.
    Es war auch so noch schwer genug für all die Menschen genug zu essen aufzutreiben, jetzt wo der Winter vor der Tür stand. Die Taisin ließen sich nicht mehr so leicht überfallen, die Felder waren unbestellt geblieben und die Jagd brachte immer weniger ein. Und in jüngster Zeit waren es eher die Taisin, die Jagd auf sie machten, als sie auf die Taisin. Zwei Mal war sie in den letzten Wochen mit knapper Not einem Hinterhalt der Taisin entgangen. Balin und seine Gruppe hatten sich erst vor wenigen Tagen ihren Weg freikämpfen müssen. Nach allem was sie gehört hatte, war es nur Balins schneller Reaktion zu verdanken, dass sie überhaupt entkommen konnte. Der große Krieger, der sich nie von seiner doppelköpfigen Axt zu trennen schien, war ihnen allen etwas unheimlich. Aber seine Fähigkeiten im Krieg waren schon vor der Invasion legendär gewesen und so hatte sie ihn dankbar aufgenommen.
    Das etwas künstlich klingende Zwitschern des Bergvogels ließ sie grinsen. Haldor würde es nie lernen. Naja, den Taisin dürfte das kaum auffallen.
    Genauso wie Jorven zog sie ihre Streitaxt. Ihr Blick streifte über die Krieger um sie herum. Von einigen kannte sie nicht einmal die Namen, von den meisten anderen nicht viel mehr. Es waren zu viele neue Gesichter. Sie stammten aus den unterschiedlichsten Regionen, aus Städten, aus Dörfern, waren Bauern, Krieger oder Kaufleute gewesen, nur ihr Hass auf die Taisin, die ihr Leben zerstört hatten,

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