Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
Vom Netzwerk:
diese Chance schien zu schwinden, je länger das Gespräch dauerte. Alva schien seine Nervosität zu bemerken und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    „Ich denke jeden Tag an Frauen und Kinder, denn viele von ihnen stehen in der Schlacht neben mir.“
    Bei diesen Worten Hafgrimrs erhob sich zustimmender Jubel aus den Reihen seiner Anhänger. Alva stimmte, wie Ulf selbst, nicht mit ein.
    „Siehst du nicht, was aus unserem Volk geworden ist, Hafgrimr? Die Sänger singen nur noch Lieder über Tod und Untergang, die Kinder ziehen in den Krieg statt zu spielen und wo einst zehn von uns saßen, sitzt jetzt noch einer!“
    „Ich sehe ein freies Volk, Sigurd! Ohne König, ohne Adel. Ein Volk bei dem Können und Wissen mehr zählen als Abstammung und Haarpflege. Und ich sehe einen winselnden alten Mann vor mir, der zu schwach für diese Wahrheit ist!“
    Schwerter wurden gezogen und Äxte aus Gürtel gerissen, Drohrufe ausgestoßen. Ulf schob Alva hinter sich, beziehungsweise er versuchte es, doch seine Frau blieb an seiner Seite, mit der Streitaxt in der Hand.
    Jetzt trat Skjoldr aus dem Schatten der Wand. Blond gelockte Haare und immer noch in feinen Stoff gekleidet, bildete er einen Kontrast zu Hafgrimrs Anhängern, der größer nicht hätte sein können.
    „Hafgrimr, Hafgrimr, ich bin mir der Differenzen zwischen uns durchaus bewusst, aber die muss man ja nicht gleich mit der Axt lösen. Sicherlich können wir doch auch zu einer friedlichen Lösung kommen, denkst du nicht auch?“
    Der arrogante Ton Skjoldrs stand in keiner Weise im Einklang mit den Worten, die er sprach. Gerade setzte er an weiterzureden, da ergriff Hafgrimr wieder das Wort. Ulf umklammerte den Griff seines Schwertes noch fester, falls das überhaupt möglich war.
    „Skjoldr! Schön dich auch mal im Licht zu sehen! Hatte schon gedacht, du traust dich gar nicht mehr aus deiner Ecke!“
    War die Stimmung vorher schon gefährlich geladen, so trugen diese Worte kaum zur Beruhigung bei. Und Hafgrimr war noch nicht fertig.
    „Seit wann wusstest du denn von dem Hinterhalt? Hast dein Eingreifen ja perfekt mit deinen llaevischen Freunden abgepasst!“
    Totenstille.
    Gefolgt von ohrenbetäubendem Lärm, als auch der letzte Maegrin nach seiner Waffe griff. Jetzt war das Blutbad unvermeidlich. Einen Maegrin des Verrats bezichtigen, das war etwas, was nicht vergeben werden konnte.
    Wie alle um ihn herum machte er sich bereit für den Ansturm seiner Gegner und für den Tod. Wieder einmal. Aber diesmal schien er düstere Gewissheit. Sie waren zu wenige, zu viele waren in der Schlacht gefallen oder verletzt worden und zu viele neue Krieger hatte Skjoldr mit sich gebracht. Zweihundert gegen mindestens das doppelte, wenn nicht dreifache. Vielleicht konnten sie sich den Weg aus der Stadt freikämpfen, aber er war sich gar nicht so sicher, ob Hafgrimr das überhaupt wollte. Vermutlich war das hier für ihn eine genauso gute Stelle für einen Heldentod wie jeder andere Ort.
    Ein greller Blitz erleuchtete den Platz. Ulf war geblendet und sah nur noch graue Schemen.
    „Genug!“, hörte er eine kraftvolle Stimme rufen, die er nicht zuordnen konnte.
    „Wir werden nicht dulden, dass Maegrin gegen Maegrin, Bruder gegen Bruder, Vater gegen Sohn kämpft!“
    Wer sprach da? Wer wagte es sich zwischen zwei für die Schlacht bereite Gruppen von Kriegern zu stellen und ihnen zu befehlen aufzuhören?
    „Die sieben Götter verbannen euch aus der Stadt, Hafgrimr! Kehrt erst zurück, wenn ihr eure Gedanken von Gewalt abgewendet haben!“
    Die Priester! Das war Olain, der Priester Tuins gewesen, der diese Worte gesprochen hatte. Nur langsam kehrte Ulfs Augenlicht zurück.
    Skjoldrs Anhänger fingen an leise Jubelrufe auszustoßen, nicht sicher ob der Priester seine Rede schon beendet hatte. Doch der stand einfach zwischen ihnen, in der rechten Hand die Streitaxt, in der linken den schweren Eichenstab. Neben ihm standen die Priester der sechs anderen Götter, alle bewaffnet, alle mit entschlossenen Gesichtern.
    Die Anhänger Hafgrimrs schauten sich unschlüssig an und selbst Hafgrimrs Gesichtsausdruck ließ Ratlosigkeit erkennen. Damit hatte er nicht gerechnet. Damit hatte niemand gerechnet.
    Die ersten ließen ihre Waffen sinken.
    „Wir gehen!“, ließ Hafgrimr seine Stimme hören. Die traditionelle Danksagung an die Tempel sprach er nicht.
    Lautes Jubelgeschrei brach auf Skjoldrs Seite des Platzes aus. Wie ein geschlagenes Heer zog Hafgrimr mit seinen Kriegern ab, begleitet

Weitere Kostenlose Bücher