Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Und sie werden nicht Halt machen, wenn sie die Heimat der Maegrin unterworfen haben, sondern auch hierher kommen.“
„Ich sehe schon, du lässt dich nicht abhalten. Willst du nicht wenigstens einige Tage hier bleiben?“
„Nein, wir müssen morgen schon weiter!“
Sie alle schwiegen. Der Gedanke jetzt schon wieder von Sam und von der Sicherheit, die das Lager bot, Abschied nehmen zu müssen, beraubte ihn all der Fröhlichkeit, die er zuvor gespürt hatte und auch über den Rest hatte sich schon der Wehmut des Abschieds gelegt.
„Ich werde dich begleiten, Thomas, zweifle daran nicht! Dich werde ich so schnell nicht wieder aus den Augen lassen! Jetzt sollten wir euch beide aber erst einmal in Ruhe lassen. Esst noch mal was und schlaft euch aus. Wir haben morgen einen langen Weg vor uns, wenn auch vielleicht nicht so lang wie ihr erwartet. Das Heerlager des Königs ist weniger als einen Tagesmarsch entfernt“
Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte Thomas. Dankbar nickte er Sam zu und bedeutete dann Arvid ihm zu folgen. Beide richteten sich ihre Nachtlager in einer der Hütten ein und als sie fertig waren, fragte Arvid nur:
„Was wurde gesagt?“
XXIII
Noch bevor sie es sehen konnten, rochen sie das Lager schon. Der Geruch tausender Menschen, von Kochstellen und Latrinen, zog über die Hügel zu ihnen herüber. Ohne Probleme wichen sie zwei Patrouillen aus. Augenscheinlich fühlte sich das Heer sehr sicher, denn sonderlich aufmerksam waren die Soldaten nicht gewesen. Schon von weitem hatten sie sie reden gehört und rechtzeitig einen anderen Weg nehmen können.
Sam war vorausgegangen, um das letzte Stück des Weges zu erkunden. Thomas bewunderte, wie geschickt der Jäger vorging. Obwohl Thomas wusste, wo er war, konnte er ihn kaum ausmachen.
Jetzt hatte er die Kuppe des Hügels erreicht. Vermutlich sah er das Lager schon. Er winkte sie heran und so bewegten sich auch Thomas und Arvid langsam den Hügel hinauf. Das letzte Stück krochen sie. Das Lager war riesig. Es bestand aus hunderten von Hütten und Zelte und war umgeben von einem eilig aufgeschütteten Wall, der von einer Palisade gekrönt wurde. Die Patrouillen fühlten sich vielleicht sicher, aber Sion schien kein Risiko eingehen zu wollen. Selbst Arvid schien von der Größe des Lagers beeindruckt. Hörbar zog er beim Anblick der vielen Menschen die Luft ein. Wie ein riesiger Ameisenhaufen wirkte das Lager auf diese Entfernung. Überall brannten Kochfeuer und sogar einige Schmieden, soweit man das auf die Entfernung sagen konnte, waren eingerichtet worden. Thomas war tief beeindruckt.
„Man kann über Sion sagen, was man will, aber organisieren kann dieser Schweinehund“, unterbrach Sam seine Gedanken.
Thomas nickte nur.
„Den Rest des Weges müsst ihr alleine gehen, die Gefahr ist zu groß, dass ich erkannt werde.“
Thomas dachte an den Streit am Vorabend zurück. Fast alle Männer hatten sich dagegen ausgesprochen, dass Sam sie begleitete. Nicht, dass sie Thomas seinem Schicksal überlassen wollten, aber sie sahen nicht wirklich ein, warum er unbedingt zum König musste und nicht einfach bei ihnen blieb. Thomas war dankbar, dass Sam seine Schilderung akzeptiert und sie trotz aller Widerstände begleitet hatte. Ohne ihn wären sie kaum so nah an das Lager herangekommen, da machte er sich keine Illusionen.
„Bleib' bei unserem Plan. Arvid ist dein Gefangener. Sie werden versuchen, ihn dir am Tor abzunehmen. Bestehe darauf, dass du ihn selbst zum Gefangenenlager bringen willst. Spiel den arroganten jungen Krieger, der sich seinen Ruhm nicht stehlen lassen will, wenn es nötig sein muss. Dann versuche irgendwie zum König zu kommen. Wie das gehen soll, kann ich dir nicht sagen.“
Schon gestern waren sie den Plan mehrfach durchgegangen und so waren Sams Worte nichts Neues für Thomas.
„Danke, Sam!“, sagte er und bemühte sich seiner Stimme einen festen Klang zu geben.
Sam machte sich daran, Arvid die Hände zu fesseln. Arvid zuckte kurz zusammen, ließ die Prozedur dann aber wortlos über sich ergehen. Nach längerer Diskussion hatte auch er eingesehen, dass er schlecht als Bote der Maegrin mit allen Ehren ins Lager reiten konnte. Ihre einzige Chance war es, direkt mit dem König zu sprechen.
Sam klopfte ihm noch einmal auf die Schulter, dann war er verschwunden.
Thomas blickte Arvid an, doch der zuckte nur mit den Schultern. Sonderlich gesprächig war er, von dem gestrigen Gespräch abgesehen, in den letzten Tagen nicht
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