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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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auf das Langhausdach geschafft hatte. Und das waren vielleicht zwei Meter gewesen.
    „Es ist nicht so schwer, wie es aussieht!“, meldete sich Thomas von oben. Arvid brachte gerade noch ein verächtliches Schnauben zustande, aber innerlich war ihm zum Heulen zu Mute. Sein ganzer schöner Plan würde scheitern. Er würde nie der große Held seines Volkes sein, sondern hier, auf diesem namenlosen Hügel sterben und in ein paar Monaten würden die Taisin sein Volk endgültig vernichtet haben. Aber hier bleiben konnte er auch nicht und so griff er mit einer Hand nach einem scharfkantigen Felsstück und begann langsam seinen Weg nach oben. Der erwies sich als genauso schwer wie erwartet. Immer wieder rutschte er ab, schürfte sich Beine und Hände an den Felsen auf, einmal fiel ihm sogar ein kleiner Stein auf den Kopf, gefolgt von einer leisen Entschuldigung dieses unfähigen Barbaren. Quälend langsam ging es voran.
    Schließlich ging es nicht mehr weiter. Er saß fest. Zwar war die Klippe nicht so steil, wie er gedacht hatte, sondern häufig von ihm weggeneigt, aber hier war Schluss. Es war Zeit, dass einzusehen. Seit Minuten war er nicht mehr vorangekommen. Alles, was irgendwie nach einer Möglichkeit zum Festhalten aussah, war zu weit entfernt und auch sein linker Fuß fand keinen festen Halt. Die Situation war beschämend. Sollte er um Hilfe rufen?
    „Arvid?“
    „Arvid? Alles in Ordnung?“
    Er antwortete nicht. Diese Genugtuung würde er Thomas nicht gönnen. Der führte sich sowieso mehr und mehr als Anführer auf, obwohl er ohne ihn überhaupt nicht hier wäre. Aber das hatte er anscheinend vergessen.
    „Arvid? Nun sag doch was!“
    Das klang ja richtig besorgt. Hatte der tapfere Krieger aus dem Süden etwa Angst alleine? Arvid musste grinsen. Aber auch dieser aufmunternde Gedanke half ihm nicht wirklich weiter. Zum hundertsten Male versuchte er den Felsvorsprung über sich zu erreichen, aber sogar auf Zehenspitzen war er zu weit entfernt.
    Dann brach der Fels, auf dem er stand, weg. Nicht langsam, sondern mit einem lauten Krachen, innerhalb eines Augenblicks. Mit einer Hand hing er am Fels, während seine Beine verzweifelt versuchten, Halt zu finden. Aber da war nichts. Nur die Kraft in seinem linken Arm trennte ihn vom sicheren Tod. Deutlich spürte er schon wie sie nachließ. Das war nun wirklich nie seine Stärke gewesen. Schon großartig, dass er hier starb. Oh wie peinlich seinem Bruder so ein Tod wohl gewesen wäre. Nun, wenn er schon starb, dann konnte er wenigsten bestimmen wann.
    Langsam löste er einen Finger nach dem anderen. Vielleicht würden sie sogar glauben, dass er Thomas verfolgt hatte und er würde doch noch als Held gefeiert werden. Der Gedanke brachte ein Lächeln auf sein Gesicht. Dann fiel ihm Ida ein. Die würde reden. Vermutlich schon geredet haben. Dieses verfluchte Miststück.
    Eine warme Hand packte sein Handgelenk und zog ihn nach oben. Thomas, es konnte nur Thomas sein, hatte wirklich erstaunlich viel Kraft.
    „Warum hast du mich nicht gerufen, Arvid? Ich hätte dir geholfen!“
    Arvid antwortete nicht, ließ sich aber nach oben ziehen und half sogar mit, als seine Beine endlich wieder Halt fanden. Irgendwann hatte er den kleinen Vorsprung erreicht, von dem aus ihn Thomas gerettet hatte.
    Warum hatte er das getan? Er atmete schwer, nicht so sehr, weil ihn der Aufstieg so erschöpft hatte, Thomas hatte wohl gerade die meiste Arbeit verrichtet, als vielmehr, um nicht reden zu müssen.
    „Das war ich dir wohl schuldig!“
    „Hm“, war alles, was Arvid herausbrachte. Dachte Thomas jetzt, dass seine Schuld beglichen sei? War das ein letzter Gnadenakt? Oder wollte er ihm tatsächlich helfen?
    Nun, dass würde sich ja bald herausstellen. Arvid beschloss darauf jetzt keinen weiteren Gedanken mehr zu verschwenden, er konnte eh nichts ändern.
    Der Rest des Aufstiegs verlief schweigend, aber Thomas hatte jetzt immer ein wachsames Auge auf ihn gerichtet und half ihm noch zwei Mal über schwierige Stellen hinweg. Oben angekommen waren beide so erschöpft, dass sie sich erst einmal fallen ließen und einfach im feuchten Gras lagen.
    Bis Thomas ihn dann irgendwann, nach viel zu kurzer Zeit, wieder auf die Füße zog. Gemeinsam stolperten sie weiter durch die Nacht. Am Tag versteckten sie sich immer, was auch nicht ohne Risiko war, denn zwei Mal wären sie fast entdeckt worden, aber wenn sie weitergereist wären, hätte sie mit Sicherheit eine Gruppe aufgegriffen.
    Die Dämmerung war

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